Gestatten: Toni Kroosus
Toni Kroos ist ab sofort der bestverdienende deutsche Sportler – Weil Real es so will
Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich sind die Summen, die Profifußballern und den Stars der anderen Bling-BlingSportarten bezahlt werden, völlig verrückt. Natürlich beträgt der Arbeitswert keines Sportlers Millionenbeträge, schon gar nicht zweistellige. Aber: Um Neiddebatten soll es hier nicht gehen, die Sportler nehmen das, was der Markt bezahlt. Und im Fall von Toni Kroos war die kräftige Gehaltserhöhung, die ihn zum bestverdienenden deutschen Sportler macht, nicht einmal nötig. Kroos’ altes – und auch schon hochdotiertes – Arbeitspapier bei Real Madrid lief noch zweieinhalb Jahre, der Spieler fühlte sich sehr wohl, und viele zahlungskräftigere Vereine als Real gibt es ohnehin nicht.
Und doch wollten die Königlichen den Mittelfeldspieler unbedingt langfristig binden. Vielleicht, weil Trainer Zinedine Zidane sich an die Zeit erinnert fühlt, als er der beste Mittelfeldspieler der Welt war, wenn er Kroos spielen sieht. Ganz sicher aber, weil Real die Leistungen Kroos’ honorieren möchte. Im Starensemble um Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Co. nimmt Kroos die Rolle des Metronoms ein, er gibt als König der Pässe Takt und Rhythmus vor. Kroos hat sich in seinen zwei Jahren in Madrid unersetzbar gemacht – obwohl er von den gewohnt hysterischen Kommentatoren der iberischen Sportzeitungen eigentlich in jeder Transferperiode zum teuren Spekulationsobjekt geschrieben wurde.
20 Millionen Euro soll Kroos nun bis 2022 pro Jahr verdienen. Das wären 2283 Euro pro Stunde. Nur Ronaldo verdient bei Real noch ein paar Milliönchen mehr, wobei der Superstar wie fast alle, die das Wirtschaftsmagazin „Forbes“Jahr für Jahr in seine Liste der bestverdienenden Sportstars (siehe Kasten) aufnimmt, den Großteil seines Salärs noch exorbitanteren Werbeeinnahmen zu verdanken hat. Auch bei Kroos kommen noch ein paar Milliönchen an Vermarktungseinnahmen dazu. Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel, momentan als einziger deutscher Sportler in der Top 20 der „Forbes“-Liste vertreten, hat Kroos einnahmetechnisch auf alle Fälle überholt. Seine Kollegen aus der Nationalmannschaft sowieso – als bestverdienender deutscher Fußballer galt bisher Dreh- und Angelpunkt im Spiel von Real Madrid – und jetzt auch Spitzenverdiener: Toni Kroos. Thomas Müller mit einem geschätzten Gehalt von 15 Millionen Euro.
Aber über Geld redet man nicht, man hat es, deshalb sagte Kroos am Donnerstag vor allem sehr nette Dinge über seinen Arbeitgeber. „Ich bin sehr glücklich beim besten und größten Verein der Welt“, versicherte er. Er habe schon zwei „tolle“Jahre in Madrid gehabt, nun hoffe er, „dass ich noch viele weitere habe“. Es sollten sechs werden, er habe sich das gewünscht, der Verein habe sich das gewünscht. Und so wird Kroos, wenn nicht irgendwas richtig schieflaufen sollte, seine Karriere wohl bei Real beenden – als Kroosus des deutschen Sports, aber auch als eine der absoluten Real-Legenden.
Dabei war das alles nie so geplant. Eine Legende des Sports sollte und wollte Kroos schon werden – allerdings beim FC Bayern, der ihn vor zehn Jahren als 16-Jährigen aus Greifswald holte. Als der damalige Manager Uli Hoeneß Kroos in der Jugend des Rekordmeisters spielen sah, reservierte er ihm bereits die Trikotnummer 10. Getragen hat er sie nie. Richtig wertgeschätzt wurde er in München von Fans und einigen Verantwortlichen auch nicht. Obwohl er der Lieblingsspieler von ExTrainer Pep Guardiola war, verkauften ihn die Bayern 2014 für vergleichsweise läppische 30 Millionen an Real. Ironie der Geschichte: Kroos wollte seinen Vertrag verlängern und dabei in ähnliche Regionen vorstoßen wie die Spitzenverdiener – die damals noch deutlich weniger bekamen als jetzt. Nun dürfte Kroos fast doppelt so viel verdienen, wie er damals von den Bayern gefordert haben soll. Ohne es gefordert zu haben.