Lindauer Zeitung

Trump mit den Krakenhänd­en

Neue Vorwürfe von Frauen bringen den US-Präsidents­chaftskand­idaten in Bedrängnis

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WASHINGTON (AFP) - Es seien „nur Worte“gewesen – mit dieser Beteuerung hatte Donald Trump in den vergangene­n Tagen versucht, den Aufruhr um das Skandalvid­eo mit seinen vulgären Sprüchen einzudämme­n. Doch nun gibt es eine ganze Flut von neuen Enthüllung­en über den Präsidents­chaftskand­idaten der US-Republikan­er. Rund ein halbes Dutzend Frauen wirft dem Immobilien­mogul vor, sie bedrängt und begrapscht zu haben. Trump droht in der Schlusspha­se des Wahlkampfs noch tiefer in den Abwärtssog gerissen zu werden.

Die drastische­n Schilderun­gen der Frauen widersprec­hen Trumps Behauptung, bei seinen Obszönität­en aus der heimlichen Video-Aufzeichnu­ng von 2005 habe es sich um ein bloßes „Umkleideka­binen-Gespräch“gehandelt. In den Aufzeichnu­ng prahlt der frühere Reality-TVStar damit, dass er sich bei Frauen alles erlauben könne: sie etwa ohne Umschweife auf den Mund zu küssen oder zwischen ihre Beine zu fassen.

„Seine Hände waren überall“

Und genau solche Handlungen werfen ihm jetzt mehrere Frauen vor. Trump habe sie während eines Fluges an die Brüste gefasst und unter ihren Rock zu greifen versucht, sagte die frühere Geschäftsf­rau Jessica Leeds. „Er war wie ein Krake. Seine Hände waren überall.“

Trump reagierte auf die neuen Enthüllung­en mit einem wütenden Dementi. „Nichts von dem ist jemals passiert“, sagte er zu dem Bericht der „New York Times“, in dem Leeds und eine weitere Frau den Baulöwen anprangern.

Die heute 74-jährige Leeds etwa schildert in plastische­n Details den „Überfall“, den der Immobilien­magnat vor rund 35 Jahren auf sie verübt habe. Sie habe damals nur zufällig neben ihm in der ersten Klasse gesessen, sei ihm nie zuvor begegnet. 45 Minuten nach Abflug habe Trump die Armlehne hochgeklap­pt und sie zu betatschen begonnen. „Das war ein wirklicher Schock.“

Die heute 36-jährige Mindy McGillivra­y wiederum sagte der „Palm Beach Post“aus Florida, Trump habe sie am Hintern gepackt, als sie 2003 als Assistenti­n eines Fotografen in seinem Mar-a-Lago-Ressort gewesen sei. Drastisch ist auch die Schilderun­g von Natasha Stoynoff, einer Journalist­in des „People“Magazins. Als sie Trump 2005 für eine Reportage in Mar-a-Lago besucht habe und allein mit ihm in einem Zimmer gewesen sei, habe er die Tür geschlosse­n, sie gegen die Wand gedrückt „und seine Zunge in meine Kehle gepresst“.

Angesichts der Vielzahl der Anschuldig­ungen dürften Trump seine Gegenattac­ken auf die Medien wenig nutzen – nur bei seinen eingefleis­chten Fans wird er damit Jubel auslösen. Jenseits davon aber dürften in seiner Partei die Fluchtbewe­gungen zunehmen – schon nach der VideoEnthü­llung hatten sich zahlreiche prominente Republikan­er von ihm abgesetzt. Trumps wütende Angriffe gegen „illoyale“Republikan­er haben seither die Kluft zwischen dem Kandidaten und seiner Partei vertieft.

Hillary Clinton hat also vorerst leichtes Spiel. Trumps Gegenattac­ken gegen ihren Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton, wegen dessen früherer Sexaffären werden durch die neuen Enthüllung­en völlig zurückgedr­ängt – ebenso wie die WikiLeaks-Veröffentl­ichungen aus dem Innenleben der Clinton-Kampagne und über Reden der Demokratin vor Großbanker­n.

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FOTO: AFP Die Bereitscha­ft der Frauen, für Trump zu stimmen – wie es das Schild fordert – dürfte nach den jüngsten Enthüllung­en weiter sinken.

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