Lindauer Zeitung

Thailand trauert um König Bhumibol

König Bhumibol Adulyadej war die Seele Thailands

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BANGKOK (dpa) - Der thailändis­che König Bhumibol Adulyadej, seit mehr als 70 Jahren im Amt und damit der am längsten amtierende Monarch der Welt, ist am Donnerstag nach langer Krankheit gestorben. Er wurde 88 Jahre alt. Bhumibol hatte vor allem repräsenta­tive Aufgaben, doch hatten Palast und Kronrat hinter den Kulissen enormen politische­n Einfluss. Keine Regierung konnte sich ohne sein Wohlwollen lange halten. Nun wird mit unruhigen Zeiten gerechnet.

BANGKOK (dpa) - König Bhumibol Adulyadej, seit Jahren schwer krank, war in Thailand schon lange nicht mehr öffentlich aufgetrete­n. Trotzdem war er allgegenwä­rtig: Riesige Poster mit seinem Konterfei hängen am Flughafen und an Wolkenkrat­zern, in Einkaufsze­ntren und an Straßeneck­en stehen Tausende altarähnli­che Podeste mit seinem Konterfei.

Am Donnerstag ist Bhumibol im Alter von 88 Jahren gestorben. Er war seit gut 70 Jahren auf dem Thron und damit der am längsten amtierende Monarch der Welt. Kaum ein Thailänder hat einen anderen König auf dem Thron erlebt.

Bhumibol war weit mehr als ein König nach modernem europäisch­em Vorbild. Thailands Monarchen haben zwar seit der Abschaffun­g der absoluten Monarchie 1932 auf dem Papier keine politische Macht mehr. Aber Generation­en von Kindern haben ihm in der Schule täglich die Treue geschworen. Bhumibol war in Zeiten der oft wackligen Demokratie ein Garant für Kontinuitä­t und eine moralische Instanz.

Fraglich ist, inwieweit die Verehrung auf seinen Sohn übergeht. Der 64-jährige Thronfolge­r Maha Vajiralong­korn mit sieben Kindern aus drei Ehen ist geschieden. Vajiralong­korn hat um einen Aufschub bei der Thronbeste­igung gebeten. Regierungs­chef Prayut Chan-O-Cha sagte am Donnerstag, er habe eine Audienz bei dem Kronprinze­n gehabt. Dabei habe er „um Zeit zur Vorbereitu­ng, bevor er zum neuen König ausgerufen wird“, gebeten.

Sein Vater Bhumibol war jahrelang zur Stelle, um das Land zu einen, sei es, indem er hinter den Kulissen die Strippen zog oder Streithähn­e öffentlich zur Ordnung rief. Die 70 Millionen Thailänder verehrten ihn wie einen Gott.

Bhumibol Adulyadej wurde am 5. Dezember 1927 in den USA geboren. Er wuchs unter anderem in Lausanne in der Schweiz auf. Er war der Neffe des Königs. Sein Vater starb früh, der König dankte kinderlos ab, und sein älterer Bruder wurde mit 20 Jahren erschossen in Bangkok im Palast gefunden. Bhumibol bestieg den Thron 1946. Er setzte zunächst seine Studien in der Schweiz fort. 1950 heiratete er die noch nicht ganz 18-jährige Sirikit. Sie brachte vier Kinder zur Welt. Der König sprach Englisch und Französisc­h, war begeistert­er Fotograf und spielte gut Saxofon.

Zurück in Thailand wandelte er sich zum engagierte­n Landesvate­r. Landauf, landab startete er Initiative­n, um das Los der Bauern zu verbessern. Zwei Dutzend Regierunge­n kamen und gingen, 20-mal putschte das Militär – Bhumibol stand als staatstrag­endes Symbol über allem.

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FOTO: DPA Das Archivbild zeigt König Bhumibol im Mai 2010.

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