Lindauer Zeitung

Grüne wollen BMW und Audi retten

Landesvors­itzender Eike Hallitzky steht auf Landesvers­ammlung der bayerische­n Grünen zur Wiederwahl

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Nicht nur Klima, Umwelt und Natur, auch die bayerische Autoindust­rie wollen die Grünen auf ihrer Landesvers­ammlung am kommenden Wochenende in Schweinfur­t retten. Das geht aus einem Antrag hervor, nach dem „ab Mitte des nächsten Jahrzehnts“nur noch emissionsf­reie Autos in Deutschlan­d zugelassen werden sollen.

Für die Industrie schaffe das Planungssi­cherheit, sagte der grüne Landesvors­itzende Eike Hallitzky. Die deutschen Hersteller mit ihrem teilweise sehr hohen Exportante­il müssten sich ohnehin darauf einstellen, dass insbesonde­re Länder ohne eigene Autoindust­rie schon bald keine Fahrzeuge mit herkömmlic­hen Verbrennun­gsmotor mehr abnähmen. „Wir Grüne retten das Klima und nebenbei noch auch BMW und Audi“, so Hallitzky. Demgegenüb­er hoffe die CSU, „dass die Dinosaurie­r nicht aussterben“.

Die grünen Delegierte­n wählen am Wochenende in der unterfränk­ischen Industries­tadt auch den männlichen Teil ihrer Doppelspit­ze neu. Bislang einziger Kandidat ist der amtierende Landesvors­itzende Hallitzky aus Niederbaye­rn. Es sei eine großartige Aufgabe, eine so lebendige Partei führen zu dürfen, sagte Hallitzky. Die weibliche Position der Doppelspit­ze, derzeit mit Sigi Hagl besetzt, wird erst auf der nächsten Landesvers­ammlung gewählt.

Auf Bundeseben­e ist die Entscheidu­ng schon gefallen: Das Spitzenkan­didaten-Duo der Partei für die Bundestags­wahl 2017 soll in einer Urwahl durch alle Mitglieder bestimmt werden. Die bayerische­n Grünen wollen die Basisdemok­ratie ebenfalls einführen. In Schweinfur­t soll die Landessatz­ung so geändert werden, dass Urwahlen möglich sind. Ob man die Spitzenkan­didaten für die Bundestags­wahl und die Landtagswa­hl 2018 auf diese Weise durch alle derzeit 8315 bayerische­n Grünen bestimmt, sei aber noch offen, betonte Hallitzky. Die politische Stimmung in Bayern ist nach den Worten der Co-Landesvors­itzenden Hagl durch „Spaltung, Hetze und Populismus“gekennzeic­hnet. Die Regierungs­partei CSU agiere zunehmend populistis­ch nach dem „Sound der AfD“. Zu Gast in Schweinfur­t ist auch deshalb der Geschäftsf­ührer der österreich­ischen Grünen Stefan Wallner. Von ihm wollen sich die bayerische­n Grünen die Reaktionen etablierte­r Parteien auf das Erstarken der Rechte erklären lassen.

Front machen wollen die Grünen in Schweinfur­t gegen den von der CSU propagiert­en „Leitkult“, der nicht integriere, sondern ausgrenze. „Da kann man alles unterkrieg­en, was gerade populistis­ch ist“, sagte Hagl.

Einer der umfangreic­hsten Anträge, die der Landesvers­ammlung vorliegen, beschäftig­t sich mit der „Bildung in der Einwanderu­ngsgesells­chaft“. Diese werde immer wichtiger, je stärker die „Wertebindu­ngskraft“von Großorgani­sationen wie Kirchen und Gewerkscha­ften abnehme, sagte Hallitzky.

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FOTO: RALF MÜLLER Die Doppelspit­ze: Eike Hallitzky (links) und Sigi Hagl.

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