Lindauer Zeitung

Höllische Reise ins Verwegene

Schauspiel­er und Sänger Dominique Horwitz verblüfft und irritiert im Stadttheat­er

- Von Christiane Link-Raule

LINDAU (chli) - So wie es dem Teufel nun mal zu eigen ist: Er spaltet. In diesem Fall das Publikum. Dessen Meinung reichte von „Er spielt fantastisc­h, aber das Thema Hölle ist nicht so ganz meines“über „Irgendwie finde ich keinen roten Faden“bis hin zu „Absolut genial und hinreißend“. Am Ende des Abends erntete der Höllische für seine sinnlich-dämonische Glanzleist­ung begeistert­e Bravo-Rufe und rauschende­n Applaus. Mit der teuflische­n Revue „Me and the Devil“fasziniert­e, verblüffte und irritierte der Schauspiel­er und Sänger Dominique Horwitz die Gäste im Lindauer Stadttheat­er.

Gekleidet in sattem Rot von Kopf bis Fuß bietet Horwitz Einblicke in die Welt des Teufels, unterstütz­t von seinen tollen „Tollen“, der siebenköpf­igen, exzellente­n Band in weißen Anzügen, mit schwarzen Sonnenbril­len im lila Licht – ein unheimlich­es Ambiente und eine Einladung zu einer Reise ins Verwegene, Abgründige. Die Bocksfüße sind nicht zu sehen, doch der multitalen­tierte Künstler springt und läuft, hüpft und tanzt, als trüge er sie, verborgen, getarnt, wie seine Verkäufers­eele, mit der er auf Menschenfa­ng geht: „Das Angebot wird nach den Bedürfniss­en ausgericht­et.“Mal wie eine Marionette, mal wie ein Springteuf­elchen und mal wie ein knochenlos­er Wandler; so verkörpert Horwitz den Teufel. Mit Gesang und Musik, die „schon immer mein Elixier war“, verzaubert er, bezaubert er. Seines alten „Kumpel“Carls (Maria von Weber) Oper „Der Freischütz“ist zur Darstellun­g seiner Verführung­skünste ebenso geeignet wie das darauf basierende Musiktheat­erstück „The Black Rider“von Tom Waits. Für unglücksel­ige Schützen bietet der Teufel Freikugeln „Magic Bullets to Sale“, die stets treffen, denn „immer muss ich es richten, wenn es in der Liebe schiefläuf­t“. So klagt der teuflische Versucher und genießt zugleich seine Macht, „alles Verlangen zu befriedige­n“.

Irrwitzig präsentier­te Wahrheiten

Mit seiner verführeri­schen Chansonsti­mme singt Horwitz sich durch alle Genres von der Klassik über Jazz bis hin zu Rock- und Popnummern und wechselt in aberwitzig­em Tempo von einem zum anderen. Eine wilde Mischung, kongenial begleitet von seinen sieben tollen Musikern mit ihren Elvis-Tollen. Herrlich schwelgend­e Broadwayhi­ts verwandeln sich flugs in „Oh, wie anders fühlt mein Herz“, nur um gleich darauf in einem dämonische­n „I Drink Your Blood like Wine“(Ich trinke dein Blut wie Wein) zu enden.

Und wie der Teufel Prada trägt, so trägt Horwitz den roten Anzug mit Hut elegant verführeri­sch, den Rock und die Netzstrümp­fe sinnlich betörend, das Hirschgewe­ih mystisch unheimlich. „Me and the Devil“: Manipulati­on des Teufels? Nein, Wahrheiten, irrwitzig präsentier­t, denn letztlich memoriert sogar der seelenhasc­hende Satan selbst, dass „die wahren Werte trotz Boni und Dividende auf der Strecke bleiben“.

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ARCHIVFOTO: SINJE HASHEIDER In verschiede­nen wahnwitzig­en Kostümen ist Dominique Horwitz als Teufel im Lindauer Stadttheat­er aufgetrete­n.

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