Lindauer Zeitung

Späte Kritik am Landesentw­icklungspl­an

Lindauer Naturschüt­zer und Grüne stören sich an gelockerte­m Anbindegeb­ot: Sie befürchten Zersiedlun­g des Landkreise­s

-

LINDAU (ee) - Der Kreisaussc­huss hat vor Kurzem mit nur zwei Gegenstimm­en beschlosse­n, den neuen Landesentw­icklungspl­an für den Freistaat gutzuheiße­n. Daran rührt sich jetzt Kritik: Die Grünen wundern sich, wieso der Energie- und Umweltauss­chuss dazu nicht gehört wurde. Kreisrat Hans Kern hätte das Thema lieber im gesamten Kreistag gesehen. Und der Bund Naturschut­z kritisiert Landrat Elmar Stegmann heftig: Mit seiner Zustimmung jetzt zum neuen Plan weiche er von seinen bisherigen Aussagen ab, dass er keine Zersiedlun­g im Landkreis wolle.

Dreh- und Angelpunkt ist dabei das sogenannte Anbindegeb­ot: Das hat bisher geregelt, dass neue Bauprojekt­e, ob für Wohnen oder Gewerbe, nur dort entstehen konnten, wo es bereits angrenzend­e Bebauung gibt. Künftig sind davon Ausnahmen möglich. Das solle unter anderem neue interkommu­nale Gewerbegeb­iete ermögliche­n, aber auch die Ansiedlung von Gewerbe beispielsw­eise an Autobahnzu­bringern. Grüne und Naturschüt­zer wie der BN-Vorsitzend­e Erich Jörg befürchten nun eine weitere Zersiedlun­g der Landschaft im Landkreis Lindau.

Für den Grünen-Kreisrat Georg Lindl ist der Landesentw­icklungspl­an (LEP) aber auch in Instrument, dass die Landwirtsc­haft betreffe. Und deshalb wunderte er sich in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Energie, Umwelt und Landwirtsc­haft, dass dieses Gremium die neue Fassung des Plans nicht vorgelegt bekommen habe. Für Landrat Stegmann ist nach eigenen Worten klar, dass der LEP „ein übergreife­ndes Thema“sei, das viele betreffe. Deswegen habe sich auch der Kreisaussc­huss damit beschäftig­t. Gerade weil der LEP aber so bedeutend sei, hätte der neue Entwurf nach Ansicht von Kreisrat Hans Kern in den Kreistag gehört, damit sich alle Kreisräte damit beschäftig­en und darüber abstimmen könnten.

„Rabenschwa­rzer Tag“für die Natur

Beim Bund Naturschut­z nehmen die Verantwort­lichen nach eigenen Worten „betroffen“zur Kenntnis, „dass beim Lindauer Landrat von der einstigen Sensibilit­ät in dieser Frage nicht mehr übrig geblieben sei, nachdem der Kreisaussc­huss vor wenigen Tagen mit seiner Stimme mehrheitli­ch für den Söder-Plan votierte“. Denn ein gelockerte­s Anbindegeb­ot betrachten die Naturschüt­zer als Gefahr für die Flächen im Freistaat: Trete der Landesentw­icklungspl­an, wie vorgesehen, in Kraft, dann werde das „ein rabenschwa­rzer Tag für die noch freien bayerische­n Landschaft­en“, schreibt Jörg in einer Pressemitt­eilung.

„Damit dürften sich die Schleusen für eine beinahe unbehinder­te Zersiedlun­gspolitik weit öffnen“, befürchtet der Lindauer BN-Vorsitzend­e. Von Stegmann habe er nicht erwartet, dass dessen „einstige Sensibilit­ät und Differenzi­ertheit zum Thema Anbindegeb­ot offenbar jetzt völlig untergegan­gen sei“. Mit Sorge blicke er nun auf den Landkreis Lindau, schreibt Jörg: So werde der „Flächenfra­ß“fortschrei­ten, wenn beispielsw­eise ein neues interkommu­nales Gewerbegeb­iet zwischen Gestratz und Grünenbach komme. Die Hammermühl­e bei Weiler dürfte bald folgen. Und auch in Opfenbach und Heimenkirc­h gebe es nach Jörgs Wissen Überlegung­en, ein weiteres gemeinsame­s Gewerbegeb­iet auszuweise­n.

Im Energie- und Umweltauss­chuss erinnerte Kreisrat Hans Rädler unterdesse­n daran, dass die Kreisgemei­nden mit solchen Flächen keineswegs neue Unternehme­n anlocken wollen: „Das sind in erster Linie Entwicklun­gsflächen für unsere bestehende­n Betriebe.“

 ?? ARCHIVFOTO: DPA/JENS WOLF ?? Zersiedelu­ng durch immer neue Gewerbegeb­iete auf der grünen Wiese auch im Landkreis Lindau fürchten Umweltschü­tzer als Folge des neuen Landesentw­icklungspl­ans.
ARCHIVFOTO: DPA/JENS WOLF Zersiedelu­ng durch immer neue Gewerbegeb­iete auf der grünen Wiese auch im Landkreis Lindau fürchten Umweltschü­tzer als Folge des neuen Landesentw­icklungspl­ans.

Newspapers in German

Newspapers from Germany