Jeden zweiten Tag ein geklautes Fahrrad
Obwohl es 2016 in Lindau mehr Straftaten gegeben hat als noch im Jahr zuvor, ist Lindau noch immer sehr sicher
LINDAU (jule) - Im Schnitt ist in Lindau im vergangenen Jahr jeden zweiten Tag ein Fahrrad geklaut worden. Alle drei Tage wurde ein Ladendiebstahl gemeldet. Dazu kommen 17 Einbrüche, sowie Sachbeschädigungen und Körperverletzungen. Insgesamt ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr auf knapp 2800 angestiegen. 2015 waren es noch gut 2250. Trotzdem lebt es sich in Lindau und den umliegenden Gemeinden sicher. „Die Wahrschenlichkeit, dass man hier Opfer einer Straftat wird, ist gering“, sagt Thomas Steur, Vizechef der Lindauer Polizeiinspektion, im Gespräch mit der LZ.
Ein Viertel der Straftaten, die in Lindau begangen werden, sind Diebstähle. Dazu gehören Taschendiebstähle ebenso, wie geklaute Fahrräder. 176 Drahtesel sind im vergangenen Jahr gestohlen worden – laut Steur so viele wie schon lange nicht mehr. Aufgeklärt werden solche Fälle oft nicht. „Wir hatten im vergangenen Jahr eine ganze Serie von Fahrraddiebstählen. Teilweise werden die Räder einfach direkt in einen Transporter eingeladen, dann sieht man sie nie wieder.“
Denn die allermeisten Tatverdächtigen – im vergangenen Jahr waren es 80 Prozent – hatten ihren Wohnsitz nicht in Lindau. Einbrecher zum Beispiel kämen oft sogar aus dem Ausland und fahren dann direkt nach der Tat wieder nach Hause. „Die Beute schicken sie sich dann als Päckchen mit der Post heim.“
Oft im Ausland zu Hause sind auch die Enkeltrickbetrüger und falschen Polizeibeamten, die sich als Opfer vor allem ältere Menschen suchen – eine Tatsache, die Thomas Steur wütend macht. „Es ist das absolut Mieseste, wenn man Leuten, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben, das Geld aus der Tasche zieht.“Zudem sei die Wahrscheinlichkeit, dass diese Art von Betrügern erwischt wird, ziemlich gering. „Sie sind wahnsinnig raffiniert und zudem sehr gut organisiert“, erklärt Steur. Und obwohl die Polizei immer wieder mit Warnungen an die Öffentlichkeit gehe und Vorträge in Altersheimen halte, fallen ältere Menschen immer wieder auf die Tricks herein. Auch Taschen- und Ladendiebe treiben in Lindau oft ihr Unwesen. „Aber viele Leute gehen auch einfach sehr fahrlässig mit ihren Sachen um und lassen zum Beispiel die Handtaschen bei großem Gedränge einfach im Einkaufswagen liegen“, erklärt Steur.
Kontrollen treiben Zahl der Straftaten in die Höhe
Noch einmal gesondert erfasst die Polizeiinspektion Lindau Vergehen nach dem Ausländerrecht. Das sind Straftaten, die ausschließlich von Ausländern begangen werden können – zum Beispiel die Einreise nach Deutschland ohne gültige Papiere. Mehr als 2400 solcher Straftaten hat es in Lindau im vergangenen Jahr gegeben. Im Vergleich zu 2015 ist dies ein Anstieg von mehr als 200 Prozent. Das heißt aber nicht unbedingt, dass es 2015 weniger solcher Verstöße gab. Denn Vergehen nach dem Ausländerrecht sind meist so genannte Kontrolldelikte: Je mehr die Beamten kontrollieren, desto mehr Straftaten decken sie auf. „Schleierfahnder und Bundespolizei haben im vergangenen Jahr verstärkt kontrolliert“, erklärt Steur. Immer wieder hatten sie dabei in Fernbussen auch Flüchtlinge erwischt, die sowohl in Deutschland, als auch in anderen Ländern Asyl beantragt hatten.
Auch Rauschgiftdelikte gehören zu den Kontrolldelikten. Sie sind im vergangenen Jahr um knapp 50 Prozent gestiegen.
Häusliche Gewalt ist zwar kein Kontrolldelikt. „Aber weil wir in diesem Bereich einen sehr guten Sachbearbeiter haben, wird sie immer öfter zur Anzeige gebracht“, erklärt Steur. Das könnte mit ein Grund dafür sein, dass die PI Lindau auch hier einen Anstieg verzeichnet: Wurden 2015 noch 60 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt, waren es im vergangenen Jahr schon knapp hundert.
Ein Anstieg der verzeichneten Straftaten bedeutet also nicht zwangsläufig, dass in Lindau mehr passiert. „Lindau ist kein gefährliches Gebiet. Hier kann sich jeder zu jeder Tages- und Nachtzeit überall bewegen“, versichert Steur.