Dem Valser Tal droht Schreckliches
Zum Artikel „Hoch hinaus“(7.10.): Es fällt schwer, die treffenden Worte zu finden für den Irrsinn, den ein geltungssüchtiger und bauwütiger Schweizer Jungmilliardär seiner Heimatgemeinde Vals im graubündischen Vorderrheingebiet zumuten möchte. Er verfolgt den aberwitzigen Plan, dort in das enge Alpental den höchsten Hotelturm der Welt in den Boden zu rammen. Er verbindet dies mit der unglaublichen These, dem Tourismus eine neue Gasse zu eröffnen und sammelt gläubige Anhänger im Dorf um sich. Was sollen aber Superreiche, und nur die sollen angesprochen werden, in einem Bergdorf, das mit „1000 Einwohnern, 1000 Schafen und 1000 Betten“wirbt? Es fehlt außerhalb des Turms doch jegliche Schickimicki-Atmosphäre. Es gibt keinen Flugplatz, kein Großskigebiet und keine Golfbahnen. Was sollen sie also dort? Keiner dieser Oligarchen dürfte das schöne Wandernetz benutzen oder sogar das mächtige Rheinwaldhorn besteigen.
Das Projekt gehört nach Las Vegas oder Monaco, aber nicht in ein bodenständiges Alpental am Rande eines vielleicht zukünftigen Nationalparks Adula. Der geplante Protzbau strotzt vor Hochmut und einer unfassbaren Hemmungslosigkeit. Wenn das die Zukunft des alpinen Tourismus darstellen soll, dann droht dem wichtigsten und wertvollsten Gebirge Europas Schreckliches. Die geplante Monsternadel aus Glas erinnert fatal an den biblischen Turmbau zu Babel – und der ist krachend gescheitert.
Es ist nur zu hoffen, dass die Schweizer inner- und außerhalb des Valser Tales dem wahnwitzigen Ansinnen eine gebührende Abfuhr erteilen. Erich Jörg, Lindau