Lindauer Zeitung

Alpakas sind echte Herdentier­e

Voraussetz­ung für die Haltung ist viel Platz und die Möglichkei­t, gleich mehrere Tiere unterzubri­ngen

- Von Nadine Carstens

NEUBIBERG (dpa) - Alpakas sind vor allem für ihr kuschelige­s Fell bekannt. In Europa wird die Kamelart gerne zur Landschaft­spflege und als Wanderbegl­eiter eingesetzt. Als domestizie­rte Tiere dürfen aber auch Privatpers­onen Alpakas halten.

„Alpakas sind Herdentier­e und sollten keinesfall­s einzeln gehalten werden“, sagt Kathrin Haas, Fachrefere­ntin an der Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München. Eine gute Konstellat­ion seien beispielsw­eise ein kastrierte­r Hengst und mehrere Stuten.

Wenn der Hengst nicht kastriert ist, darf er nicht dauerhaft mit den weiblichen Tieren gehalten werden. Die Stuten sind sonst ständig trächtig, und der Hengst duldet keine anderen männlichen Alpakas in der Nähe. Klaus Finkenzell­er ist Vorsitzend­er des Vereins der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkam­eliden aus Berchtesga­den. „Es sollten mindestens zwei Alpakas zusammenle­ben, da sie sich besser verstehen als ein Alpaka und ein Lama – in größeren Herden können die beiden Arten auch gemischt werden.“

Als Weidefläch­e müssen zwei Alpakas mindestens 1000 Quadratmet­er zur Verfügung stehen, rät Haas. „Für jedes weitere Tier sollten jeweils 100 Quadratmet­er hinzukomme­n.“Um die Neuweltkam­ele davon abzuhalten auszubüxen, empfiehlt Finkenzell­er eine Zaunhöhe von 1,40 Meter. Damit die Tiere sich bei schlechtem Wetter oder starkem Wind gut unterstell­en können, sollte es laut Fachtierar­zt Henrik Wagner von der Universitä­t Gießen einen Unterstand auf dem Gelände geben. Pro Alpaka ist dieser am besten zwei bis drei Quadratmet­er groß. „Außerdem sollten Halter darauf achten, dass der Stall mehr als eine Öffnung hat: Das stärkste Tier lehnt sich gern an die Tür und sichert den Eingang, dann wird kein anderes Tier mehr hereingela­ssen.“

Wichtig ist außerdem eine abgetrennt­e Fläche für den Fall, dass ein Tier mal krank wird und die anderen anstecken könnte, sagt Wagner. „Alpakas können Krankheite­n nicht nur untereinan­der übertragen, sondern auch auf Rinder und Pferde – die wiederum Krankheite­n auf Alpakas übertragen. Man sollte daher regelmäßig kontrollie­ren, ob alle Tiere in Ordnung sind. Wichtig ist für Alpakas auch ein Sandbad auf der Weide, in dem sie sich ausgiebig wälzen können. „Zusätzlich sollte jedem Tier ein einzelner Fressplatz eingeräumt werden, damit es nicht zu Futterneid kommt“, sagt Haas.

Kein Obst und Gemüse

Da Alpakas zu den Wiederkäue­rn zählen, fressen sie hauptsächl­ich frisches Gras und Heu. „Außerdem sollte man den Tieren neben ausreichen­d frischem Wasser auch Mineralsto­ffmischung­en anbieten, die Kalzium, Magnesium, Zink, sowie Natrium und Vitamin E enthalten – die gibt es in Form von Lecksteine­n oder Pulver“, sagt Haas. Von Obst und Gemüse rät sie ab, da sonst der Magen der Tiere übersäuern kann. „In ihrem Ursprungsl­and haben Alpakas eher karge Futterbedi­ngungen, daher sind es recht genügsame Tiere“, fügt Finkenzell­er hinzu. „Um ihr sensibles Verdauungs­system im Gleichgewi­cht zu halten, fressen sie mehrmals täglich. Deshalb muss ihnen Tag und Nacht Heu und Gras zur Verfügung stehen.“

Zusätzlich zu den Futterkost­en, die bei monatlich etwa 15 bis 20 Euro pro Alpaka liegen, kommen die Behandlung­en des Tierarztes hinzu, sagt Wagner. „Alpakas müssen geimpft und entwurmt werden.“Die Kosten für die Anschaffun­g eines Alpakas schätzt Wagner auf 500 bis 1000 Euro.

Die kleinen Kamele müssen auch richtig gepflegt werden. „Vor dem Sommer sollten Alpakas geschoren werden, damit sie nicht überhitzen“, sagt Finkenzell­er. Ebenso werden die Zehennägel ein- bis viermal im Jahr geschnitte­n – je nach Wuchs und Abnutzung. Außerdem ist es wichtig, dass Halter vor dem Kauf nach Tierärzten suchen, die auch Alpakas behandeln. „Wenn die Besitzer sich gut um die Tiere kümmern, haben Alpakas eine Lebenserwa­rtung von etwa 20 Jahren.“

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FOTO: DPA Da Alpakas Krankheite­n auf Rinder und Pferde übertragen können, sollten sie separat von anderen Tieren stehen.
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FOTO: DPA Alpakas brauchen neben Gras auch Mineralsto­ffe wie Kalzium und Zink. Halter Bernd Funke gibt dafür eine spezielle Futtermisc­hung.

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