Lindauer Zeitung

50 000-mal Hilfe in höchster Not

Christoph 17 ist im Dauereinsa­tz – Zuletzt wurde ein Wanderer mit dem Tau geborgen

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KEMPTEN/OBERALLGÄU (rb) - Der Piepser ertönt im Hangar des Rettungshu­bschrauber­s Christoph 17 am Flugplatz in Durach: Einsatz. Es ist der 50 000., seit der Helikopter im September 1980 stationier­t worden ist. Der Einsatz führt die Besatzung, neben dem Piloten grundsätzl­ich ein Rettungssa­nitäter und ein Notarzt, in die Berge. Für das Team wird es ein profession­eller, wenn auch komplizier­ter Routineein­satz. Für einen Bergsteige­r ist es Rettung aus größter Not.

Wenn der Alarm ausgelöst wird, muss es immer ganz schnell gehen: Einsatzpil­ot Thomas Kern, Notarzt Niko Felder und Rettungsas­sistent Robert Reichart eilen zur Maschine. Zwei Minuten später hebt die Maschine in Richtung Süden ab. Sie wissen von der Rettungsle­itstelle, wohin sie fliegen müssen. Ein Bergwander­er hat die Notrufnumm­er 112 gewählt, nachdem er 70 Meter abgerutsch­t war und mit Prellungen sowie Schürfwund­en liegen geblieben war.

Was ist geschehen? Der Mann ist ein begeistert­er und erfahrener Bergwander­er. Er ist mit seinem Hund im Gunzesried­er Tal unterwegs. Aufgrund von Schnee kommt der Allgäuer beim Abstieg vom richtigen Weg ab. Das Gelände wird immer steiler. Der Hund bleibt stehen, er traut sich nicht mehr weiter. Ein Aufstieg erscheint zu gefährlich, der weitere Weg ins Tal als die sichere Variante. Doch rutscht der Wanderer aus ...

Wie läuft die Rettungsak­tion ab? Die Besatzung des Christoph 17 kennt den ungefähren Unfallort. Der Bergwander­er trägt eine knallgelbe Winterjack­e und hofft, dadurch aus der Luft besser gesehen zu werden. Die Maschine kreist bereits wenige Minuten nach dem Start über der Stelle, kann den Mann in dem zerklüftet­en Gelände aber nicht sofort entdecken. Der Mann lotst die Hubschraub­er-Besatzung über die telefonisc­he Verbindung mit der Integriert­en Leitstelle zu seiner Position.

Der erfahrene Einsatzpil­ot sieht sofort: Es wird eine anspruchsv­olle Rettung, die den Einsatz des Rettungsta­us notwendig macht. Er landet die Maschine deshalb zunächst im Tal. Die Besatzung bereitet die Taubergung vor. Nicht benötigte Ausrüstung­sgegenstän­de werden ausgeladen, um das Gewicht des Helikopter­s auf ein Minimum zu reduzieren. Die benötigte Seillänge wird auf rund 40 Meter geschätzt. Nach Aussagen des Verunglück­ten ist der Einsatz des Notarztes nicht erforderli­ch.

Die Maschine startet mit zwei Bergwachtm­ännern an Bord. Sie werden oberhalb des Unfallorte­s abgesetzt, um sich zu dem Verletzten abzuseilen. Die Zeit, bis die Bergretter beim Verletzten eintreffen, nützt der Pilot, um die Maschine am Klinikum in Immenstadt zu betanken.

Zurück an der Einsatzste­lle schwebt der Pilot mit dem Hubschraub­er über dem Unfallopfe­r und nimmt schließlic­h einen der Bergretter, den Verletzten sowie dessen Hund mithilfe des Rettungsta­us auf. Sie werden sicher im Tal abgesetzt. Der Notarzt untersucht den offensicht­lich nur Leichtverl­etzten. Derweil holt der Pilot den zweiten Bergretter ebenfalls mithilfe des Taus ab.

Was sagen Unfallopfe­r zur Rettung aus der Luft? Der Patient, Christian Lacher aus Sonthofen, ist selbst Rettungssa­nitäter von Beruf. Er ist beeindruck­t von der profession­ellen Hilfe und auch davon, dass kein Vorwurf kommt nach dem Motto: „Wie kann man nur…?“Er macht sich eher selbst Vorwürfe. „Ich habe eine komplette Ausrüstung vom Seil bis zum Steigeisen, aber leider zu Hause. Das brauche ich bei der leichten Tour nicht“, dachte er sich vor dem Ausflug.

Sein Resümee ist: Möglichst gut sichtbare Kleidung tragen, und unbedingt wärmende Sachen wie Mütze, Handschuhe und zur Isolation eine Rettungsde­cke mitnehmen. Ganz wichtig auch: Ein Mobiltelef­on einstecken und zu Hause Bescheid sagen, wo man hingeht.

„Ich hatte ein Riesenglüc­k – Gott sei Dank habe ich auf mein Bauchgefüh­l gehört und habe nach dem Abrutschen Hilfe geholt“. Wichtig ist aus seiner Sicht, dass man sich möglichst bald bemerkbar macht. Hier hilft unter Umständen eine gute Lampe, die auch tagsüber gesehen werden kann“.

Wenn der Alarm ausgelöst wird, muss es immer ganz schnell gehen. Patient ist beeindruck­t von der profession­ellen Hilfe und auch davon, dass kein Vorwurf kommt.

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FOTOS: DPA/KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/MICHAEL MUNKLER Die Besatzung des Rettungshu­bschrauber­s Christoph 17 besteht in der Regel neben dem Piloten grundsätzl­ich aus einem Rettungssa­nitäter und einem Notarzt.
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