Mittendrin statt nur dabei: Jasmin Off hat die virtuelle Realität getestet
Unter mir klafft der Abgrund. Ich stehe auf einer Außenplattform eines Wolkenkratzers, über mir der New Yorker Himmel, rechts und links die Skyline der Stadt. In einem anderen Video bin ich plötzlich in Ferguson, USA. 2014 wurde dort der Schwarze Michael Brown erschossen, über den Kopfhörer kann ich originale Audioaufnahmen der Polizei hören, dank der VR-Brille kann ich mich am Tatort umsehen. Wieder ein ander Mal halte ich in echt in jeder Hand eine Art Controller und greife damit ins Leere. Vor meinen Augen aber werden mir zwei Schuhe in die Hände projiziert. Schüttle ich die Fernbedienung, wechseln die Sneaker die Farbe. Drei Experimente, drei Erkenntnisse: 1. Virtual Reality kann uns in Situationen versetzen, die wir sonst nicht erleben könnten: Im Wohnzimmer mit der Achterbahn fahren, bei Konzerten virtuell mittendrin sein, als Medizinstudent Operationen schon einmal durchspielen. 2. Virtual Reality macht uns vom Zuschauer zum Teilnehmer. Leser können bei journalistischen Geschichten künftig mittendrin sein. 3. Virtual Reality hat für die Wirtschaft riesiges Potenzial. Mit der digitalen Kaufhilfe könnten interessierte Kunden Produkte bereits ansehen und etwa Möbel virtuell in ihre Wohnung stellen, bevor sie sich entscheiden. Noch ist die Handhabung der Brillen ein wenig umständlich, Videos müssen oft schon gestartet werden, bevor das Handy eingelegt ist. Ein weiterer Haken: Die Modelle sind bislang oft nur für bestimmte Smartphone-Typen ausgelegt. Auch die Bildqualität entspricht noch nicht heutigen Videostandards. Entschädigt wird man durch das spannende Gefühl, dass Dinge zum Greifen nah sind, obwohl sie uns nur vorgespielt werden. Wirklich zum Greifen nah sind lediglich die Möbel, über die man mit der Brille auf dem Kopf schon mal versehentlich darüberstolpert.