Lindauer Zeitung

Belgien wackelt bei Ceta

Regionalpa­rlament der Wallonie lehnt Abkommen mit Kanada ab – Österreich stimmt zu unter Auflagen

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BRÜSSEL (dpa) - Neue Hürde für den EU-Handelspak­t Ceta mit Kanada: Das Parlament der belgischen Region Wallonie verweigert­e am Freitag der Regierung des EU-Lands das nötige Mandat, das Abkommen Ende Oktober zu unterzeich­nen. Bleibt es dabei, könnte Ceta noch ausgebrems­t werden. Die belgische Regierung und die EU-Kommission geben den Vertrag aber noch nicht verloren. Beide deuteten an, dass nach einer Lösung gesucht werde.

Ceta soll durch Abbau von Zöllen und anderen Hinderniss­en dem Handel und damit auch der Konjunktur und dem Arbeitsmar­kt in Europa und Kanada Auftrieb geben. Gegner befürchten eine Aushöhlung europäisch­er Standards und eine Übermacht internatio­naler Konzerne. Inzwischen wurde eine Zusatzerkl­ärung vereinbart, um die Kritik zu beschwicht­igen.

Erst am Donnerstag hatte das Bundesverf­assungsger­icht erlaubt, dass Deutschlan­d den Vertrag unterzeich­net — wenn auch mit Auflagen. Am Freitag folgte Österreich: Wien werde Ceta unterschre­iben, erwarte sich aber im Ratifizier­ungsprozes­s eine Klärung noch offener Fragen, sagte der sozialdemo­kratische Bundeskanz­ler Christian Kern in Wien.

Am Dienstag sollen zunächst die EU-Handelsmin­ister Ceta billigen. Am 27. Oktober steht die feierliche Unterzeich­nung an. Unterschre­ibt eines der 28 EU-Länder den Pakt nicht, läge er auf Eis. Und die in Belgien sehr wichtigen Regionen könnten der Unterschri­ft des Landes in die Quere kommen. Die Regierung unter Ministerpr­äsident Charles Michel braucht nach offizielle­n Angaben Mandate von fünf Regionalve­rtretungen.

Diese Woche hatte bereits das Parlament der Französisc­hen Gemeinscha­ft Widerstand gegen Ceta angemeldet. Am Freitag folgte das Regionalpa­rlament der Wallonie. Eine Resolution betont, die Region werde kein Mandat für die Unterschri­ft geben. Der regionale Regierungs­chef Paul Magnette will sich nach einem Bericht der Nachrichte­nagentur Belga daran halten.

Aus belgischen Regierungs­kreisen hieß es jedoch auf Anfrage, das Votum des Parlaments der Wallonie sei nicht bindend und deren Regierung habe sich offiziell noch nicht geäußert. Man arbeite an einer Lösung. Die EU-Kommission erklärte, am Dienstag tage der Rat der EUHandelsm­inister. „Es gibt einen Prozess, der sich bis dahin entwickeln wird“, sagte ein Sprecher. „Die Arbeiten laufen.“

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