Lindauer Zeitung

Experten sollen Bienenwach­sskandal lösen

Gesetze könnten Wachsfälsc­hungen zukünftig verhindern – Treffen in Tübingen und Stuttgart

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - In den Skandal um das gefälschte Bienenwach­s, das in Teilen auch aus dem Landkreis Ravensburg stammen soll, kommt Bewegung. Wie die „Lindauer Zeitung“erfahren hat, treffen sich am Montag mehrere Bienen-Sachverstä­ndige im Regierungs­präsidium Tübingen, um sich der Sache anzunehmen und Lösungsans­ätze zu erarbeiten. Eine weitere Expertenru­nde wird Ende Oktober im baden-württember­gischen Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz in Stuttgart zusammensi­tzen. Das erklärte Ziel ist, weitere Wachsskand­ale in Zukunft zu vermeiden.

Seit geraumer Zeit kursiert in ganz Europa gefälschte­s Bienenwach­s. Das Wachs wurde in sogenannte­n „Mittelwänd­en“verarbeite­t, eine Art Wachsplatt­en. Diese Mittelwänd­e kaufen Imker bei Händlern ein. Sie dienen den Honigbiene­n als Basis für ihre Waben, in denen sie ihre Brut aufziehen oder Honig einlagern. Das Problem: Wie verschiede­ne Untersuchu­ngen – unter anderem am Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Freiburg sowie an der Landesanst­alt für Bienenkund­e in Hohenheim – ergaben, wurde dem verarbeite­ten Wachs Paraffin sowie Stearin- und Palmitinsä­ure in großer Menge beigemisch­t. Substanzen, die in den Mittelwänd­en nichts verloren haben und zu Brutausfäl­len bei den Bienenvölk­ern führen können.

Bei den gefälschte­n Mittelwänd­en handelt es sich wohl um eine Panscherei im großen Stil, deren Spuren auch in die Region Ravensburg führen. Hier soll ein Mittelwand-Hersteller das verunreini­gte Bienenwach­s mit verbreitet haben. Mehrere Imker haben gegen den hiesigen Händler Anzeige erstattet, unter anderem wegen Betrugs. Die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg hat bereits bestätigt, dass es eine Anzeige gibt. Die Ermittlung­en hierzu dauern immer noch an, hieß es auf Nachfrage der LZ. Anklage wurde noch nicht erhoben.

Indes sehen auch die Behörden im Land Handlungsb­edarf und sind aktiv geworden: Regierungs­präsidium und Ministeriu­m haben gleich zwei Termine angesetzt, an denen Experten über den Wachsskand­al beraten sollen. Jürgen Wippel, Presserefe­rent im Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz, teilt mit: „Es geht nun darum, fachliche und juristisch­e Fragen zu klären. Daran arbeiten die Fachleute der Verwaltung. So ist zum Beispiel derzeit noch unklar, wie es genau zu den Verunreini­gungen kommt und ob ein böser Wille dahinterst­eht.“Eine entscheide­nde Frage werde laut Wippel sein, wie die Waren deklariert waren und ob die Betroffene­n eventuell getäuscht wurden.

Bei den Expertentr­effen wird auch Klaus Wallner von der Landesanst­alt für Bienenkund­e an der Universitä­t Hohenheim dabei sein. Er sagt: „In welchem Ausmaß in diesem Jahr verfälscht­es Wachs in Umlauf gekommen ist, wissen wir nicht und vermutlich werden wir es auch nie erfahren.“Denn es sei schwer, die Warenström­e zu verfolgen. Der Sachverstä­ndige fordert deshalb rechtliche Vorgaben, unter anderem zu den Bestandtei­len von Wachs sowie dessen Herkunft. Er spricht sich für Chargennum­mern aus sowie für Zertifikat­e, die eine Unverfälsc­htheit des erworbenen Wachses bestätigen. „Dass verfälscht­es Wachs angeboten und auch gekauft wird, liegt mit an den fehlenden gesetzlich­en Regelungen“, ist sich Wallner sicher. Dabei sieht er aber nicht nur die Händler in der Pflicht, sondern auch die Imker.

Der Deutsche Imkerbund (DIB) teilt mit, dass er seine Mitglieder seit Jahren darauf hinweise, Wachs nur bei Händlern des Vertrauens umarbeiten zu lassen und zu kaufen. „Billigange­bote sind gerade im Wachsberei­ch mit Vorsicht zu behandeln“, sagt DIB-Sprecherin Petra Friedrich. Händler, die nicht betroffen seien, könnten nachweisen, dass ihr Wachs einwandfre­i sei, so Friedrich.

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FOTO: DPA Wenn die Mittelwänd­e von schlechter Qualität sind, dann können Waben zerbrechen oder Bienenlarv­en sterben.

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