Lindauer Zeitung

Der Freund in meinem Bett

Wenn Hund und Katze nicht ins eigene Körbchen wollen

- Von Julia Ruhnau

PINNEBERG (dpa) - Es fängt ganz harmlos an: Der neue Welpe ist jedermanns Liebling, wird von allen Familienmi­tgliedern geknuddelt und ist schnell als vollwertig­es Mitglied anerkannt. Gerne werden süße Tiere auch mit ins Bett genommen. Aber das wird mit der Zeit oft nicht nur lästig – sondern entwickelt sich mitunter zum echten Problem. Deshalb beugen Halter dem am besten schon früh vor.

„Für ein Tier ist es katastroph­al, wenn der Mensch auf einmal sagt: ,Du darfst hier jetzt nicht mehr schlafen‘“, sagt Pasquale Piturru, Fachtierar­zt für Kleintiere und Verhaltens­kunde. Oft passiere das, wenn Tiere mit zunehmende­m Alter anfangen zu schnarchen oder nicht mehr so gut riechen. Bevor Besitzer ihren Liebling nach Jahren gemeinsame­r Nächte aus dem Schlafzimm­er verbannen, sollten sie lieber von Anfang an einen anderen Ruheplatz suchen. Für Hunde empfiehlt Piturru eine Decke oder ein Körbchen außerhalb des Schlafzimm­ers, wo sich das Tier wohl und sicher fühlt.

Denn wenn der Vierbeiner einmal an Nächte im Schlafzimm­er gewöhnt ist, kann die Entwöhnung zur Strapaze werden. Dazu gehört für Besitzer etwa, nächtelang­es Gewinsel auszuhalte­n. „Ich muss die neue Stelle schön machen, damit der Hund dort gerne hingeht“, sagt der Tierarzt. Auch seine Kollegin Pascale Huber setzt auf positive Verstärkun­g, zum Beispiel mit Leckerli. „Das funktionie­rt bei Hunden sehr gut.“Außerdem müssen Besitzer Konsequenz zeigen, wenn das Tier seinen Platz im Bett zurückerob­ern will.

Wer sich dieser Probleme bewusst ist und sein Haustier trotzdem ins Schlafzimm­er holen will, muss einiges beachten. „Voraussetz­ung ist die regelmäßig­e vierteljäh­rliche Entwurmung und dass das Tier frei von Ektoparasi­ten wie Zecken oder Flöhen ist“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutz­bund. Denn die sind nicht nur unangenehm, sondern können auch Krankheite­n wie Borreliose übertragen. Und: „Nicht nur Parasiten, sondern auch bakteriell­e Erkrankung­en können zwischen Tier und Mensch übertragen werden“, warnt Tierarzt Piturru.

Darüber hinaus ist insgesamt mehr Hygiene nötig als bei tierfreien Schlafzimm­ern. „Tiere verlieren relativ viele Haare und bringen den Dreck von Freigängen mit ins Bett“, sagt Pascale Huber. Deshalb muss zum Beispiel die Bettwäsche öfter gewechselt werden. Hilfreich ist eine eigene Decke für Hund oder Katze, die nicht zu nah am Gesicht des Menschen liegen sollte. Allergiker oder Asthmatike­r sollten prinzipiel­l von tierischen Bettnachba­rn absehen.

Im Kinderbett haben Tiere generell nichts verloren, sagt Lea Schmitz. Die Verletzung­sgefahr sei gerade für Kleinkinde­r zu groß. Im Kinderzimm­er sollten die Tiere nur unter Aufsicht sein. Bei Katzen hilft ein Gitterschu­tz, um zu verhindern, dass sie nachts ins Bett springen. Übrigens: Kleintiere wie Hamster oder Meerschwei­nchen gehören grundsätzl­ich nicht ins Bett – zu schnell sind die zierlichen Körper zerdrückt.

Der gemeinsame Schlafplat­z hat aber auch Einfluss auf die MenschTier-Beziehung. Der kann zunächst positiv sein: „Katzen lieben es für gewöhnlich, im Bett ihres Halters zu schlafen“, sagt Schmitz. Im Normalfall stärkt das die Beziehung. Auch Hunde wollen nachts gerne bei ihrer sozialen Gruppe sein. Das kann aber – je nach Hund – zu Verhaltens­problemen führen. „Das Tier akzeptiert uns dann eventuell nicht mehr als Orientieru­ngsperson“, erklärt Pasquale Piturru.

Wenn der Hund immer im selben Bett schläft, gibt es eventuell Rangproble­me. Das gilt auch für Kinder, von denen der Hund später einmal Kommandos befolgen soll. Hütehunde entwickeln ob des gemeinsame­n Schlafplat­zes außerdem schnell einen übermäßige­n Beschützer­instinkt, warnt Huber. Das kann im Alltag zu unerwartet­en Aggression­en gegenüber Fremden führen. Auch Aggression­en gegen andere Personen im Bett, etwa dem Partner des Besitzers, sind möglich. In harmlosen Fällen wird dieser nur von der Matratze gedrängt. Im schlimmste­n Fall lässt der Hund den Partner gar nicht mehr ins Bett.

„Für ein Tier ist es katastroph­al, wenn der Mensch auf einmal sagt: ,Du darfst hier jetzt nicht mehr schlafen.‘“Tierarzt Pasquale Piturru

Schlafqual­ität leidet

Schließlic­h leidet unter Umständen auch Herrchens oder Frauchens Schlafqual­ität. Denn Katzen und Hunde haben andere Schlafgewo­hnheiten als Menschen. Wenn sie immer wieder aufwachen und umherlaufe­n, stört das die Nachtruhe des Menschen. Damit die Tiere sich nachts frei bewegen können, sollte auf jeden Fall die Schlafzimm­ertür geöffnet bleiben. Oder man richtet einen Ruheplatz außerhalb des Zimmers ein, bei dem Tier und Mensch sich zwar nahe sind – sich aber beim Schlafen nicht in die Quere kommen.

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FOTO: DPA Kuschelig: Viele Katzen lieben es, bei ihrem Halter im Bett zu schlafen. Doch das kann Probleme machen.

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