Unsinniger Bürokratismus
Zur Berichterstattung über das Wangener Hospiz: Kranke würdevoll in den Tod begleiten und ihnen Angst und Schmerzen nehmen, das ist ganz sicher in diesem Hospiz gelungen. Ob nun Türen offen standen, Chaos im Medikamenten-Kämmerchen herrschte, das hat für die Menschen, die von Frau Dr. Kneer mit menschlicher Wärme und viel Herz begleitet wurden, sicher keine Rolle gespielt. Wenn wir nur nicht diesen teils unsinnigen Bürokratismus und diese deutsche Akribie in deren Auslegung hätten. Sehr schade, dass die Leistungen von Frau Dr. Kneer so geschmälert werden. Ira Cerisier, Nonnenhorn
Nicht nur das Negative sehen
Ich bin doch sehr erschüttert zu lesen, wie es möglich sein kann, dass wir in unserer Gesellschaft sterbenden Menschen ein würdiges, unserer Kultur entsprechendes Ableben verwehren sollen, weil kein Platz vorhanden ist. Müssen wir sie quasi auf der Straße sterben lassen, obwohl, wie z.B. im Krankenhaus Wangen, eine ganze Abteilung leer steht und Frau Kneer verweigert wird, einige dieser Räumlichkeiten für wirklich notleidende Menschen zu nutzen?
Das Hospiz Calendula sollten wir uns zum Anlass nehmen, nicht einzelne Personen, die vielleicht aus der Not heraus unabsichtlich Fehler begangen haben, anzugreifen und ihre guten Taten zu vergessen. Wir sollten uns nicht nur noch auf das Negative stürzen. Im Gegenteil sollte es unsere Pflicht sein, den notleidenden Menschen ein Umfeld und Raum zu schaffen, in dem sie in Würde und Achtung sterben dürfen. Joachim Zimmermann, Wasserburg
Versagen der Heimaufsicht
Meinen Erfahrungen im Hospiz am Engelberg wurde der Namen wohl gerecht. Meine Mutter wurde dort 2011 hervorragend betreut und begleitet und durfte in Ruhe und Sicherheit sterben. Der Umgang mit uns Angehörigen durch Frau Kneer mit Team war sensibel, verständnisund vertrauensvoll. Wir fühlten uns in guten Händen. Sollten die Vorwürfe an die Hospiz-Leitung zutreffen und sind diese so gravierend, haben die Heimaufsicht des Landratsamtes und der Trägerverein versagt. Erhard Hofrichter, Bad Wurzach
Für ein faires Miteinander
Die politisch-wirtschaftliche Situation in den Krankenhäusern hat sich dramatisch zugespitzt. Ich denke, dass auch die Zahlen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen vor dem Hospiz nicht haltmachen. In diesem Konflikt wird eine überaus engagierte Person wie Frau Dr. Kneer an Grenzen stoßen.
Im Jahr der Barmherzigkeit geht es mir darum, zu appellieren: Unsere Gesellschaft misst sich daran, wie sie mit Kranken, Schwachen und Armen umgeht. Die Realität in der Palliativmedizin, wie auch allgemein in der Medizin, wird bestimmt durch Technik, Zeitmangel, wirtschaftliche Engpässe, Pflegenotstand und Ärztemangel. Trotz aller Engpässe sollte ein Wertewandel nicht die elementaren Werte der Menschlichkeit tangieren. Wir können nicht die Zeit ändern, in der wir leben. Wir können auch nicht die wirtschaftlichen Zwänge wegschieben. Neben der dafür verantwortlichen Politik sind wir alle gefordert, uns stark zu machen für ein faires Miteinander – für ein tragendes, humanitäres Sozialgefüge.
Wir alle sind irgendwann einmal bedürftig der Nächstenliebe und Fürsorge. Doris Bretzel, Tettnang
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