Etappensieg gegen Sarkozy
Ex-Regierungschef Alain Juppé hat die erste Fernsehdebatte zu den Vorwahlen der Konservativen in Frankreich für sich entschieden
PARIS - Alain Juppé und Nicolas Sarkozy sind am Donnerstagabend bei einer Fernsehdebatte zu den Vorwahlen der Konservativen gegeneinander angetreten. Als Sieger ist der frühere Regierungschef Juppé hervorgegangen. Sein Kontrahent Sarkozy wurde etappenweise aggressiv.
Der amtierende sozialistische Präsident François Hollande hatte es während seiner vierjährigen Amtszeit nicht geschafft, wie angekündigt die Zahl der Arbeitslosen zu senken – und damit wohl alle Chancen der Sozialisten verspielt, nächstes Jahr in die Stichwahl zu kommen. Umso mehr sind damit die Vorwahlen der Republikaner im November zu einer Vorentscheidung für das Präsidentenamt geworden, das der konservative Kandidat und die Rechtspopulistin Marine Le Pen unter sich ausmachen dürften - mit besten Aussichten für den Konservativen.
„Ich bin bereit“, sagte Juppé in seinem Schlusswort. Souverän spulte der Bürgermeister von Bordeaux vor rund fünf Millionen Fernsehzuschauern sein Programm ab und verzichtete auf Seitenhiebe gegen seinen größten Rivalen Nicolas Sarkozy. Dem als „Rampensau“bekannten Ex-Präsidenten war von Anfang an anzusehen, dass ihm das reglementierte Format der Fernsehdebatte nach amerikanischem Vorbild nicht gefiel. Der 61-Jährige wirkte in dem blau-weißrot dekorierten Fernsehstudio zwischen den sechs anderen Kandidaten angespannt und zeigte nur beim Thema innere Sicherheit seinen gewohnten Biss.
In Umfragen nach der Sendung lag er denn mit 22 Prozent auch hinter dem ohnehin seit Monaten führenden Juppé, dem 36 Prozent der Zuschauer den besten Auftritt bescheinigten. Die erste von drei Debatten änderte die Wahlabsichten der Zuschauer nicht. Das dürfte vor allem Sarkozy enttäuschen, dessen Abstand zum führenden Juppé sich in den vergangenen Wochen vergrößert hatte.
Juppé wirbt für Zusammenhalt
Der Favorit umwirbt auch die von Hollande enttäuschten Sozialisten, die in den Vorwahlen Sarkozy verhindern könnten. Die erstmals abgehaltenen „Primaires“im November sind für Wähler der Rechten und des Zentrums offen, die sich lediglich zu deren Werten bekennen müssen, ohne ein Parteibuch zu haben.
„Ich stehe für eine Vision der französischen Gesellschaft, die die Verschiedenartigkeit respektiert“, warb Juppé für sein Konzept eines harmonischen Zusammenlebens auch mit den französischen Muslimen. Sarkozy versuchte seinerseits wie erwartet, mit stramm rechten Sprüchen bei den Wählern des Front National zu punkten. „Die Frage ist nicht, ob es ein neues Attentat geben wird, sondern wann.“Deshalb forderte der einstige Innenminister erneut eine vorbeugende Internierung aller Terrorverdächtigen, die einen Sicherheitsvermerk S tragen, ohne vorherigen Richterbeschluss.
Aggressiv wurde er, als es um die Affären ging, in die der Ex-Präsident verwickelt ist. So läuft ein Ermittlungsverfahren wegen illegaler Finanzierung seines Wahlkampfes 2012. „Ich wurde in 37 Jahren politischer Karriere nie angeklagt“, entgegnete „Sarko“jenen, die in dem Verfahren ein Hindernis für eine Kandidatur sehen.
Juppé, der 2004 wegen illegaler Finanzierung seiner Partei verurteilt wurde, reagierte auf die alte Affäre gelassen. „Die Franzosen entscheiden mit ihrem Stimmzettel. Wenn sie der Meinung sind, dass mein Fehler mich disqualifiziert, dann werden sie mich nicht wählen.“