Die Weltmeister als Nebendarsteller
Deutsche Mixed-Staffel gewinnt bei Biathlon-WM den Titel – Eklat bei Siegerehrung
HOCHFILZEN (SID/dpa/sz) - Nach dem goldenen Auftakt erklommen die deutschen Biathleten bestens gelaunt das Podest und ließen sich für den ersten WM-Titel mit der MixedStaffel seit sieben Jahren ausgelassen feiern. Das Quartett Vanessa Hinz, Laura Dahlmeier, Arnd Peiffer und Simon Schempp legte in Hochfilzen trotz sieben Nachladern einen Traumstart hin.
„Ein unglaublicher Tag für uns alle. Es ist überragend, nach dem ersten Rennen schon wieder Weltmeister zu sein. Wir haben vor dem Start viel Druck gespürt und sind jetzt einfach nur glücklich“, sagte Laura Dahlmeier, die nun saisonübergreifend in sechs WM-Rennen in Folge eine Medaille gewonnen hat. Arnd Peiffer ergänzte: „Das ist einfach nur ein perfekter Tag für das ganze Team. Wir können das genießen, wollen uns aber weiter verbessern.“
Doch für das jubelnde deutsche Quartett auf dem Podium interessierte sich irgendwie kaum ein Gast bei der Zeremonie. Links und rechts von den Weltmeistern flogen bei der Pressekonferenz die verbalen Giftpfeile hin und her. „Wir haben heute Situationen gesehen, in denen es viel Negativität der Franzosen gegen uns gegeben hat“, sagte Anton Schipulin von der drittplatzierten russischen Mannschaft, „das gesamte Verhalten war nicht besonders nett.“
Riskiert, nachgeladen, weggelaufen
Adressat der Vorwürfe war Frankreichs Star Martin Fourcade, der bei der Siegerehrung – Frankreich wurde Zweiter – den Stein ins Rollen gebracht hatte. Als die Russen, unter ihnen der überführte EPO-Doper Alexander Loginow, das Podest bestiegen, klatschte Fourcade höhnisch Beifall und verließ es kurz darauf sogar. Fourcade hatte härtere Strafen gegen Dopingsünder gefordert. Loginow war gegen den Willen von Russlands Trainers Ricco Groß für die MixedStaffel nominiert worden. „Wir wollten eigentlich eine komplett andere Mannschaft laufen lassen, aber der Verband hat sich dann für diese Aufstellung entschieden“, sagte der deutsche Trainer Groß zu Sky. „Es gibt natürlich Sachen, die werden über einen hinweg entschieden.“
Von all dem unbeeindruckt jubelten die Deutschen überschwänglich. Simon Schempp lag völlig ausgepumpt im Zielraum, seine glücklichen Kollegen klopften ihm auf den Rücken. 2010 hatte Deutschland in Chanty-Mansijsk zuletzt den Titel geholt, 2016 gab es in Oslo Silber; Peiffer und Schempp waren beide Male dabei. Für die Leistung der Deutschen gab es von Fourcade Applaus: „Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich gegen Simon keine Chance habe“, sagte er zur Leistung Schempps, der die Nerven behalten und nur einen Nachlader benötigt hatte.
Das deutsche Team war in Bestbesetzung angetreten, Laura Dahlmeier auf Position zwei und der Uhinger Schempp als Schlussläufer standen aufgrund ihrer zahlreichen Erfolge dabei im Fokus. Gleich die ersten zwei WM-Schüsse Dahlmeiers verfehlten das Ziel. Auch stehend wackelte die Partenkirchenerin, benötigte zwei weitere Nachlader – und brannte dann aber eine famose Schlussrunde in den Schnee. „Ich habe beim Schießen ein bisschen was riskiert, dafür sind die Nachlader ja auch da. Vier Nachlader sind aber dennoch zu viel“, sagte die 23-Jährige, die ihr Ziel allerdings erfüllt hatte: „Ich wollte unbedingt auf dem ersten Platz übergeben.“
Startläuferin Hinz und Arnd Peiffer an Position drei hatten ebenso gehörigen Anteil an der Medaille. Die 24-jährige Hinz musste im Stehendschießen zweimal nachladen. Ihr Abstand zur Spitze betrug bei der Übergabe auf Dahlmeier lediglich 9,8 Sekunden. Arnd Peiffer, ehemaliger Sprint-Weltmeister, machte seine Sache hervorragend. Zehn Schüsse, zehn Treffer – der 29-Jährige baute den Vorsprung vor dem letzten Wechsel auf 21,2 Sekunden aus.
Nach den teils enttäuschenden Mixed-Erlebnissen der letzten Titelkämpfe, bei denen das Quartett nicht immer in Bestbesetzung angetreten war, boten die Trainer diesmal ihre herausragenden Sportler auf. Dies hat zur Folge, dass Laura Dahlmeier sechsmal starten und ihre Bilanz aus dem vergangenen Jahr (fünf Medaillen) sogar toppen könnte.
Am heutigen Freitag (14.45 Uhr/ ZDF und Eurosport) greift sie im Sprint nach ihrer nächsten WM-Einzelmedaille. „Ich möchte“, sagte Laura Dahlmeier am Donnerstag, „natürlich voll angreifen.“Bei reduziertem Risiko ...