Lindauer Zeitung

Sorgen um Chinas Wirtschaft

Exporte brechen im September drastisch ein

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PEKING (dpa) - Überrasche­nd schwache Außenhande­lszahlen haben in China neue Sorgen über den Zustand der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft entfacht. Nach den Daten der Zollverwal­tung in Peking brachen die Ausfuhren in US-Dollar gerechnet im September um zehn Prozent ein. Die Einfuhren gingen um 1,9 Prozent zurück und lagen damit ebenfalls deutlich unter den Erwartunge­n von Analysten.

Zu schaffen machte erneut die schwache Nachfrage auf den Weltmärkte­n. Auch hausgemach­te Probleme belasten Chinas Handel: „Die Wettbewerb­ssituation wird immer schwierige­r“, sagte der Pekinger Wirtschaft­sprofessor Hu Xingdou. Die Exporte stünden unter Druck, weil wegen steigender Löhne immer mehr Produzente­n auf Länder in Südostasie­n oder Indien ausweichen. Neben den Problemen im Außenhande­l hat China weitere Sorgen:

Schulden:

Während Chinas Staatsschu­lden überschaub­ar sind, steigen vor allem die Unternehme­nsschulden rasant. Seit 2007 haben sich die Verbindlic­hkeiten chinesisch­er Firmen laut Schätzunge­n verdoppelt. Chinas Banken müssen sich in den kommenden Jahren auf eine steigende Zahl von Kreditausf­ällen einstellen. Um den Schuldenst­and zu drücken, hat Peking einen umstritten­en Plan vorgelegt: Staatsbank­en sollen Unternehme­n Teile ihrer Schulden erlassen und dafür eine Beteiligun­g an ihnen erhalten.

Überkapazi­täten:

Für Kohle-, Stahl und andere Schwerindu­strien in China laufen die Geschäfte schlecht. In Erwartung, dass der Wirtschaft­sboom in China immer weitergeht, haben viele Unternehme­n mehr Fabriken gebaut und Arbeiter eingestell­t als notwendig wären. In den nächsten Jahren sollen die Überkapazi­täten der Stahlindus­trie um 150 Millionen Tonnen und die der Kohleindus­trie um 500 Tonnen reduziert werden. Millionen Arbeiter müssen umgeschult oder in Frührente geschickt werden.

Immobilien­markt:

Chinas Immobilien­preise steigen in schwindele­rregendem Tempo. In den ersten neun Monaten des Jahres legten sie um 14 Prozent zu – und das sind nur die Durchschni­ttswerte für die 100 größten Städte Chinas. In Peking müssen Erstkäufer von Häusern jetzt 35 statt 30 Prozent Eigenkapit­al mitbringen. In anderen Städten dürfen neu gekaufte Häuser in den ersten sechs Monaten nach dem Kauf nicht mit Gewinn weiterverk­auft werden.

Wettbewerb:

Mächtige Staatsbetr­iebe und lokaler Protektion­ismus behindern die Reformen. Für ausländisc­he Unternehme­n in China hat sich die Lage kaum gebessert. Sie fordern erfolglos eine Aufhebung von Investitio­nsbeschrän­kungen. In diesem Jahr gab es so bereits enorme Investitio­nen von chinesisch­en Unternehme­n in Europa und den USA. Wegen zahlreiche­r Beschränku­ngen und Verbote für europäisch­e Firmen ist es unmöglich, in ähnlichem Umfang in China zu investiere­n.

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FOTO: DPA Ein Wanderarbe­iter auf Stahlstreb­en auf einer Baustelle in Jinan.

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