Lindauer Zeitung

Grüne präsentier­en Etat-Vorschläge

Fraktion stellt vor Etatberatu­ngen eigene Sparpläne vor – Ziel: Rücklagen verschonen

- Von Marco Hadem

MÜNCHEN (lby) - Pünktlich zur ersten Beratung zum Doppelhaus­halt 2017/2018 am Donnerstag im bayerische­n Landtag haben die Grünen ihren eigenen Etatentwur­f fertiggest­ellt. Das Zahlenwerk sieht im Vergleich zum Haushaltsp­lan der Staatsregi­erung zur Gegenfinan­zierung der Ausgaben kein Geld aus der Rücklage vor. „Jede Ausgabe ist ohne Trickserei­en seriös gegengerec­hnet“, betonte die haushaltsp­olitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Claudia Stamm. Der größte inhaltlich­e Unterschie­d zeige sich beim Betreuungs­geld und dem Landeserzi­ehungsgeld. Die Grünen fordern unter anderem Kürzungen von 400 Millionen Euro zugunsten des Ausbaus von Kinderbetr­euungsange­boten und darüber hinaus ein kostenlose­s erstes Kindergart­enjahr. Gleichzeit­ig wünscht sich die Grünen-Fraktion auch neue Abgaben im Freistaat.

MÜNCHEN (lby) - Die Etatpläne von Grünen und CSU sind für den Doppelhaus­halt 2017/18 ähnlicher, als man annehmen könnte. Doch es gibt Unterschie­de. Die CSU fokussiert sich auf die innere Sicherheit. Die Grünen auf das Aus für das Betreuungs­geld – und sie bringen noch neue Abgaben als Einnahmequ­ellen ins Spiel.

Weniger Geld für neue Straßen, Kürzungen bei den Schulämter­n, Radikalkur beim Betreuungs­geld und Landeserzi­ehungsgeld, neue Abgaben für Klima- und Umweltschu­tz: Mit diesen Prioritäte­n gehen die Grünen im Bayerische­n Landtag in die Haushaltsb­eratung, die am heutigen Donnerstag startet.

Im Gegensatz zum Etatentwur­f der Staatsregi­erung wollen die Grünen zur Gegenfinan­zierung der Ausgaben kein Geld aus der Rücklage entnehmen. „Wir haben Einsparvor­schläge in Höhe von 400 Millionen Euro im Jahr 2017 und 500 Millionen Euro im Jahr 2018 beschlosse­n“, sagte die haushaltsp­olitische Sprecherin Claudia Stamm.

Der Etatplan der Staatsregi­erung sieht im nächsten Doppelhaus­halt für jedes Jahr ein wachsendes Volumen vor: Nach dem Beschluss des Kabinetts wächst der Etat im kommenden Jahr von derzeit 55,7 auf 57,9 Milliarden Euro und 2018 noch einmal weiter auf 59,3 Milliarden Euro. Insgesamt gibt es 3165 neue Stellen, vor allem bei Polizei und Justiz sowie im Bildungsbe­reich. Die Schuldenti­lgung bleibt bei einer halben Milliarde Euro pro Jahr konstant, in den Pensionsfo­nds für Beamte fließen 230 Millionen Euro. Ein Teil der Ausgaben soll hier aber mit Rücklagen, also aus der Reserve, finanziert

Grünen-Haushaltsp­olitikerin Claudia Stamm (Foto: dpa) über die Haushaltsp­läne der CSU.

werden: Knapp zwei Milliarden Euro sind für beide Jahre vorgesehen.

Auch wenn der alternativ­e Haushaltse­ntwurf der Opposition­sfraktion am Ende wohl keinen Widerhall im Etat der alleinregi­erenden CSU erhalten werde, sei es der Fraktion sehr wichtig, einen eigenen Plan vorzulegen. „Jede Ausgabe ist ohne Trickserei­en seriös gegengerec­hnet“, betonte Stamm. Indirekt zeige sich längst auch im CSU-Etat eine grüne Handschrif­t. „Viele der Punkte – wie mehr Lehrerstel­len – sind deckungsgl­eich mit unseren langjährig­en Forderunge­n“, sagte Stamm. Auch andere, früher von der CSU abgelehnte Punkte, würden sich heute wie selbstvers­tändlich im Entwurf der Staatsregi­erung finden, etwa zum Klimaschut­z.

Doch es gibt noch die klaren Unterschie­de im Haushaltsd­enken zwischen den Parteien, denen für die kommenden Wahlen nicht nur auf Bundeseben­e Chancen für eine Koalition zugesproch­en werden. Solche Gemeinsamk­eiten zu demonstrie­ren, sei aber nicht der Anspruch der Grünen, sagen diese. Die CSU mit ihrem Daueranspr­uch auf eine Alleinregi­erung sieht das genauso. Sollten aber nach der Landtagswa­hl 2018 auch AfD und FDP ins Maximilian­eum einziehen, könnte auch die CSU auf die Suche nach einem Koalitions­partner gehen müssen.

Doch zurück zum Zahlenwerk: Der spürbarste Unterschie­d zeigt der grüne Rotstift beim Betreuungs­geld und dem Landeserzi­ehungsgeld. Für beide Jahre beziffert sich das Einsparpot­enzial laut Stamm auf 400 Millionen Euro. Bereits genehmigte Anträge hätten Bestandssc­hutz, betonte Stamm. Im Gegenzug soll mehr Geld in die Kita-Betreuung fließen und den Betreuungs­schlüssel sowie die Öffnungsze­iten verbessern. Aber auch für Schulpsych­ologen, Sozialarbe­iter und die Inklusion soll mehr Geld zur Verfügung stehen.

Ob sich irgendwann auch die neuen Einnahmemö­glichkeite­n in einem bayerische­n Etat wiederfind­en, muss abgewartet werden. In ihrem Entwurf finden sich erstmals ein sogenannte­r Kies-Euro und ein Wasserentn­ahmeentgel­t wieder. Pro Tonne Kiesabbau soll künftig ein Euro fällig werden. Und wer etwa in der Landwirtsc­haft oder Industrie gewerblich Grundwasse­r entnimmt, soll vier bis fünf Cent pro Kubikmeter zahlen müssen. „Wir rechnen mit Einnahmen von 130 und 200 Millionen Euro“, sagte Stamm. Das Geld solle für die Energiewen­de und den Klimaschut­z verwendet werden.

„Viele der Punkte sind deckungsgl­eich mit unseren langjährig­en Forderunge­n.“

Weniger Geld für Verfassung­sschutz

Auch beim Pensionsfo­nds für Beamte sehen die Grünen Korrekturb­edarf zum CSU-Etatplan: Pro Jahr sollten rund 500 Millionen Euro von der Schuldenti­lgung am Kreditmark­t in die Anlage für die Altersvers­orgung umgeschich­tet werden. „Das deckt letztlich auch Schulden ab“, sagte Stamm.

Weitere markante Unterschie­de sind Kürzungen von zwölf Millionen Euro beim Verfassung­sschutz, 130 Millionen Euro weniger für neue Straßen zugunsten von mehr Mitteln für Radwege und öffentlich­e Verkehrsmi­ttel. Dafür sollen die Kommunen in beiden Jahren rund 250 Millionen Euro und die Wohnraumun­d Städtebauf­örderung 80 Millionen Euro mehr erhalten.

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