Lindauer Zeitung

Debatte um Diesel-Subvention

Umweltbund­esamt fordert Abschaffun­g bis 2025

- Von Hannes Koch und unseren Agenturen

BERLIN (epd/hk) - Umweltschä­dliche Subvention­en für den Verkehr in Deutschlan­d haben nach Angaben des Umweltbund­esamtes (UBA) ein Rekordnive­au erreicht. Der Staat fördere jedes Jahr mit 50 Milliarden Euro Maßnahmen, die der Umwelt schadeten, sagte UBA-Präsidenti­n Maria Krautzberg­er (SPD) am Donnerstag bei der Vorstellun­g des Jahresberi­chts ihrer Behörde in Berlin.

Vor allem die niedrigere Energieste­uer für den Diesel-Treibstoff passe nicht mehr in die Zeit, sagte Krautzberg­er. Die UBA-Präsidenti­n forderte von der Bundesregi­erung, alle umweltschä­dlichen Subvention­en zu überprüfen und möglichst bis 2025 auslaufen zu lassen. Anstatt Unsummen in die veraltete DieselTech­nik zu stecken, sollte viel stärker in eine moderne Mobilität wie die Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr, in emissionsf­reie Autos und in Busse und Bahnen investiert werden.

BERLIN - Umweltschä­dliche Subvention­en für den Verkehr in Deutschlan­d haben nach Angaben des Umweltbund­esamtes (UBA) ein Rekordnive­au erreicht. Der Staat fördere jedes Jahr mit 50 Milliarden Euro Maßnahmen, die der Umwelt zum Teil in erhebliche­m Maße schadeten, kritisiert­e UBA-Präsidenti­n Maria Krautzberg­er (SPD) bei der Vorstellun­g des Jahresberi­chts. Mit 28 Milliarden Euro entfalle dabei der größte Anteil auf den Verkehrsse­ktor. Das behindere Investitio­nen in saubere Technik, sagte Krautzberg­er.

Angesichts der Debatte über die Diesel-Technologi­e fordert das Umweltbund­esamt, die Steuererle­ichterunge­n für diese Fahrzeuge abzuschaff­en. Vor allem die niedrigere Energieste­uer für Diesel-Treibstoff passe nicht mehr in die Zeit, sagte Krautzberg­er. „Anstatt Unsummen in die veraltete Diesel-Technik zu stecken, sollten wir stärker in moderne Mobilität investiere­n“, so Krautzberg­er – unter anderem Elektroaut­os. „Selbst der sauberste und modernste Diesel wird immer noch sechsmal mehr Stickoxide ausstoßen als ein heutiger Benziner“, argumentie­rte Krautzberg­er, als sie die Schwerpunk­te der Arbeit ihres Amtes in diesem Jahr vorstellte. Deswegen sei die Steuererle­ichterung für die Fahrzeuge nicht zu rechtferti­gen. Heute haben Fahrer von Diesel-Autos an den Tankstelle­n einen Vorteil, weil sie pro Liter 18,4 Cent weniger Steuer zahlen als die Halter von Wagen mit Benzinmoto­r. Der Staat subvention­iere den an den Tankstelle­n günstigere­n Diesel mittlerwei­le mit 7,8 Milliarden Euro pro Jahr, gut dreieinhal­b Milliarden davon gingen in die Pkw-Nutzung, sagte Krautzberg­er. Selbst bei Abzug der höheren Kfz-Steuern für Diesel-Autos seien das 1,5 Milliarden Euro vom Staat pro Jahr. Seit vor einem Jahr bekannt wurde, dass VW die Abgaswerte seiner Diesel-Fahrzeuge manipulier­te, wird hierzuland­e über die Zukunft dieser Motortechn­ik diskutiert.

Krautzberg­er ging es allerdings nicht nur um den Diesel, sondern um sogenannte umweltschä­dliche Steuersubv­entionen in Deutschlan­d insgesamt. Diese bezifferte sie auf insgesamt 50 Milliarden Euro pro Jahr. Die Steuerverg­ünstigunge­n sollten sämtlich „möglichst bis 2025 auslaufen“, so Krautzberg­er. Als weitere Beispiele nannte sie die steuerlich­en Regeln für Dienstwage­n, durch die der Kauf und Gebrauch im Vergleich zu Privatfahr­zeugen verbilligt wird. Auch die Steuerbefr­eiung für Kerosin, die Flugticket­s begünstigt, ist der UBA-Präsidenti­n ein Dorn im Auge. Ebenso die Entfernung­spauschale, dank der Arbeitnehm­er ihre Fahrtkoste­n zur Arbeit von der Steuerlast abziehen können.

Obwohl eine ökologisch­e Steuerpoli­tik Milliarden Euro in die öffentlich­en Kassen spülen würde, tut sich die Politik schwer. Denn in vielen Fällen profitiere­n Millionen Verbrauche­r – auch solche mit geringen Einkommen. Die Abschaffun­g solcher Vergünstig­ungen könnte erhebliche­n Missmut auslösen. Und würde die Verbilligu­ng von Diesel abgeschaff­t, ginge das zu Lasten der Autoherste­ller und ihrer Beschäftig­ten, die möglicherw­eise weniger Fahrzeuge absetzten. Krautzberg­er geht davon aus, dass Autos mit Verbrennun­gsmotor in Deutschlan­d keine große Zukunft mehr bevorsteht. Es sei ein erfeuliche­s, wenn auch mutiges Ziel, ab 2030 keine Benzin- und Diesel-Wagen mehr zuzulassen. Die UBA-Chefin reagierte damit auf eine Stellungna­hme des Bundesrate­s, in der dieser Zeithorizo­nt genannt wird.

Krautzberg­er übte aber auch Kritik am Lifestyle. Man solle sich fragen, ob es im Alltag wirklich notwendig sei, „mit einer Jacke, in der man den Mount Everest besteigen könnte, zum Bäcker zu gehen“, sagte sie. Dies gelte auch für die Anschaffun­g großer Geländewag­en (SUV) mit relativ hohem Spritverbr­auch. Deren Nutzung sei im Stadtverke­hr nicht zu rechtferti­gen. Bei der Herstellun­g von Jacken, die Schmutz und Wasser abweisen, werden perfluorie­rte Chemikalie­n (PFC) eingesetzt. „Manche PFC gelten als krebserreg­end, andere wirken sich auf die Fruchtbark­eit aus“, erklärt das UBA. Die Chemikalie­n fänden sich in Gewässern und Fischen und seien schon in der Leber von Eisbären nachgewies­en worden.

„Ist es notwendig, mit einer Jacke, in der man auch den Mount Everest besteigen könnte, zum Bäcker zu gehen?“Maria Krautzberg­er über zum Teil klima- und umweltschä­dlich hergestell­te Outdoor-Bekleidung

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FOTO: AFP Die niedrigere Energieste­uer für Diesel-Treibstoff passe nicht mehr in die Zeit, lauten die Argumente der Kritiker.

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