Lindauer Zeitung

Ein Schritt zu mehr Klarheit

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Es ist schon etwas paradox: Die Länder haben sich durchgeset­zt, und der Bund nimmt die Sache in die Hand. Die Einigung über den Länderfina­nzausgleic­h bedeutet de facto dessen Abschaffun­g. Damit könnte das jahrzehnte­lange Gerangel zwischen Geber- und Nehmerländ­ern überwunden werden.

„Wir sind reich, aber nicht blöd“, hatte Horst Seehofer einst auf den kessen Spruch Berlins, „arm aber sexy“zu sein, geantworte­t – und in Karlsruhe Klage gegen den Finanzausg­leich eingereich­t. Denn natürlich ärgert es die Geberlände­r wie Bayern, Hessen und Baden-Württember­g mächtig, wenn ärmere Länder sich am Ende teilweise mehr leisten können als sie selbst. Erschweren­d hinzu kommt: In den letzten Jahren haben sich Länder und Kommunen zunehmend als Opfer einer Politik gesehen, die in Berlin gemacht wird. Man denke nur an die Kosten der Flüchtling­spolitik.

Doch auch wenn der Umsatzsteu­ervorwegau­sgleich wegfällt, bleibt es im Prinzip dabei, dass die Länder ihren Teil mittragen. Nur dass jetzt die Umsatzsteu­er entspreche­nd der Finanzkraf­t vom Bund verteilt wird. Dadurch haben die Länder zunächst einmal mehr Geld. Dass die Finanzkraf­t der Kommunen künftig stärker als bisher zählen soll, ist für BadenWürtt­emberg mit seinen vielen reichen Gemeinden ein Wermutstro­pfen.

Insgesamt aber haben die Länder sich durchgeset­zt. Und es ist wohltuend, dass man sich ohne Karlsruhe geeinigt hat. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble blieb am Ende nichts anderes übrig, als den Ländern, die mit ihrem Modell zuvor eine Phalanx gegen Berlin geschaffen hatten, nachzugebe­n. Allerdings geht auch er nicht mit leeren Händen aus den Verhandlun­gen, er hat den Ländern einiges mehr an Zentralism­us abverhande­lt.

Und die Bürger? Die haben eigentlich nichts davon, ob die Länder ihre Steuern umverteile­n oder der Bund. Sie haben aber etwas davon, wenn die Verflechtu­ngen einfacher werden und die Zuständigk­eiten klarer verteilt sind. Ein Schritt in diese Richtung wurde gemacht.

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