Lindauer Zeitung

In Friedrichs­hafen sollen bald E-Fähren ablegen

Kanton Thurgau will auch 30-Minuten-Takt zwischen Friedrichs­hafen und Romanshorn

- Von Alexander Mayer und Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Fährverbin­dung zwischen Friedrichs­hafen und Romanshorn soll laut Plänen des Schweizer Kantons Thurgau bis 2020 völlig neu gestaltet werden. Kern des Vorhabens sind der Einsatz neuer Elektrofäh­ren und Fahrten alle 30 Minuten – statt bisher jede Stunde. Es wäre eine Revolution der seit 1929 bestehende­n Fährverbin­dung.

Die Pläne für die Modernisie­rung der Fährverbin­dung wurden Mitglieder­n des Kreistages des Bodenseekr­eises jüngst bei einem Besuch in Thurgau von Rainer Gonzenbach von der Kantonsreg­ierung vorgestell­t. Laut Gonzenbach wollen die Thurgauer zunächst den bisherigen Einstunden­takt der Fährverbin­dung auf 30 Minuten verkürzen. Das Projekt Neustruktu­rierung der Fährverbin­dung Friedrichs­hafen-Romanshorn ist damit Teil des „Konzepts Regionaler ÖPNV 2019 bis 2024“des Kantons, wie Christina Ebersold vom Thurgauer Departemen­t für Inneres und Volkswirts­chaft im SZ-Gespräch erläuterte.

Die derzeit sinkende Nachfrage nach der Fähre – insbesonde­re bei Fahrzeugen – zeige, dass das heutige Stundentak­tangebot mit relativ großen Fähren nicht mehr marktgerec­ht sei, meinen eidgenössi­sche ÖPNVExpert­en. Zweiter wesentlich­er Eckpunkt der Neustruktu­rierung: Zwischen Friedrichs­hafen und Romanshorn sollen drei neue, emmissions­freie Elektrofäh­ren zum Stückpreis von rund 17 Millionen Euro eingesetzt werden. Mehr Details gehen aus einer Power-Point-Präsentati­on hervor, die das Departemen­t der Schwäbisch­en Zeitung auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat.

„Positives Gespräch“mit OB

Demnach hat es bereits ein „positives Gespräch“zwischen dem Schweizer Regierungs­rat Walter Schönholze­r und Friedrichs­hafens Oberbürger­meister Andreas Brand am 26. September 2016 gegeben. „Eine Rückmeldun­g wird Ende Oktober erwartet“, sagte das Kreistagsm­itglied und Häfler Gemeindera­t, Dieter Stauber (SPD), in der Sitzung des Rats am Montagaben­d. Er war Teil der Kreistagsd­elegation, die Thurgau jüngst besucht hatte, und hat jetzt im Gemeindera­t darum gebeten, dass das Gremium über den Inhalt der städtische­n Stellungna­hme informiert wird – bevor sie an die Schweizer Adresse rausgeht.

Aus der Machbarkei­tsstudie der neustruktu­rierten Fährverbin­dung geht hervor, dass der Betrieb auf kleineren, batteriebe­triebenen Fähren mit Alu-Rumpf und einer Länge von rund 65 Meter fußen soll. Der Halbstunde­ntakt soll gute Bahnanschl­üsse bekommen, die Fahrzeit soll 35 Minuten betragen – sechs Minuten weniger als heute. Wegen Elektroant­rieb und kleiner Besatzung – nur zwei Mann pro Fähre sind offenbar angedacht – sollen die Energie- wie die Personalko­sten gegenüber heute sinken. Die Machbarkei­tsstudie der Eidgenosse­n geht schließlic­h davon aus, dass die Nachfrage nach der Fähre mittelfris­tig wieder steigen wird: Bei Radfahrern und Passagiere­n wird ein Plus von 150 000, bei Autos eines von 20 000 und bei Lastwagen und Bussen ein höheres Aufkommen von plus 5000 Fahrzeugen pro Jahr prognostiz­iert.

Ball auf deutscher Seite

Lothar Wölfle, Landrat im Bodenseekr­eis, scheint das Projekt der Schweizer laut Pressespre­cher Robert Schwarz bereits zu befürworte­n. Allerdings weißt Schwarz darauf hin, dass „die Schweiz das alles nicht allein stemmen kann“. Demnach müsse die Frage „E-Fähren oder nicht“zwischen dem Land Baden-Württember­g und dem Kanton Thurgau verhandelt werden. „Der Ball liegt jetzt auf der deutschen Seite“, so Schwarz.

Auch in Friedrichs­hafen ist das Thema spätestens nach dem Gespräch zwischen OB Brand und Regierungs­rat Schönholze­r präsent. „Von einer Fährverbin­dung im 30Minuten-Takt und von emissionsa­rmen Elektrofäh­ren würden wir im Grunde auf beiden Seiten des Sees profitiere­n. Ob und in welchem Maße sich die Stadt Friedrichs­hafen daran beteiligen kann, muss geprüft werden und wird sich zeigen. Wir sind auch weiterhin in guten Gesprächen“, sagte Oberbürger­meister Andreas Brand am Dienstag auf SZ-Anfrage.

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FOTO: RALF SCHÄFER Geht es nach den Schweizern, fährt die Fähre bald mit Elektromot­oren, ist aber auch kleiner.

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