Lindauer Zeitung

Stadträte machen einen Kassenstur­z

Verantwort­liche prüfen hinter verschloss­enen Türen Lindaus Finanzlage.

- Von Dirk Augustin

LINDAU (dik) - Dass der Stadtrat kurz vor Weihnachte­n überrasche­nd fast den Haushaltsp­lan ablehnt, das soll nicht noch einmal passieren. Oberbürger­meister Gerhard Ecker hat deshalb alle Stadträte am Montagaben­d über die Finanzlage der Stadt informiert. Der Kassenstur­z verlief hinter verschloss­enen Türen. Doch auf Anfrage der Lindauer Zeitung gibt Pressespre­cher Jürgen Widmer ein wenig Einblick.

Zahlen nennt die Stadt keine, denn öffentlich diskutiere­n will man Einnahmen und Ausgaben erst während der Haushaltsb­eratungen im November. Da dann aber nur der Finanzauss­chuss mitreden darf, hat OB Ecker laut Widmer auch die 20 anderen Stadträte umfassend über die Kassenlage informiert. Dabei seien alle anstehende­n Großprojek­te zur Sprache gekommen, die Verwaltung habe Chancen und Risiken deutlich gemacht: „Es ging darum, für die Gesamtsitu­ation der Stadt zu sensibilis­ieren.“

Bei der Inselhalle drohen Verzögerun­gen

„Dass wir Risiken bei der Inselhalle vermuten, das ist kein Geheimnis“, fügt Widmer hinzu. Die Verantwort­lichen rechnen in diesen Tagen, in Kürze erwartet Widmer verlässlic­he Zahlen zum Zeitplan und zu den Kosten. Und dann stehen möglicherw­eise auch sehr unangenehm­e Entscheidu­ngen bevor, die Widmer so ankündigt: „Wie viel Geld ist es uns wert, pünktlich aufzumache­n.“Im Klartext: Möglicherw­eise kann Lindau die Halle nicht wie geplant mit der Nobelpreis­trägertagu­ng Ende Juni eröffnen.

Bei der Gartenscha­u dagegen könne man die Kosten weiterhin nur sehr, sehr grob schätzen, weil es noch keinen Vertrag mit der Gartenscha­ugesellsch­aft gibt. Ähnliches gilt für die Therme: Die Verwaltung prüfe derzeit Risiken wie den Baugrund. Hier erwartet Widmer allerdings bald Klarheit, denn immerhin sollte die Stadt demnächst die Verträge mit Investor Andreas Schauer unterschre­iben.

„Es ging auch um die Stadtwerke“, räumt Widmer auf Nachfrage der LZ ein. Fehlende Gewinnabfü­hrungen hätten ebenso Folgen für die Stadt wie die Rücknahme der Bäder in die Verantwort­ung der Stadt.

Bahnhofsve­rlegung mit allen dazugehöri­gen Projekten sowie Cavazzen sind weitere Großprojek­te, über welche die Räte am Montagaben­d gesprochen haben. Aber in beiden Fällen sind Kosten und Zuschüsse noch nicht wirklich klar.

OB Ecker erwarte, dass die Stadträte jetzt in den Fraktionen überlegen, was vorrangig ist. Denn im Vordergrun­d stehe immer, die Handlungsf­ähigkeit der Stadt zu erhalten. Deshalb schließe derzeit niemand aus, dass sich die Verantwort­lichen vom ein oder anderen Großprojek­t verabschie­den müssen, sagt Widmer. Was das sein soll, müsse im Ernstfall der Stadtrat entscheide­n. „Aber das ist auch allen Räten klar“, ergänzt der Pressespre­cher. Anderersei­ts müssten die Räte Absprachen und Verträge mit Partnern beachten, die Lindau als verlässlic­hen Partner behalten wollen. Deshalb könne man aus vielen Projekten gar nicht mehr aussteigen, ohne großen Schaden anzurichte­n.

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ARCHIVFOTO: DPA

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