In Friedrichshafen sollen bald E-Fähren ablegen
Kanton Thurgau will auch 30-Minuten-Takt zwischen Friedrichshafen und Romanshorn
FRIEDRICHSHAFEN - Die Fährverbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn soll laut Plänen des Schweizer Kantons Thurgau bis 2020 völlig neu gestaltet werden. Kern des Vorhabens sind der Einsatz neuer Elektrofähren und Fahrten alle 30 Minuten – statt bisher jede Stunde. Es wäre eine Revolution der seit 1929 bestehenden Fährverbindung.
Die Pläne für die Modernisierung der Fährverbindung wurden Mitgliedern des Kreistages des Bodenseekreises jüngst bei einem Besuch in Thurgau von Rainer Gonzenbach von der Kantonsregierung vorgestellt. Laut Gonzenbach wollen die Thurgauer zunächst den bisherigen Einstundentakt der Fährverbindung auf 30 Minuten verkürzen. Das Projekt Neustrukturierung der Fährverbindung Friedrichshafen-Romanshorn ist damit Teil des „Konzepts Regionaler ÖPNV 2019 bis 2024“des Kantons, wie Christina Ebersold vom Thurgauer Departement für Inneres und Volkswirtschaft im SZ-Gespräch erläuterte.
Die derzeit sinkende Nachfrage nach der Fähre – insbesondere bei Fahrzeugen – zeige, dass das heutige Stundentaktangebot mit relativ großen Fähren nicht mehr marktgerecht sei, meinen eidgenössische ÖPNVExperten. Zweiter wesentlicher Eckpunkt der Neustrukturierung: Zwischen Friedrichshafen und Romanshorn sollen drei neue, emmissionsfreie Elektrofähren zum Stückpreis von rund 17 Millionen Euro eingesetzt werden. Mehr Details gehen aus einer Power-Point-Präsentation hervor, die das Departement der Schwäbischen Zeitung auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat.
„Positives Gespräch“mit OB
Demnach hat es bereits ein „positives Gespräch“zwischen dem Schweizer Regierungsrat Walter Schönholzer und Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand am 26. September 2016 gegeben. „Eine Rückmeldung wird Ende Oktober erwartet“, sagte das Kreistagsmitglied und Häfler Gemeinderat, Dieter Stauber (SPD), in der Sitzung des Rats am Montagabend. Er war Teil der Kreistagsdelegation, die Thurgau jüngst besucht hatte, und hat jetzt im Gemeinderat darum gebeten, dass das Gremium über den Inhalt der städtischen Stellungnahme informiert wird – bevor sie an die Schweizer Adresse rausgeht.
Aus der Machbarkeitsstudie der neustrukturierten Fährverbindung geht hervor, dass der Betrieb auf kleineren, batteriebetriebenen Fähren mit Alu-Rumpf und einer Länge von rund 65 Meter fußen soll. Der Halbstundentakt soll gute Bahnanschlüsse bekommen, die Fahrzeit soll 35 Minuten betragen – sechs Minuten weniger als heute. Wegen Elektroantrieb und kleiner Besatzung – nur zwei Mann pro Fähre sind offenbar angedacht – sollen die Energie- wie die Personalkosten gegenüber heute sinken. Die Machbarkeitsstudie der Eidgenossen geht schließlich davon aus, dass die Nachfrage nach der Fähre mittelfristig wieder steigen wird: Bei Radfahrern und Passagieren wird ein Plus von 150 000, bei Autos eines von 20 000 und bei Lastwagen und Bussen ein höheres Aufkommen von plus 5000 Fahrzeugen pro Jahr prognostiziert.
Ball auf deutscher Seite
Lothar Wölfle, Landrat im Bodenseekreis, scheint das Projekt der Schweizer laut Pressesprecher Robert Schwarz bereits zu befürworten. Allerdings weißt Schwarz darauf hin, dass „die Schweiz das alles nicht allein stemmen kann“. Demnach müsse die Frage „E-Fähren oder nicht“zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Kanton Thurgau verhandelt werden. „Der Ball liegt jetzt auf der deutschen Seite“, so Schwarz.
Auch in Friedrichshafen ist das Thema spätestens nach dem Gespräch zwischen OB Brand und Regierungsrat Schönholzer präsent. „Von einer Fährverbindung im 30Minuten-Takt und von emissionsarmen Elektrofähren würden wir im Grunde auf beiden Seiten des Sees profitieren. Ob und in welchem Maße sich die Stadt Friedrichshafen daran beteiligen kann, muss geprüft werden und wird sich zeigen. Wir sind auch weiterhin in guten Gesprächen“, sagte Oberbürgermeister Andreas Brand am Dienstag auf SZ-Anfrage.