Sparkassen geizen mit Geschenken für Chefs
Nach Kreidl-Affäre stellen Prüfer des Innenministeriums die „notwendige Sensibilisierung“fest
MÜNCHEN (lby) - Die Selbstbedienungsaffäre um den früheren Miesbacher Landrat Jakob Kreidl (CSU) hat spürbare Folgen für die Chefs der bayerischen Sparkassen: Sie gönnen sich inzwischen wesentlich bescheidenere Geschenke von ihren kommunalen Geldhäusern.
Die 71 bayerischen Sparkassen haben im Jahr 2015 die „Zuwendungen“an Vorstandsmitglieder und Verwaltungsräte um über 40 Prozent drastisch reduziert. Das berichtete der Ministerialbeamte Michael Ziegler am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags. „Die notwendige Sensibilisierung hat Wirkung gezeigt.“
Da die Sparkassen den Kommunen gehören, sitzen in den Verwaltungsräten die örtlichen Kommunalpolitiker als Aufseher. Ex-Landrat Kreidl war dementsprechend auch Verwaltungsratsvorsitzender der Miesbacher Kreissparkasse – er verlor Anfang 2014 sämtliche Ämter, weil er sich eine 120 000 Euro teure Geburtstagsfeier von seiner Kreissparkasse hatte bezahlen lassen. Da es noch weitere Unregelmäßigkeiten und fragwürdige Geschäfte anderer Führungskräfte gab, entstand der Miesbacher Sparkasse ein Schaden von gut zwei Millionen Euro – den zum Großteil die Haftpflichtversicherung berappte.
Das Innenministerium hatte anschließend in umfangreichen Sonderprüfungen Spenden und Geschenke bei sämtlichen 71 bayerischen Sparkassen untersuchen lassen. Das erfreuliche Ergebnis: „Es gibt keinen zweiten Fall Miesbach“, sagte Ziegler. Somit steht nun fest, dass sich kein anderer SparkassenChef oder Verwaltungsrat in Bayern ähnlich üppige Feiern und Präsente gönnte.
Sanfter Nachdruck
Die Prüfer monierten lediglich drei kleinere Einzelfälle – in einem Fall wohnte der Vorstandsvorsitzende sehr günstig zur Miete in einer Sparkassenwohnung. Die Prüfer forderten das betreffende Institut offensichtlich mit sanftem Nachdruck auf, dem Chef eine Mieterhöhung zu verpassen. „Der Mietzins wurde angepasst“, berichtete Ziegler. Um welche Sparkasse es sich handelte, enthüllte der Beamte nicht.