Intersky soll 86,5 Millionen Euro zahlen
Großteil hängt an einem Gläubiger – Auszahlungen für Ex-Passagiere in Gefahr
FRIEDRICHSHAFEN - In den Verhandlungen um das Ende der Regionalairline Intersky in Bregenz ist am Donnerstag die Summe der Forderungen der Gläubiger bekannt geworden. 86,5 Millionen Euro an offenen Rechnungen soll die Fluglinie demnach noch haben.
72 der 86,5 Millionen Euro stammen laut Medienberichten von nur zwei Unternehmen, die von der ehemaligen Fluggesellschaft noch Geld haben wollen. Wie Horst Lumper, Anwalt der einstigen Intersky, im SZGespräch sagte, ist davon wiederum der „weitaus größte Teil“eine Forderung der ehemaligen Leasinggesellschaft, die für Intersky die Flugzeuge bereitgestellt hatte.
Das US-Unternehmen Castlelake stellt der Intersky damit offenbar in Rechnung, welche Einnahmen aus der Verleasung von Flugzeugen im Zeitraum der nächsten rund 15 Jahren entstanden wären, wäre die Airline nicht in den Konkurs geflogen. Über diesen Zeitraum hatten Intersky und Castlelake nämlich Verträge abgeschlossen. Bei fünf Maschinen Horst Lumper, Rechtsanwalt
und 15 Jahren sowie branchenüblich sechsstelligen Leasingbeträgen pro Maschine und Jahr kommt da schnell eine große Summe zusammen. „Es ist nicht unüblich in der Branche, so etwas zu machen“, so Lumper.
Die Quote entscheidet
Sollte sich Castlelake allerdings mit der Millionenforderung durchsetzen, dürften Tausende ehemalige Passagiere der Intersky vor den Kopf gestoßen werden. Denn am Ende des Insolvenzverfahrens wird eine Quote festgelegt, die darüber entscheidet, wie viel Geld jeder einzelne Gläubiger der Airline wiedersieht.
Rund zwei Millionen Euro sollen aus den Resten von Intersky derzeit noch zu holen sein. Dem stehen rund 2000 Gläubiger gegenüber, die meisten wollen Geld für verfallene Tickets im Wert von wenigen Hundert Euro wiederhaben. Sollten die Gesamtschulden der Airline niedrig sein, haben sie gute Chancen viel davon wiederzusehen. Bei fast 90 Millionen Euro Gesamtschulden dürften Ex-Passagiere aber eher leer ausgehen. Lumper: „Dann würden sie für ihre Tickets fast nichts mehr bekommen.“
Die gute Nachricht ist derzeit, dass der Insolvenzverwalter aktuell nur 6,8 der 86,5 Millionen Euro an Forderungen akzeptiert hat. Sollte es Castlelake gelingen, die InterskyFlugzeuge zu verkaufen, würde dies die Schuldensumme außerdem erheblich senken. Es wäre auch gut für den Flughafen Friedrichshafen, der ebenfalls noch offene Rechnungen mit Intersky hat. Wer wann am Ende wie viel Geld von Intersky erhält, dürfte sich erst im Jahr 2017 endgültig entscheiden. Intersky war Ende 2015 in die Insolvenz gegangen. Die Airline bediente im Wesentlichen Flüge von Friedrichshafen nach Berlin, Hamburg und Düsseldorf. Die Tickets zahlreicher Passagiere verloren damals ihre Gültigkeit.
„Dann würden sie für ihre Tickets fast nichts mehr bekommen.“