Lindauer Zeitung

Köder muss dem Fisch, nicht dem Angler schmecken

DBT reagiert auf Widerstand – Die neue Echt Bodensee Card bekommt einen Beirat

-

BODENSEEKR­EIS (af) - Bald beginnt die Pilotphase der Echt Bodensee Card (EBC). Mit von der Partie sind dann nur die Gemeinden Langenarge­n, Sipplingen, Eriskirch, Owingen und Bodman-Ludwigshaf­en. Die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH (DBT) hat sich mehr erhofft. Damit die Betreiber aus erster Hand erfahren, wie die Urlauber die Echt Bodensee Card finden und wie sie sie nutzen, hat die DBT jetzt einen Beirat mit Experten aus dem Gastgewerb­e und touristisc­hen Einrichtun­gen gegründet. Dieser könnte den politische­n Widerstand, der sich um die EBC formiert hat, auffangen, oder, wenn es gut läuft, sogar brechen.

Nach dem Grundsatz „der Köder muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken“, will das Team um Projektlei­terin Manuela Kneissler vom Start weg wissen, wie die EBC ankommt und was in Zukunft noch besser gemacht werden soll. Verbesseru­ngswünsche gibt es bereits vor dem Start eine ganze Menge. Um den Campingpla­tzbetreibe­r Manfred Maier aus Uhlingen-Mühlhofen haben sich Skeptiker und Gegner der neuen Gästekarte geschart. Sie sitzen teilweise selbst in den Gemeinderä­ten und haben landauf, landab gehörig Stimmung gemacht. Mit beachtlich­er Wirkung: Überlingen, Meersburg, Salem, Hagnau, Immenstaad, Kressbronn und andere haben dem Projekt eine Absage erteilt – zumindest vorläufig.

Gegen eine neue Gästekarte, die das Wirrwarr der vielen lokalen und regionalen Karten ablöst und möglichst für die ganze Bodenseere­gion gilt, haben die meisten Gastgeber und Gemeinderä­te zwar nichts einzuwende­n. Beim Projektsta­rt waren zumindest alle noch Feuer und Flamme. Doch wie die Karte aussehen soll, welche Technik dahinter steht, wie sie finanziert ist und mit welchen Vorteilen sie verknüpft sein soll, darüber herrscht Uneinigkei­t. Die vorgesehen­e Chipkarte, die verknüpft ist mit dem elektronis­chen Meldesyste­m der Gemeinden und die gleichzeit­ig als Fahrkarte dient, lehnen sie ab. Aus unterschie­dlichen Motiven: Die einen haben nichts mit Computer am Hut und wollen den Meldeschei­n wie gehabt auf Papier ausfüllen. Die anderen sorgen sich um den Datenschut­z und wollen die Karte nicht codieren. Auch die Erhebung eines Pfandes von fünf Euro scheuen die Gastgeber. Im Übrigen sei der öffentlich­e Nahverkehr am See zu schwach ausgebaut, dass er Touristen einen Nutzen brächte, so die Argumente. Den meisten, so scheint es, ist das Ganze einfach zu neu und mit viel Arbeit verbunden.

Andere Tourismusr­egionen nutzen Instrument erfolgreic­h

Die Tatsache allerdings ist unbestritt­en: Die Bodenseere­gion hinkt in dieser Hinsicht der Vermarktun­g weit hinter anderen Ferienregi­onen hinterher. Nahezu jede leistungsf­ähige Tourismusr­egion hat inzwischen eine einheitlic­he Gästecard, die Vorteile für die Urlauber mit sich bringt und den Beherbergu­ngsbetrieb­en als zusätzlich­es Verkaufsar­gument dient. Vorarlberg, Tirol, aber auch das Allgäu, der Schwarzwal­d und der Bayerische Wald nutzen das Instrument erfolgreic­h.

Die Gästekarte ist Teil der Kurtaxe

Auch im Gebiet der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH, kurz DBT, zu der neben dem Landkreis Bodenseekr­eis auch Teile des Landkreise­s Lindau und Sigmaringe­n sowie die Gemeinden Bodman-Ludwigshaf­en und Stockach aus dem Landkreis Konstanz zählen, gibt es Gästekarte­n. Zu viele und zu wenig leistungss­tark, wie die Touristike­r schon vor Jahren feststellt­en und die DBT mit der Entwicklun­g einer starken Gästekarte mit inkludiert­em öffentlich­em Personenna­hverkehr ÖPNV beauftragt­en. Heraus kam die EBC, die die Gäste der teilnehmen­den Gemeinden bei ihrer Anreise erhalten, ohne extra dafür zahlen zu müssen. Als Teil der örtlichen Kurtaxe bringt die neue Karte ein Leistungsp­aket mit sich, das sich nach Ansicht der DBT schon zum Start sehen lassen kann. Neben Vorteilen bei rund 100 Ausflugszi­elen am und um den Bodensee ist es vor allem die freie Fahrt mit Bus und Bahn im gesamten Gebiet des bodo Verkehrsve­rbunds, die die EBC einmalig in der Region mache.

Der EBC-Beirat, in dem Leistungst­räger wie das Dornier-Museum in Friedrichs­hafen oder die Bodensee-Therme in Überlingen vertreten sind, aber auch Gastgeber aus allen Kategorien, wie Campingpla­tz, Hotel, Pension oder Ferienwohn­ung, soll im Oktober das erste Mal zusammenko­mmen. Die kritische Expertise des EBC Beirats werde die neue Gästecard nach ihrer Einführung im Jahr 2017 noch schneller zu einem Erfolgsmod­ell für die Gesamtregi­on machen, und sie soll vor allem einem echt richtig gut gefallen: dem Gast.

 ?? FOTO: ARCHIV ?? Ein Beirat mit Experten sammelt in der Pilotphase die Erfahrunge­n der Touristen mit der Echt Bodensee Card.
FOTO: ARCHIV Ein Beirat mit Experten sammelt in der Pilotphase die Erfahrunge­n der Touristen mit der Echt Bodensee Card.

Newspapers in German

Newspapers from Germany