Höllische Reise ins Verwegene
Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz verblüfft und irritiert im Stadttheater
LINDAU (chli) - So wie es dem Teufel nun mal zu eigen ist: Er spaltet. In diesem Fall das Publikum. Dessen Meinung reichte von „Er spielt fantastisch, aber das Thema Hölle ist nicht so ganz meines“über „Irgendwie finde ich keinen roten Faden“bis hin zu „Absolut genial und hinreißend“. Am Ende des Abends erntete der Höllische für seine sinnlich-dämonische Glanzleistung begeisterte Bravo-Rufe und rauschenden Applaus. Mit der teuflischen Revue „Me and the Devil“faszinierte, verblüffte und irritierte der Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz die Gäste im Lindauer Stadttheater.
Gekleidet in sattem Rot von Kopf bis Fuß bietet Horwitz Einblicke in die Welt des Teufels, unterstützt von seinen tollen „Tollen“, der siebenköpfigen, exzellenten Band in weißen Anzügen, mit schwarzen Sonnenbrillen im lila Licht – ein unheimliches Ambiente und eine Einladung zu einer Reise ins Verwegene, Abgründige. Die Bocksfüße sind nicht zu sehen, doch der multitalentierte Künstler springt und läuft, hüpft und tanzt, als trüge er sie, verborgen, getarnt, wie seine Verkäuferseele, mit der er auf Menschenfang geht: „Das Angebot wird nach den Bedürfnissen ausgerichtet.“Mal wie eine Marionette, mal wie ein Springteufelchen und mal wie ein knochenloser Wandler; so verkörpert Horwitz den Teufel. Mit Gesang und Musik, die „schon immer mein Elixier war“, verzaubert er, bezaubert er. Seines alten „Kumpel“Carls (Maria von Weber) Oper „Der Freischütz“ist zur Darstellung seiner Verführungskünste ebenso geeignet wie das darauf basierende Musiktheaterstück „The Black Rider“von Tom Waits. Für unglückselige Schützen bietet der Teufel Freikugeln „Magic Bullets to Sale“, die stets treffen, denn „immer muss ich es richten, wenn es in der Liebe schiefläuft“. So klagt der teuflische Versucher und genießt zugleich seine Macht, „alles Verlangen zu befriedigen“.
Irrwitzig präsentierte Wahrheiten
Mit seiner verführerischen Chansonstimme singt Horwitz sich durch alle Genres von der Klassik über Jazz bis hin zu Rock- und Popnummern und wechselt in aberwitzigem Tempo von einem zum anderen. Eine wilde Mischung, kongenial begleitet von seinen sieben tollen Musikern mit ihren Elvis-Tollen. Herrlich schwelgende Broadwayhits verwandeln sich flugs in „Oh, wie anders fühlt mein Herz“, nur um gleich darauf in einem dämonischen „I Drink Your Blood like Wine“(Ich trinke dein Blut wie Wein) zu enden.
Und wie der Teufel Prada trägt, so trägt Horwitz den roten Anzug mit Hut elegant verführerisch, den Rock und die Netzstrümpfe sinnlich betörend, das Hirschgeweih mystisch unheimlich. „Me and the Devil“: Manipulation des Teufels? Nein, Wahrheiten, irrwitzig präsentiert, denn letztlich memoriert sogar der seelenhaschende Satan selbst, dass „die wahren Werte trotz Boni und Dividende auf der Strecke bleiben“.