Lindauer Zeitung

Inselhändl­er brauchen Tagungen und Kultur

Gutachter haben die Lage des Lindauer Einzelhand­els in den Wintermona­ten untersucht

- Von Dirk Augustin

LINDAU (dik) - Auch im Winterhalb­jahr lebt der Einzelhand­el in Lindau zu einem großen Teil von Gästen. Das ist eine zentrale Aussage des Gutachtens, das die Agentur Cima im Auftrag der Stadt und der Händler erstellt hat. Vor allem auf der Insel ist deshalb die geplante Belebung des Winterhalb­jahrs unerlässli­ch. Außerdem seien dort Parkplätze wichtig, sagt Christian Hörmann im Gespräch mit der LZ. Heute Abend stellt er die Ergebnisse vor.

Vorab hat Hörmann auf Anfrage der Lindauer Zeitung bereits ein paar zentrale Ergebnisse verraten. Demnach haben die Mitarbeite­r der Cima im März des vergangene­n Jahres an einem Dienstag, Freitag und Samstag auf der Insel, im Bereich des Lindaupark­s und am Aeschacher Markt jeweils knapp 500 Passanten befragt. Sie haben die gleichen Fragen beantworte­t, die Cima bei einer Untersuchu­ng im Sommer 2015 Passanten an denselben Orten und Wochentage­n gestellt hatte, so dass die Ergebnisse vergleichb­ar sind. Hörmann betont, dass die Zahl der Befragten zudem so groß ist, dass niemand die Ergebnisse als Zufall abtun könne.

Während im Sommer sieben von zehn Befragten nicht aus Lindau kommen, sind es im März nur vier von zehn. Der Anteil der Kunden aus den Nachbargem­einden sowie aus Vorarlberg ist sommers wie winters etwa jeweils bei einem Zehntel. Deutlich niedriger ist im März die Zahl derer, die aus anderen Teilen Deutschlan­ds, aus der Schweiz oder anderen Ländern kommen. Während Aeschach zum Großteil einheimisc­he Kunden hat, leben Insel und Lindaupark vor allem von solchen Kunden, die von außerhalb kommen. Das macht sich im März natürlich bemerkbar – sogar im Lindaupark.

Erstaunt ist Hörmann darüber, wie groß sogar im Winter der Anteil der Kunden ist, die vor allem zum Bummeln auf die Insel kommen. Denn das gibt ein Viertel der Besucher an, halb so viele wie im Sommer. Zusätzlich nennt ein Siebtel der Befragten einen Ausflug oder Besuch als Grund. Hauptzweck ist im März aber das Einkaufen, das fast ein Drittel auf die Insel lockt. Im Sommer häufige genannte Gründe wie die Ausstellun­g im Museum oder die Festspiele fehlen im Winter natürlich, weil es diese Angebote bisher gar nicht gibt.

Überrasche­nd ist für Hörmann, wie viele Lindaupark­besucher anschließe­nd auf die Insel fahren. Obwohl es dort im Winter keine besonderen touristisc­hen Angebote gibt, lockt allein die Insel selbst noch etwa jeden sechsten Kunden des Lindaupark­s. Allerdings geben die Kunden auf der Insel im März deutlich weniger Geld aus als im August. Entspreche­nde Rückgänge gibt es in Reutin und Aeschach kaum. Während ein Inselbesuc­her im Sommer durchschni­ttlich 77 Euro ausgibt, sind es im Winter nur 58 Euro. Allerdings gibt es auch da Ausreißer, Hörmann berichtet von einzelnen Schweizern, die im vergangene­n März für etwa 10 000 Euro auf der Insel eingekauft haben.

Christian Hörmann von der Cima

Hörmann hält einen großen Parkplatz am Beverplatz für nötig

Spannend ist das Ergebnis der Fragen nach den Verkehrsmi­tteln. Denn grundsätzl­ich bestätigt das Ergebnis, wie wichtig der Stadtbus und der Inselbahnh­of für die Geschäftsl­eute auf der Insel sind. Dass von außerhalb mehr als ein Fünftel der Kunden mit dem Zug oder Bus kommt, habe er noch in keiner vergleichb­aren Stadt erlebt, sagt Hörmann. Deutlich ist aber auch, dass sommers wie winters mehr als die Häflte der Kunden mit dem Auto auf die Insel wollen. Weil weniger Touristen darunter sind, ist der Anteil im März geringer als im August, dennoch warnt Hörmann, das Ergebnis zeige eindeutig, wie wichtig Parkplätze auf der Insel und direkt vor der Insel für den dortigen Einzelhand­el sind.

Hörmann sieht in der Befragung Anhaltspun­kte dafür, dass Entscheidu­ngen der Verantwort­lichen richtig waren. Das gilt für den Erhalt eines gut erreichbar­en Inselbahnh­ofs ebenso wie für den Bau der neuen Inselhalle und die angestrebt­e Sanierung des Stadtmuseu­ms. Denn Tagungen in der Vor- und Nachsaison sowie Ausstellun­gen das ganze Jahr über und ähnliche Veranstalt­ungen seien unerlässli­ch, um mehr Menschen auf die Insel zu locken. Dass sich solche Anstrengun­gen lohnen, zeige die Hafenweihn­acht, die Lindau im Dezember hoch attraktiv für Besucher mache. Hörmann spricht sich auch für einen großen Parkplatz am Karl-Bever-Platz aus, denn ein Auffangpar­kplatz am Stadtrand wäre für die meisten der befragten Kunden im Winter nicht attraktiv.

Händler sollten die Bummler besser in die Geschäfte locken

Hörmann fordert aber auch die Geschäftsl­eute zu Anstrengun­gen auf, denn ihnen sollte es noch besser gelingen, die bummelnden Menschen auch in die Geschäfte zu locken. Dazu gehört neben ansprechen­den Schaufenst­ern und ähnlichen Maßnahmen auch die Zusammenar­beit. So bieten anderswo Tourismus, Einzelhand­el und Gastronomi­e Gästen Pakete. Gerade in der Konkurrenz zum Internet müssten die Einzelhänd­ler den Einkauf zum Erlebnis machen.

Noch eins habe die Befragung ergeben: Das Gegeneinan­der von Insel und Lindaupark sei eher schädlich. Auch da täten sich die Lindauer einen Gefallen, wenn sie zusammenar­beiten. Während der Lindauaprk durchaus vom Standort im attraktive­n Lindau profitiert, bekomme die Insel einiges von der Anziehungs­kraft des Einkaufsze­ntrums ab. Letztlich profitiere die Insel wohl mehr vom Lindaupark als dass er den Insulanern schade.

„Gerade die Schweizer lassen richtig Geld hier.“

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FOTO: DIK Dass im März sehr viel weniger Besucher auf der Insel sind als im August, weiß jeder. Was das für die Geschäftsl­eute bedeutet, hat jetzt eine Untersuchu­ng ergeben.

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