Junge Lindauerin geht auf Weltreise
Cosima Paul verbringt ein Schulhalbjahr auf einem Segelschiff
LINDAU (jala) - Lernen kann man überall. Das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ermöglicht es Schülern der zehnten Jahrgangsstufe, ein halbes Jahr lang über den Atlantik zu segeln und neben dem eigentlichen Schulstoff fremde Kulturen und den Schiffsbetrieb kennenzulernen.
Die Lindauerin Cosima Paul ist eine von 34 Schülern, die an dem Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg teilnimmt. Vom Projekt erfahren hat die 17-Jährige durch eine Bekannte, die selbst ein halbes Schuljahr auf dem Traditionssegler „Thor Heyerdahl“mit gesegelt ist. Neben den Schülern sind natürlich noch Lehrer, die Schiffsmannschaft und ein Arzt an Bord.
Die Route führt von Kiel über den Atlantik. Neben dem Besuch einiger kleiner Inselstaaten in der Karibik sind auch mehrwöchige Landaufenthalte geplant, etwa in Guatemala, Costa Rica, Panama und Kuba. Ganz genau lasse sich eine solche Reise aber nicht planen. Bei einer Unwetterwarnung werde das Schiff seinen Kurs ändern und versuchen, dem Sturm auszuweichen.
Angst vor der Atlantiküberquerung auf dem Segelschiff hat Cosima nicht, „aber natürlich ziemlichen Respekt vor den Naturgewalten.“Die Lindauerin kann schon einiges an Segelerfahrung vorweisen: Mit 14 Jahren hat sie ihr Bodenseeschifferpatent gemacht.
Die Erwartungen, die Cosima an die Fahrt hat sind hoch: Sie möchte neue Kulturen kennenlernen, Umweltprojekte realisieren und endlich das, was sie in der Schule gelernt hat, anwenden. Besonders freut sie sich darauf, endlich einen richtigen Urwald zu sehen und auf Kuba ihr Spanisch anwenden zu können.
An Bord darf nur ein Hundert-Liter-Seesack
Was packt man ein, wenn man ein halbes Jahr lang verreist? Bei dieser Frage geholfen hat sicherlich die Packliste, die jeder Schüler bekommen hat. Auch was die Größe des Gepäcks angeht, gibt es strenge Vorgaben: Ein Trekkingrucksack, ein Tagesrucksack und ein Seesack, der 100 Liter fasst – mehr darf nicht mit an Bord.
Die Jugendlichen müssen ihre Smartphones beim Betreten des Schiffs abgeben und bekommen sie nur bei Landaufenthalten wieder. Wer seinen Computer mit an Bord nimmt, darf ihn ausschließlich für Schulprojekte nutzen. Fernsehen gibt es nur an rund zehn Filmabenden. Cosima stört das nicht: „Die meiste Zeit werden wir sowieso kein Netz haben.“
Die strengen Regeln sieht die Schülerin als Herausforderung: „Wir sollen unsere Grenzen austesten und uns ganz darauf konzentrieren, was wir erleben – da würde die Technik nur stören.“
Die Frage was sie in den sechs Monaten am meisten vermissen wird, beantwortet Cosima mit einem kleinen Lächeln: „Meine Familie und meine Freunde! Natürlich sind sie traurig darüber, dass ich jetzt für so lange Zeit wegfahre. Aber sie freuen sich auch sehr für mich.“Ein ganz persönliches Highlight für die Lindauerin ist Februar auf dem Segelschiff: Sie wird während der Reise volljährig.
Weitere Informationen zu dem Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“gibt es auf der Internetseite http://kus-projekt.de/