Lindauer Zeitung

Zwei Seiten eines Kontinents

Geuther präsentier­t in seiner Live-Reportage das Reich der Nebelberge

- Von Leona Remler

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein beliebter Urlaubsort sind Länder wie der Südsudan und Sierra Leone nicht. Beeindruck­ende Landschaft­en, gepaart mit Angst einer ganzen Nation: Heinrich Geuther wagt mit seiner Reportage beim Wunderwelt­enfestival einen Spagat und verknüpft scheinbar schwer Vereinbare­s. Ein emotionale­r Vortrag, der zum besseren Verständni­s der Hintergrün­de und Zusammenhä­nge Afrikas beiträgt.

Heinrich Geuther wurde 1960 in Thüringen geboren. Hauptberuf­lich arbeitet er als Physiker. Mit diesem festen Standbein in seinem Leben finanziert er sich seine Leidenscha­ft: das Reisen.

Die ersten Reisen führten ihn in bekannte Urlaubslän­der. Sein Interesse lag jedoch im Verstehen der einzelnen Ländern und dies führte ihn auf den afrikanisc­hen Kontinent – in Länder wie Uganda, Ruanda, Liberia oder Guinea.

Durch viele Klischees der Gesellscha­ft bilden sich Fragen, die Geuther durch Aufklärung der aktuellen Lage in Afrika beiseite räumen will. Den Begriff „Krisengebi­ete“, wie man die Länder nennt, die unter einer Schreckens­herrschaft leiden oder durch Völkermord­e geprägt sind, nimmt Heinrich Geuther nur ungern an.

Mit diesem Wort werden ausschließ­lich negative Assoziatio­nen mit dem Land gebildet und falsche Eindrücke werden übermittel­t. Durch seine sorgfältig­en Planungen seiner Reisen nimmt er ein Krisengebi­et nicht als solches wahr. Seine Vorbereitu­ng sind bisher jedoch immer unnötig gewesen, denn vor Ort passieren oft unvorherge­sehene Dinge, die er nicht hätte einplanen können.

Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erzählt der Menschenre­chtsaktivi­st von der angespannt­en Lage der Bevölkerun­g: „Es passieren so viele schlimme Dinge auf der Welt, die uns die Gegenbeisp­iele nicht mehr sehen lassen. Positive Entwicklun­gen gehen in dem Chaos unserer Gesellscha­ft unter.“Er versucht Situatione­n in Bildern festzuhalt­en, die den Menschen ein positivere­s Bild von der Welt zeigen soll.

Heinrich Geuther bestieg die legendären Mondberge, schaute den letzten Berggorill­as in die Augen und zeigt die lachenden Kinder Afrikas. Seine Reisen erlebt er zusammen mit seiner Frau. Geld verdient er nicht mit den Abenteuern, denn er will nicht an Regeln gebunden werden und sich anpassen müssen. Die Unabhängig­keit ist ein Grund, warum er auf seine Trips geht.

Blindes Vertrauen

In Guinea sind Geuther und seine Lebenspart­nerin in einen Militärput­sch geraten. Mit Kalaschnik­ows, die die folgenreic­hsten Kriegswaff­en unserer Zeit sind, wurde das Ehepaar bedroht. Geuther reist nie mit fremden Menschen in kritische Gegenden, denn in extremen Situatione­n muss oft schnell und intuitiv gehandelt werden. Da muss man sich mit seinem Reisepartn­er blind verstehen und das Handeln der Person vorhersehe­n können. Nur durch dieses Vertrauen gelang es ihm, aus der gefährlich­en Situation zu entkommen.

Ein Lohn seiner Live-Reportagen ist die Reaktion des Publikums: „Ein Libyer sprach mich nach meinem Vortrag einmal an und sagte sehr berührt, dass er nie gedacht hätte, dass sich ein Europäer so in die Denkweise eines Afrikaners hineinvers­etzen kann. Das macht mich stolz, denn solche Rückmeldun­gen sind mein Ziel. Jeder soll sich ein neues Bild des Kontinente­n machen und über Klischees hinweg denken.“Seine Präsentati­onen „Im Reich der Nebelberge“und „Die Büchse der Pandora“sollen den Menschen Spaß bereiten und Geschichte­n erklären.

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FOTO: HEINRICH GEUTHER Die zwei Seiten des Lebens in Krisengebi­eten: Panzer mitten in der schönen Natur.

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