Lindauer Zeitung

„Ich bin das Mädchen für alles“

Walter Eisenberg ist bei den Lindau Islanders und im Eisstadion eine Institutio­n

- Von Isabel Kubeth De Placido

LINDAU - „Ich mache alles, was anfällt. Ich bin das Mädchen für alles,“fasst Walter Eisenberg seine Aufgaben als Mannschaft­sbetreuer bei den Eishockeys­pielern der EV Lindau Islanders zusammen. Doch das, was der Mann, der „immer da ist“, wie es aus EVL-Kreisen heißt, bei seiner bescheiden­en Beschreibu­ng auslässt, ist, dass er nach 30 Jahren längst schon zur Institutio­n geworden ist.

Walter Eisenberg ist einer von vier Mannschaft­sbetreuern der Islanders. Das bedeutet, er ist bei jedem Spiel, bei jedem Training dabei und begleitet jede Auswärtsfa­hrt. Dabei hält er jedes Mal die Getränke für die 23 Spieler der ersten Mannschaft bereit. Er versorgt die Jungs mit allem, was sie brauchen und kümmert sich um alles was anfällt. „Ich bin das Mädchen für alles“, schmunzelt der 68-Jährige.

Herr über die Trikots

Außerdem sei er der Herr über die Trikots. Und zwar für alle: Die Trainingsa­ls auch die Spieletrik­ots. Vor Trainings oder Spielen teilt er sie an die Jungs aus und nach den Trainings und den Spielen sammelt er sie wieder ein, wäscht sie in der Waschmasch­ine im Vorraum der Umkleide im Untergesch­oss des Vereinsgeb­äudes und hängt sie akkurat auf die Garderoben­stangen. Dort unten, vor und in den Kabinen der Spieler, ist die Luft testostero­ngeschwäng­ert. Es riecht nach Schweiß, Siegen und Niederlage­n. Deshalb ist Eisenbergs Job nur was für „harte“Männer.

Angefangen hat diese ehrenamtli­che Arbeit für den gebürtigen Bregenzer, der schon seit 65 Jahren in Lindau lebt, vor rund 30 Jahren. Walter Eisenberg war damals „nur Fan“und ist im geliehenen Autos zu den Auswärtssp­ielen der ersten Mannschaft hinterherg­efahren. Manchmal auch im Bus des damaligen Fanclubs „Lichtmast 5“zusammen mit seinem Kumpel Ottmar. Das war zu der Zeit, als der EVL in der Baden-Württember­gischen Liga spielte. Der Vorsitzend­e des Vereins, Wucher Senior, hatte dafür gesorgt, dass die beiden eingefleis­chten Fans ab und an im Mannschaft­sbus mitfahren konnten. Der heutige Vorsitzend­e, Bernd Wucher, sagte dann: „Das machen wir anders.“So wurden Walter und Ottmar quasi engagiert. Sie durften im Mannschaft­sbus mitfahren, kümmerten sich im Gegenzug um die Spieler. „Früher haben wir das zu zweit gemacht. Aber dann ist Ottmar tödlich verunglück­t. Jetzt sind wir vier und wechseln uns ab.“Wobei „abwechseln“die Sache nicht trifft. Denn der 68-Jährige ist immer im Stadion und packt mit an. Auch wenn einer der anderen Betreuer da ist. Und bei den Auswärtssp­ielen sind sie zu zweit, manchmal auch zu dritt und „jeder tut, was eben gerade zu tun ist und je nachdem, was anfällt“.

Weil es Spaß macht

„Warum ich das mache? Weil´s mir Spaß macht“, lacht Eisenberg. Dabei glänzen seine Augen und strahlen vor Glück . Als alleinsteh­ender Rentner sei dies genau die Beschäftig­ung, die er brauche. „Da komm ich raus“, erklärt er und erzählt, dass ihm die Aufgabe geholfen habe, sich von seinem Alkoholpro­blem zu lösen. Belohnt wurde sein Engagement durch den Aufstieg der Islanders von der Landes- in die Bayernliga. „Aber mein schönstes Erlebnis war, als wir Bayernmeis­ter geworden sind.“Für Walter Eisenberg ist klar, dass er noch ein paar Jahre Mannschaft­sbetreuer der Islanders sein will. „Solange halt wie es gesundheit­lich geht.“

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FOTO: ISA Startklar für das nächste Spiel: Als Mannschaft­sbetreuer der Islanders ist Walter Eisenberg für die Trikots der Spieler zuständig.

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