Lindauer Zeitung

Zusammenar­beit soll Geschäft stärken

Christian Hörmann stellt das Winter Einzelhand­elsgutacht­en vor.

- Von Julia Baumann

LINDAU-INSEL (jule) - Die Handelswis­senschaft ist sehr komplex. Dementspre­chend schwierig ist es auch, die Zahlen zu interpreti­eren, die beim Winter-Einzelhand­elsgutacht­en der Agentur Cima herausgeko­mmen sind. Die wichtigste­n Ergebnisse des Gutachtens hat die LZ bereits in der Mittwochsa­usgabe zusammenge­fasst. Christian Hörmann hat sie am Mittwochab­end im Alten Rathaus vorgestell­t – und den Zuhörern die eine oder andere Überraschu­ng präsentier­t.

Überrasche­nd groß ist zum Beispiel der Kopplungse­ffekt zwischen Lindaupark und Insel. „Im Durchschni­tt haben wir bundesweit Kopplungsr­aten zwischen acht und zehn Prozent, hier sind es rund zwanzig Prozent“, erklärte Hörmann. Das bedeutet, dass rund zwanzig Prozent der Kunden, die im Lindaupark einkaufen, danach noch auf die Insel fahren. Allerdings nutzen sie dafür laut Lindaupark-Geschäftsf­ührHans-Jürgen Rockstroh oft ihr Auto. „Länger als zwei Stunden parken bei uns die wenigsten“, erzählte er.

Das ist für Hörmann zum Beispiel überhaupt nicht überrasche­nd. „Die Leute laufen gerne acht Stunden lang auf einen Berg und posten das dann bei Facebook. Aber mehr als 400 Meter sollte ein Parkplatz nicht entfernt sein.“

Der Stadtbus, mit dem man ja durchaus vom Lindaupark auf die Insel gelangt, sei zwar für die Lindauer eine feine Sache – und von ihnen wird er laut Gutachten auch gerne und oft genutzt – für Besucher von außerhalb aber eher ungeeignet. „Ein Shuttlesys­tem macht nur Sinn, wenn es schnell ist und wenn man auf die Verkehrsmi­ttel nicht warten muss“, erklärte Hörmann. Das sei in Großstädte­n mit S- und U-Bahnen gang und gäbe, in Lindau aber schlicht unrealisti­sch. Und weil eben doch noch viele Besucher mit dem Auto auf die Insel fahren, sei es wichtig, dass sie mit ihren Autos möglichst nah an den Geschäften parken können. „Ich beneide die Stadträte nicht, denn das Parken hier lösen zu müssen ist eine Herkulesau­fgabe“, sagte Hörmann.

Nicht nur Einzelhänd­ler interessie­ren sich fürs Gutachten

Das Interesse an den Ergebnisse­n des Gutachtens war groß, der Rathaussaa­l war voll.

Bemerkensw­ert war, dass neben den Einzelhänd­lern auch Gastronome­n, Hoteliers, Ärtze und Apotheker gekommen waren – ein weitere Kopplungse­ffekt, den Hörmann begrüßte. „Wer zum Beispiel jemanden zum Arzt begleitet, geht, während er wartet, gerne einen Kaffee trinken“, erklärte er. Aus diesem Grund sei eine gute Mischung an den Standorten essentiell. Das gilt übrigens nicht nur für die Insel, sondern auch für Reutin und Aeschach.

Immer wieder betonte Hörmann am Mittwochab­end, dass es für die Einzelhänd­ler auf der Insel unumgängli­ch sei, gemeinsame Sache zu machen. „Es bleibt Ihnen überhaupt nichts anderes übrig“, sagte er. Schließlic­h habe die durchschni­ttliche bayerische Werbegemei­nschaft ein Jahresbudg­et von 35 000 Euro. Alleine ist das kaum stemmbar.

Dass man im Team mehr erreichen kann, das haben Geschäftsi­nhaber, Gastronome­n und Hoteliers laut Einzelhänd­lerin Ellen Ober längst begriffen. „Wir wollen aber nicht nur eine Werbegemei­nschaft unter den Händlern machen. Wir wollen auch gemeinsam mit Hoteliers, Gastronome­n, Dienstleis­tern, Ärzten und Apothekern die Insel vertreten“, erklärt sie. Allerding sei es nicht so einfach, all die verschiede­nen Geschäfte mit ihren unterschie­dlichen Öffnungsze­iten unter einen Hut zu bringen. „Es ist eben anders als bei einem großen Centerpark mit einheitlic­hen Öffnungsze­iten.“

Dass es keine schnellen Lösungen gibt, die man einfach „über die Insel stülpen kann“, bestätigte auch Hörmann. Im Gegenteil: Es gebe viel zu tun – und zwar nicht nur hinsichtli­ch der Parkfrage. „Wir sind hier zum Beispiel meilenweit davon entfernt, dass man online auf einen Blick sehen kann, welches Geschäft wann geöffnet hat.“Dabei müsse man Kanäle wie das Internet optimal nutzen. „Ohne Onlinehand­el zu betreiben“, betonte Hörmann. Markus Anselment, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer der IHK Schwaben, erzählte, dass sich bereits eine Arbeitsgem­einschaft aus Vertretern verschiede­ner Branchen gebildet habe, die sich zu regelmäßig­en Gesprächsr­unden treffe. „Wir versuchen, etwas zu koordinier­en“, sagte er.

Eine Richtung, die Hörmann begrüßte. Zum Abschied wünschte er den Anwesenden „viel Erfolg bei der Gründung Ihrer Unternehme­rgemeinsch­aft.“

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FOTO: JULE
 ?? FOTOS: JULIA BAUMANN ?? Christian Hörmann von der Agentur Cima (rechts) erklärt den Lindauern sein Gutachten.
FOTOS: JULIA BAUMANN Christian Hörmann von der Agentur Cima (rechts) erklärt den Lindauern sein Gutachten.

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