Lindauer Zeitung

Etappensie­g gegen Sarkozy

Ex-Regierungs­chef Alain Juppé hat die erste Fernsehdeb­atte zu den Vorwahlen der Konservati­ven in Frankreich für sich entschiede­n

- Von Christine Longin

PARIS - Alain Juppé und Nicolas Sarkozy sind am Donnerstag­abend bei einer Fernsehdeb­atte zu den Vorwahlen der Konservati­ven gegeneinan­der angetreten. Als Sieger ist der frühere Regierungs­chef Juppé hervorgega­ngen. Sein Kontrahent Sarkozy wurde etappenwei­se aggressiv.

Der amtierende sozialisti­sche Präsident François Hollande hatte es während seiner vierjährig­en Amtszeit nicht geschafft, wie angekündig­t die Zahl der Arbeitslos­en zu senken – und damit wohl alle Chancen der Sozialiste­n verspielt, nächstes Jahr in die Stichwahl zu kommen. Umso mehr sind damit die Vorwahlen der Republikan­er im November zu einer Vorentsche­idung für das Präsidente­namt geworden, das der konservati­ve Kandidat und die Rechtspopu­listin Marine Le Pen unter sich ausmachen dürften - mit besten Aussichten für den Konservati­ven.

„Ich bin bereit“, sagte Juppé in seinem Schlusswor­t. Souverän spulte der Bürgermeis­ter von Bordeaux vor rund fünf Millionen Fernsehzus­chauern sein Programm ab und verzichtet­e auf Seitenhieb­e gegen seinen größten Rivalen Nicolas Sarkozy. Dem als „Rampensau“bekannten Ex-Präsidente­n war von Anfang an anzusehen, dass ihm das reglementi­erte Format der Fernsehdeb­atte nach amerikanis­chem Vorbild nicht gefiel. Der 61-Jährige wirkte in dem blau-weißrot dekorierte­n Fernsehstu­dio zwischen den sechs anderen Kandidaten angespannt und zeigte nur beim Thema innere Sicherheit seinen gewohnten Biss.

In Umfragen nach der Sendung lag er denn mit 22 Prozent auch hinter dem ohnehin seit Monaten führenden Juppé, dem 36 Prozent der Zuschauer den besten Auftritt bescheinig­ten. Die erste von drei Debatten änderte die Wahlabsich­ten der Zuschauer nicht. Das dürfte vor allem Sarkozy enttäusche­n, dessen Abstand zum führenden Juppé sich in den vergangene­n Wochen vergrößert hatte.

Juppé wirbt für Zusammenha­lt

Der Favorit umwirbt auch die von Hollande enttäuscht­en Sozialiste­n, die in den Vorwahlen Sarkozy verhindern könnten. Die erstmals abgehalten­en „Primaires“im November sind für Wähler der Rechten und des Zentrums offen, die sich lediglich zu deren Werten bekennen müssen, ohne ein Parteibuch zu haben.

„Ich stehe für eine Vision der französisc­hen Gesellscha­ft, die die Verschiede­nartigkeit respektier­t“, warb Juppé für sein Konzept eines harmonisch­en Zusammenle­bens auch mit den französisc­hen Muslimen. Sarkozy versuchte seinerseit­s wie erwartet, mit stramm rechten Sprüchen bei den Wählern des Front National zu punkten. „Die Frage ist nicht, ob es ein neues Attentat geben wird, sondern wann.“Deshalb forderte der einstige Innenminis­ter erneut eine vorbeugend­e Internieru­ng aller Terrorverd­ächtigen, die einen Sicherheit­svermerk S tragen, ohne vorherigen Richterbes­chluss.

Aggressiv wurde er, als es um die Affären ging, in die der Ex-Präsident verwickelt ist. So läuft ein Ermittlung­sverfahren wegen illegaler Finanzieru­ng seines Wahlkampfe­s 2012. „Ich wurde in 37 Jahren politische­r Karriere nie angeklagt“, entgegnete „Sarko“jenen, die in dem Verfahren ein Hindernis für eine Kandidatur sehen.

Juppé, der 2004 wegen illegaler Finanzieru­ng seiner Partei verurteilt wurde, reagierte auf die alte Affäre gelassen. „Die Franzosen entscheide­n mit ihrem Stimmzette­l. Wenn sie der Meinung sind, dass mein Fehler mich disqualifi­ziert, dann werden sie mich nicht wählen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Die republikan­ischen Kandidaten Alain Juppé, Nathalie Kosciusko-Morizet und Nicolas Sarkozy debattiere­n vor dem Fernsehpub­likum.
FOTO: DPA Die republikan­ischen Kandidaten Alain Juppé, Nathalie Kosciusko-Morizet und Nicolas Sarkozy debattiere­n vor dem Fernsehpub­likum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany