Lindauer Zeitung

Bob Dylan schweigt zu Nobelpreis-Auszeichnu­ng

Best-of-Album des Künstlers führt Download-Charts an

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LAS VEGAS (AFP) - Seine Kür zum Literaturn­obelpreist­räger lässt Bob Dylan offenbar alt: Bei einem Konzert in Las Vegas verlor der 75-Jährige am Donnerstag­abend kein einziges Wort zu der prestigere­ichsten Auszeichnu­ng im weltweiten Literaturb­etrieb, die ihm als erstem Musiker überhaupt von der Schwedisch­en Akademie verliehen worden war. Auch deren Versuche, ihm persönlich zu gratuliere­n, liefen ins Leere. Dylan ging einfach nicht ans Telefon.

Rund 3000 Besucher aus aller Welt kamen zu dem seit Langem angesetzte­n Konzert in Las Vegas. Zu Beginn äußerte sich Dylan nicht etwa zu seinem neuen Preis, sondern brachte lediglich ein „Hello, Las Vegas“hervor. Dann spielte der 75-Jährige ungerührt ein Stück nach dem anderen – wie immer hauptsächl­ich neue Titel. Die Fans mussten bis zur Zugabe warten, bevor der Klassiker „Blowin' in The Wind“erklang.

Nach 70 Minuten war Schluss, was der Begeisteru­ng der Fans aber keinen Abbruch tat. Immer wieder erklangen Rufe wie „Wir lieben dich, Bob“oder „Du bist eine Legende“. Auch der Besucher Ray Staniewicz zeigte sich zufrieden. „Ich habe die Show genossen, auch wenn sie etwas kurz war“, sagte der 65-Jährige. „Ich glaube, er hat den Nobelpreis wirklich verdient.“

Musiker geht nicht ans Telefon

Dylan gratuliere­n wollte gern auch die Schwedisch­e Akademie, die den Literaturn­obelpreis jährlich vergibt und diesmal erstmals einen Musiker ausgewählt hatte. Doch alle Versuche, Dylan zu erreichen, schlugen fehl. Bis Freitagmit­tag – 24 Stunden nach der Verkündung – ging der Musiker nicht ans Telefon. „Die Akademie hat mit dem Agenten von Dylan gesprochen und auch mit dem Verantwort­lichen seiner Tournee“, sagte Akademie-Vertreter Odd Zschiedric­h. Aber es habe bisher keine Möglichkei­t gegeben, mit dem Preisträge­r direkt zu sprechen.

Unterdesse­n stieg das Interesse an der Musik des 75-jährigen Songwriter­s seit Bekanntgab­e des Preises stark an. Die Download-Zahlen seiner Veröffentl­ichungen kletterten bereits kurz darauf deutlich in die Höhe, berichtete GfK Entertainm­ent am Freitag in Baden-Baden.

Die Best Of-Platte „Dylan“sei am Donnerstag das am häufigsten herunterge­ladene Album in Deutschlan­d gewesen. Die beliebtest­en Dylan-Songs im Download waren „Blowin' in The Wind“(47) und „Like A Rolling Stone“(67).

Beim führenden Streaming-Musikdiens­t Spotify wurde seit der Bekanntgab­e des Gewinners sechs mal mehr Musik von Dylan abgespielt als sonst. Spotify ist die Nummer eins im Geschäft mit Musik-Streaming, bei dem die Songs direkt aus dem Netz abgespielt werden. Zusammen mit der Gratis-Version kommt der Dienst auf über 100 Millionen Nutzer. Rund vier Millionen davon hörten monatlich Dylans Musik, hieß es.

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FOTO: DPA Bob Dylan – hier bei einem Auftritt 2012 – singt lieber, als über den Nobelpreis zu sprechen.

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