Bodenseeresidenz schließt Pflegebereich
Haus begründet diesen Schritt mit akutem Personalmangel.
LINDAU (ee) - Gerüchte um die Bodenseeresidenz gibt es seit Monaten: „Das Haus schließt“, heißt es immer wieder. Geschäftsführer Harald Knittel dementiert: „Die Residenz schließt nicht – wir lösen nur zum Jahresende unsere Pflegeabteilung auf.“Knittel begründet das mit dem Fachkräftemangel: Es sei nahezu unmöglich, gutes Personal zu bekommen. So verlieren jetzt fünfzehn pflegebedürftige alte Menschen ihr bisheriges Zuhause. Ein Umzug in Lindau wird für sie jedoch schwierig: Alle Häuser, mit denen die LZ telefoniert hat, sind voll belegt.
Als Vier-Sterne-Premium-Residenz stellt sich die Bodenseeresidenz Schönbühl im Internet vor. Und wirbt dort vor allem mit ihren 70 seniorengerechten Wohnungen für gegebenenfalls betreutes Wohnen im Alter: „Da die Bodenseeresidenz über eine eigene Pflegeabteilung verfügt, sind unsere Mitarbeiter schnell bei Ihnen, sollten Sie Hilfe benötigen“, heißt es dort.
Die Tage dieser Pflegeabteilung sind jedoch gezählt: Sie wird zum Jahresende geschlossen, bestätigt Geschäftsführer Harald Knittel auf Nachfrage der LZ. Er begründet das mit dem Mangel an Pflegekräften: „Die Pflegeeinrichtungen im Landkreis leiden alle unter diesem Fachkräftemangel.“Und wer gut ausgebildet sei, der gehe lieber in die Schweiz zum Arbeiten. „Das Lohnniveau dort können wir aber gar nicht halten“, sagt Knittel.
38 Pflegeplätze hatte die Bodenseeresidenz ursprünglich. Derzeit leben dort noch fünfzehn pflegebedürftige Senioren. Deren Umzug ist für ihre Familien alles andere als leicht. Denn: In allen Lindauer Seniorenheimen sind die Pflegebetten voll belegt. Das gilt für das Hospital und das Maria-Martha-Stift auf der Insel, aber auch für das städtische Altenheim Reutin und für das Haus Holdereggenpark des Allgäustifts: Alle haben mittlerweile Wartelisten. „Einen freien Pflegeplatz zu finden, das ist in Lindau mittlerweile ein Problem“, wissen die Verantwortlichen.
Nahezu alle Familien der betroffenen gekündigten Senioren sind derzeit auf Suche. „Wir stehen in Gesprächen mit einigen Angehörigen“, heißt es aus Hospital, Martha-Stift, Altenheim Reutin und Holdereggenpark. Zwei der fünfzehn Pflegebedürftigen haben immerhin ein Zimmer im Hospital sicher. Zwei weitere dürfen hoffen, dass dort bis zum Jahresende vielleicht ein Platz für sie frei wird. In Reutin und im Haus Holdereggenpark stehen einige Anfragen von Schönbühl-Bewohnern auf den Wartelisten: „Wir schauen, dass wir diesen Menschen eine gewisse Priorität einräumen, wenn ein Zimmer frei wird“, schildert Einrichtungsund Pflegedienstleiterin Maritta Hartmann vom Holdereggenpark, für Reutin gilt das gleiche.
Diakonie-Geschäftsführerin Anke Franke verweist darauf, dass in ihrem Haus der ein oder andere ehemals rüstige Bewohner inzwischen pflegebedürftig sei. Damit sie in gewohnter Umgebung bleiben könnten, warten diese selbst auf einen Umzug in die Pflegeabteilung des Martha-Stifts – doch die sechzig Betten dort sind alle belegt.
Dass der Pflegekräftemarkt so leergefegt sei, dass eine ganze Pflegeabteilung geschlossen werden muss, kann Franke übrigens nicht bestätigen: Es gebe zwar kaum noch „Perlen“auf dem freien Markt, aber im Maria-Martha-Stift gehen nach ihren Worten noch immer regelmäßig Initiativbewerbungen von Fachkräften ein.
Seniorenresidenz sagt „sozialverträglichen Übergang“zu
Die 60 Bewohner der Seniorenwohnungen in der Bodenseeresidenz, die schon jetzt ambulante Dienste wie BRK oder Sozialstation versorgen, würden auf jeden Fall weiterhin ihren Lebensabend am Schönbühl verbringen, betont Geschäftsführer Knittel. Man bleibe eine Seniorenresidenz. Wer von den Pflegebedürftigen bis zum Jahresende keinen neuen Platz finde, dem gewähre die Bodenseeresidenz „einen sozialverträglichen Übergang“: Diese Bewohner dürfen nach Knittels Worten in einem betreuten Appartement wohnen, bis sie ein neues Zuhause gefunden haben.