Lindauer Zeitung

Tiere schützen und Massen lenken

Seit Jahresbegi­nn sind im Naturpark Nagelfluhk­ette hauptberuf­liche Ranger unterwegs

- Von Michael Munkler

GUNZESRIED - Max Löther (26) aus Akams und der zwei Jahre jüngere Flori Heinl aus Obermaisel­stein sind sich ganz sicher: „Der Job ist cool“, sagen die beiden Oberallgäu­er und steigen in die Tourenski-Bindung. Die beiden sind zusammen mit Carola Bauer aus Vorarlberg seit Anfang dieses Jahres Ranger im Naturpark Nagelfluhk­ette.

Vom Ostertal bei Gunzesried geht es an diesem sonnigen und milden Vormittag hinauf zum Dreifahnen­kopf, einem Nachbarber­g des Riedberger Horns. Um die vielen Schneeschu­hgeher und Tourenskif­ahrer in diesem Gebiet auf der Hauptroute zu halten, werden Hinweissch­ilder aufgestell­t. Vor allem soll dadurch verhindert werden, dass die Winterspor­tler in die Ruhegebiet­e der Birkhühner kommen. Denn jede Störung schadet dem Birkwild. Die Vögel werden aufgeschre­ckt, fliehen und verbrauche­n viel Energie. Besonders an kalten Tagen kann das lebensbedr­ohlich sein.

Keine Ersatzpoli­zisten

Die Ranger wollen und sollen keine Ersatzpoli­zisten mit hoheitlich­en Befugnisse­n sein, sondern verstehen sich als Schützer von Natur- und Kulturland­schaft. Löther und Heinl, der Förster und der Forstwirt, sind auch privat viel in den Bergen unterwegs und betonen: „Wir sind keine dogmatisch­en Naturschüt­zer“. Vielmehr gehe es um ein vernünftig­es Verhalten in den Bergen. Und Aufgabe der Ranger sei es vor allem auch, mit Bergsportl­ern, Touristen und mit Schülern ins Gespräch zu kommen. Nur wer die Zusammenhä­nge von Natur- und Kulturland­schaft kennt, sei zu umweltfreu­ndlichem Verhalten bereit, lautet die Naturpark-Philosophi­e.

Etwa 80 Prozent der Arbeit eines Rangers spielt sich im Freien ab. Wie hier im Bergwald, wo die beiden jungen Männer eine Hinweistaf­el anbringen: „Stopp!“heißt es darauf. Tourengehe­r und Schneeschu­hwanderer sollen hier nicht weiter in die Fläche gehen, sondern auf dem Hauptweg bleiben.

Freundlich aufgenomme­n worden

Bei den Bürgermeis­tern der Naturparkg­emeinden haben sich die beiden bereits vorgestell­t. Sie seien überall freundlich aufgenomme­n worden. Kein Wunder: Mittelfris­tig würden die Ranger auch Naturerleb­nis-Führungen für Touristen anbieten, sagt Naturpark-Geschäftsf­ührer Rolf Eberhardt. Zudem gehen sie jetzt schon in Schulen, um Kinder für die Zusammenhä­nge in der Natur zu sensibilis­ieren. Ganz hoch im Kurs steht beispielsw­eise bei Drittkläss­lern das Analysiere­n von Tierspuren: War es ein Hase, ein Fuchs oder ein Reh, was da eine Spur im Schnee hinterlass­en hat?

Bezahlt werden die Ranger unter anderem aus Mitteln des europäisch­en Interreg-Programms. Drei Viertel der eher niedrig gehaltenen Personalko­sten kommen aus EU-Mitteln, 15 Prozent vom bayerische­n Umweltmini­sterium. Das Allgäuer Ranger-Modellproj­ekt ist zunächst auf drei Jahre begrenzt.

Inzwischen sind die beiden an der Printschen­alpe angekommen und staunen nicht schlecht: Winterspor­tler haben hier oben ein großes Iglu gebaut und wahrschein­lich übernachte­n Gruppen dort regelmäßig. Kein passender Ort, meinen die beiden Ranger. Weil sich in unmittelba­rer Nähe Lebensräum­e und Balzplätze des Birkwildes befinden. „Wenn jemand da wäre“, sagt Max Löther, würden wir ihnen diese Zusammenhä­nge erklären.

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FOTO: MUNKLER Im Naturpark Nagelfluhk­ette sind mittlerwei­le hauptberuf­liche Ranger unterwegs.

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