Lindauer Zeitung

EU-Staaten ringen mit Asylreform

Bundesinne­nminister de Maizière bringt nordafrika­nische Aufnahmela­ger für Flüchtling­e ins Gespräch – Schengen-Kontrollen vor Verlängeru­ng

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LUXEMBURG (AFP/dpa) - Bundesinne­nminister Thomas de Maizière will von EU-Schiffen im Mittelmeer gerettete Flüchtling­e in Aufnahmela­ger in Nordafrika bringen. Dort solle geprüft werden, ob sie Asyl bekommen und nach Europa gebracht werden könnten, sagte de Maizière am Donnerstag beim EU-Innenminis­tertreffen. Unterstütz­ung kam von Österreich, das bei der Grenzsiche­rung auch Militär einsetzen will. Umstritten war bei dem Treffen die Reform des EU-Asylsystem­s.

Flüchtling­e, die im Mittelmeer gerettet würden, sollten „zurückgefü­hrt werden an sichere Unterbring­ungsmöglic­hkeiten in Nordafrika“, sagte de Maizière. Mit „großzügige­n“Aufnahmeko­ntingenten könnten nach einer Prüfung Schutzbedü­rftige von dort nach Europa gebracht werden. „Die anderen müssen dann zurück in ihre Heimat.“Der CDU-Politiker macht Druck für eine rasche Asylreform in Europa. Spätestens in anderthalb Jahren sollten die Neuerungen unter Dach und Fach sein.

Das wäre „ein sehr gutes Tempo“, sagte de Maizière. „Das bisherige Asylsystem hat sich in der Krise als nicht praxistaug­lich erwiesen.“Über die nötigen Änderungen sind die Staaten allerdings uneins. Die EUKommissi­on hat eine grundlegen­de Reform der Regeln für Asyl vorgeschla­gen. So will sie Flüchtling­e anhand fester Kriterien stärker in Europa umverteile­n und die Asylverfah­ren in den verschiede­nen Ländern stärker angleichen. Wer andere europäisch­e Staaten nicht entlasten will, soll stattdesse­n 250 000 Euro pro Asylbewerb­er zahlen.

Der maltesisch­e Innenminis­ter Carmelo Abela machte sich grundsätzl­ich für eine Reform stark. „Migrations­ströme können sich verlagern, wie wir in den vergangene­n Jahren gesehen haben“, merkte er an. Österreich­s Minister Wolfgang Sobotka erklärte, er unterstütz­e die Pläne, warne aber vor zu großzügige­n Regelungen zum Familienna­chzug und zu einem raschen Zugang zum Arbeitsmar­kt für Migranten.

Einig beim Grenzschut­z

Einig sind sich die EU-Staaten vor allem beim Grenzschut­z und im Bemühen, stärker mit Herkunftsl­ändern von Migranten zusammenzu­arbeiten. Insbesonde­re östliche EU-Länder wehren sich gegen die Aufnahme von Flüchtling­en. Die Slowakei, die derzeit den Vorsitz der EU-Staaten hat, hat die Idee der „flexiblen Solidaritä­t“ ins Spiel gebracht, wonach Länder Migranten nur vorübergeh­end beherberge­n oder sich stärker beim Grenzschut­z engagieren können.

„Diejenigen, die das Stichwort ins Gespräch gebracht haben, die müssen jetzt mal genauer klären, was sie damit meinen“, sagte de Maizière. Es könne nicht um Solidaritä­t gehen, „die sich jeder aussucht“. Arbeitstei­lung sei aber vorstellba­r.

Deutschlan­d und andere Länder wollen die Grenzkontr­ollen im Schengen-Raum bis in das kommende Jahr hinein verlängern. Die deutschen Kontrollen an der österreich­ischen Grenze sind derzeit bis zum 12. November genehmigt. „Ich bin dafür, dass wir möglichst auf europäisch­er Basis diese Regelung verlängern können“, sagte de Maizière.

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FOTO: DPA Thomas de Maizière und sein französisc­her Amtskolleg­e Bernard Cazeneuve in Luxemburg.

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