Tiere schützen und Massen lenken
Seit Jahresbeginn sind im Naturpark Nagelfluhkette hauptberufliche Ranger unterwegs
GUNZESRIED - Max Löther (26) aus Akams und der zwei Jahre jüngere Flori Heinl aus Obermaiselstein sind sich ganz sicher: „Der Job ist cool“, sagen die beiden Oberallgäuer und steigen in die Tourenski-Bindung. Die beiden sind zusammen mit Carola Bauer aus Vorarlberg seit Anfang dieses Jahres Ranger im Naturpark Nagelfluhkette.
Vom Ostertal bei Gunzesried geht es an diesem sonnigen und milden Vormittag hinauf zum Dreifahnenkopf, einem Nachbarberg des Riedberger Horns. Um die vielen Schneeschuhgeher und Tourenskifahrer in diesem Gebiet auf der Hauptroute zu halten, werden Hinweisschilder aufgestellt. Vor allem soll dadurch verhindert werden, dass die Wintersportler in die Ruhegebiete der Birkhühner kommen. Denn jede Störung schadet dem Birkwild. Die Vögel werden aufgeschreckt, fliehen und verbrauchen viel Energie. Besonders an kalten Tagen kann das lebensbedrohlich sein.
Keine Ersatzpolizisten
Die Ranger wollen und sollen keine Ersatzpolizisten mit hoheitlichen Befugnissen sein, sondern verstehen sich als Schützer von Natur- und Kulturlandschaft. Löther und Heinl, der Förster und der Forstwirt, sind auch privat viel in den Bergen unterwegs und betonen: „Wir sind keine dogmatischen Naturschützer“. Vielmehr gehe es um ein vernünftiges Verhalten in den Bergen. Und Aufgabe der Ranger sei es vor allem auch, mit Bergsportlern, Touristen und mit Schülern ins Gespräch zu kommen. Nur wer die Zusammenhänge von Natur- und Kulturlandschaft kennt, sei zu umweltfreundlichem Verhalten bereit, lautet die Naturpark-Philosophie.
Etwa 80 Prozent der Arbeit eines Rangers spielt sich im Freien ab. Wie hier im Bergwald, wo die beiden jungen Männer eine Hinweistafel anbringen: „Stopp!“heißt es darauf. Tourengeher und Schneeschuhwanderer sollen hier nicht weiter in die Fläche gehen, sondern auf dem Hauptweg bleiben.
Freundlich aufgenommen worden
Bei den Bürgermeistern der Naturparkgemeinden haben sich die beiden bereits vorgestellt. Sie seien überall freundlich aufgenommen worden. Kein Wunder: Mittelfristig würden die Ranger auch Naturerlebnis-Führungen für Touristen anbieten, sagt Naturpark-Geschäftsführer Rolf Eberhardt. Zudem gehen sie jetzt schon in Schulen, um Kinder für die Zusammenhänge in der Natur zu sensibilisieren. Ganz hoch im Kurs steht beispielsweise bei Drittklässlern das Analysieren von Tierspuren: War es ein Hase, ein Fuchs oder ein Reh, was da eine Spur im Schnee hinterlassen hat?
Bezahlt werden die Ranger unter anderem aus Mitteln des europäischen Interreg-Programms. Drei Viertel der eher niedrig gehaltenen Personalkosten kommen aus EU-Mitteln, 15 Prozent vom bayerischen Umweltministerium. Das Allgäuer Ranger-Modellprojekt ist zunächst auf drei Jahre begrenzt.
Inzwischen sind die beiden an der Printschenalpe angekommen und staunen nicht schlecht: Wintersportler haben hier oben ein großes Iglu gebaut und wahrscheinlich übernachten Gruppen dort regelmäßig. Kein passender Ort, meinen die beiden Ranger. Weil sich in unmittelbarer Nähe Lebensräume und Balzplätze des Birkwildes befinden. „Wenn jemand da wäre“, sagt Max Löther, würden wir ihnen diese Zusammenhänge erklären.