Lindauer Zeitung

Ein kritischer Kopf

Max Uthoff tritt am Donnerstag bei den Memminger Kabarett-Tagen auf

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MEMMINGEN - Max Uthoff, Jahrgang 1967, ist einer der bekanntest­en Kabarettis­ten Deutschlan­ds – spätestens seit er von 2011 bis 2013 als „Anstaltsan­walt“regelmäßig­er Gast der ZDF-Kabarettse­ndung „Neues aus der Anstalt“war. Inzwischen ist er selbst Gastgeber der Nachfolges­endung „Die Anstalt“, zusammen mit Claus von Wagner. Anwalt war auch Uthoffs Brotberuf, bevor er sich der satirische­n Wortkunst verschrieb­en hat. Bei beidem spielte vermutlich die familiäre Vorbelastu­ng eine Rolle, gründete doch sein Vater 1965 in München die ziemlich freche Kleinkunst­bühne „Rationalth­eater“, die dann insgesamt 61 Strafverfa­hren am Hals hatte. Uthoff ist verheirate­t, Vater zweier Töchter und lebt in München. Brigitte Hefele-Beitlich hat mit ihm gesprochen.

Herr Uthoff, worüber haben Sie sich heute schon empört?

Max Uthoff: Es ist noch früh. Bisher habe ich mich nur, wie so oft, darüber aufgeregt, dass ich meine Tochter zu einer Zeit in die Schule bringen muss, die man getrost als idiotisch bezeichnen kann.

Trump, Erdogan, Orbàn, die Islamisten, Pegida und so weiter: Wir leben in krisenhaft­en Zeiten mit bedrohlich­en Entwicklun­gen, die täglich Steilvorla­gen fürs politische Kabarett liefern. Ist das Fluch oder Segen?

Es ist beides, also Such oder Flegen. Allerdings, wann gab es schon krisenfrei­e Zeiten? Das Neue ist, dass die oben genannten Gestalten so gestrickt sind, dass die Satire an die Grenzen ihrer Leistungsf­ähigkeit stößt.

Ist es da nicht schwierig, mit einem drei Jahre alten Solo-Programm durchs Land zu ziehen?

Ganz und gar nicht. Ich ersetze einfach die Namen Barack durch Donald und Sigmar durch Martin und schon bin ich erfrischen­d aktuell.

Sie nennen Ihr Programm „Gegendarst­ellung“, das bedeutet nach dem Presserech­t das Anrecht, etwas richtigste­llen zu dürfen. Finden Sie denn, die Presse berichtet nicht ordentlich über die Geschehnis­se in der Welt?

Vorsicht, sind Sie mit der Fragestell­ung nicht schon zu nah am Begriff Lügenpress­e? So etwas würde ich nie behaupten, es gibt viele Journalist­en die einen tollen Job machen. Und dann gibt es da auch Journalist­en wie Marietta Slomka, Carmen Miosga und Peter Klöppel, die letzte Woche die „Goldene Kamera“für herausrage­nden Journalism­us bekommen haben. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Satire manchmal an die Grenzen ihrer Leistungsf­ähigkeit stößt?

Wie recherchie­ren Sie selbst für Ihre Sendung und Ihr Solo-Programm?

So wie alle anderen auch: lesen, fra- gen, zweifeln. Für die Sendung dann das Ganze im Team.

Haben Sie, wenn Sie Ihre Nummern schreiben, eine juristisch­e Schere im Kopf? Sie sind ja sozusagen ein spätberufe­ner Kabarettis­t, weil Sie erst Jura studiert und als Anwalt gearbeitet haben, ehe Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten sind, der im Münchner Rationalth­eater linkes Agitprop-Kabarett machte.

Sehen Sie es positiv: Die Schere im Kopf erspart den Redakteur im Haus. Journalism­us und Kabarett haben Schnittmen­gen, bei meinem Vater war diese Menge mindestens so groß wie bei mir. Aber Kabarett ist eben Kabarett und nicht Journalism­us der anderen Art.

Sie haben einmal gesagt, Sie wollen das kapitalist­ische System mit den Mitteln der Satire aus den Angeln heben. Sind Sie diesem Ziel schon ein bisschen nähergekom­men?

Definitiv. Spüren Sie es nicht?

Am 16. März haben Sie ein Gastspiel bei den Memminger Kabarett-Tagen. In diesem Rahmen trat auch Ihr „Anstalt“-Partner Claus

Ich kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich überhaupt keinen Kabarettis­ten kenne, der sich nicht wenigstens einmal am Tag mit Kollegen über die Metropolen des Allgäus austauscht. Ich war übrigens auch schon mal in Memmingen. War toll da.

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FOTO: MICHEL NEUMEISTER Max Uthoff gastiert bei den 10. Memminger Kabarett-Tagen.

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