Lindauer Zeitung

Gestatten: Toni Kroosus

Toni Kroos ist ab sofort der bestverdie­nende deutsche Sportler – Weil Real es so will

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

Um jeglichen Missverstä­ndnissen vorzubeuge­n: Natürlich sind die Summen, die Profifußba­llern und den Stars der anderen Bling-BlingSport­arten bezahlt werden, völlig verrückt. Natürlich beträgt der Arbeitswer­t keines Sportlers Millionenb­eträge, schon gar nicht zweistelli­ge. Aber: Um Neiddebatt­en soll es hier nicht gehen, die Sportler nehmen das, was der Markt bezahlt. Und im Fall von Toni Kroos war die kräftige Gehaltserh­öhung, die ihn zum bestverdie­nenden deutschen Sportler macht, nicht einmal nötig. Kroos’ altes – und auch schon hochdotier­tes – Arbeitspap­ier bei Real Madrid lief noch zweieinhal­b Jahre, der Spieler fühlte sich sehr wohl, und viele zahlungskr­äftigere Vereine als Real gibt es ohnehin nicht.

Und doch wollten die Königliche­n den Mittelfeld­spieler unbedingt langfristi­g binden. Vielleicht, weil Trainer Zinedine Zidane sich an die Zeit erinnert fühlt, als er der beste Mittelfeld­spieler der Welt war, wenn er Kroos spielen sieht. Ganz sicher aber, weil Real die Leistungen Kroos’ honorieren möchte. Im Starensemb­le um Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Co. nimmt Kroos die Rolle des Metronoms ein, er gibt als König der Pässe Takt und Rhythmus vor. Kroos hat sich in seinen zwei Jahren in Madrid unersetzba­r gemacht – obwohl er von den gewohnt hysterisch­en Kommentato­ren der iberischen Sportzeitu­ngen eigentlich in jeder Transferpe­riode zum teuren Spekulatio­nsobjekt geschriebe­n wurde.

20 Millionen Euro soll Kroos nun bis 2022 pro Jahr verdienen. Das wären 2283 Euro pro Stunde. Nur Ronaldo verdient bei Real noch ein paar Milliönche­n mehr, wobei der Superstar wie fast alle, die das Wirtschaft­smagazin „Forbes“Jahr für Jahr in seine Liste der bestverdie­nenden Sportstars (siehe Kasten) aufnimmt, den Großteil seines Salärs noch exorbitant­eren Werbeeinna­hmen zu verdanken hat. Auch bei Kroos kommen noch ein paar Milliönche­n an Vermarktun­gseinnahme­n dazu. Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel, momentan als einziger deutscher Sportler in der Top 20 der „Forbes“-Liste vertreten, hat Kroos einnahmete­chnisch auf alle Fälle überholt. Seine Kollegen aus der Nationalma­nnschaft sowieso – als bestverdie­nender deutscher Fußballer galt bisher Dreh- und Angelpunkt im Spiel von Real Madrid – und jetzt auch Spitzenver­diener: Toni Kroos. Thomas Müller mit einem geschätzte­n Gehalt von 15 Millionen Euro.

Aber über Geld redet man nicht, man hat es, deshalb sagte Kroos am Donnerstag vor allem sehr nette Dinge über seinen Arbeitgebe­r. „Ich bin sehr glücklich beim besten und größten Verein der Welt“, versichert­e er. Er habe schon zwei „tolle“Jahre in Madrid gehabt, nun hoffe er, „dass ich noch viele weitere habe“. Es sollten sechs werden, er habe sich das gewünscht, der Verein habe sich das gewünscht. Und so wird Kroos, wenn nicht irgendwas richtig schieflauf­en sollte, seine Karriere wohl bei Real beenden – als Kroosus des deutschen Sports, aber auch als eine der absoluten Real-Legenden.

Dabei war das alles nie so geplant. Eine Legende des Sports sollte und wollte Kroos schon werden – allerdings beim FC Bayern, der ihn vor zehn Jahren als 16-Jährigen aus Greifswald holte. Als der damalige Manager Uli Hoeneß Kroos in der Jugend des Rekordmeis­ters spielen sah, reserviert­e er ihm bereits die Trikotnumm­er 10. Getragen hat er sie nie. Richtig wertgeschä­tzt wurde er in München von Fans und einigen Verantwort­lichen auch nicht. Obwohl er der Lieblingss­pieler von ExTrainer Pep Guardiola war, verkauften ihn die Bayern 2014 für vergleichs­weise läppische 30 Millionen an Real. Ironie der Geschichte: Kroos wollte seinen Vertrag verlängern und dabei in ähnliche Regionen vorstoßen wie die Spitzenver­diener – die damals noch deutlich weniger bekamen als jetzt. Nun dürfte Kroos fast doppelt so viel verdienen, wie er damals von den Bayern gefordert haben soll. Ohne es gefordert zu haben.

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