Lindauer Zeitung

Die Nylonstrüm­pfe brachten sie zusammen

Ingeborg und Franz Schmidt feiern diamantene Hochzeit

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Viel mehr Gelegenhei­t, sich zu sehen, gab es damals kaum, die Sitten waren streng: „Damenbesuc­h in meiner winzigen Wohnung war undenkbar, über Nacht schon gleich gar nicht“, erzählt Franz, der als Volksdeuts­cher in der Nähe des heute serbischen Novi Sad geboren und aufgewachs­en ist. Nach Kriegsende vertrieb Tito die Deutschen aus ihrer jugoslawis­chen Heimat, und so kam er an den Bodensee.

Auch wenn er die in Bregenz lebende, in Lindenberg geborene Ingeborg zu Hause besuchte, wachte ihre Tiroler Mutter schwer darüber, dass der Franz bis spätestens 22 Uhr das Haus verlassen hatte. Um diesen Zustand zu ändern, schritten die beiden schließlic­h gemeinsam vor den Standesbea­mten in der Toskana, sagten „Ja“, gingen mit dem Trauschein gleich zum Wohnungsam­t und mit dessen Bestätigun­g zur Firma nach Zech. Dort bekamen sie dann die Schlüssel zur neuen Wohnung überreicht. Bereut haben sie diesen Schritt nie. Seit 40 Jahren leben die beiden in ihrer GWG-Wohnung in der Grenzsiedl­ung und sind hier glücklich. „Hier können wir mit dem Fahrrad runter zum See fahren um dort schwimmen zugehen“, schwärmen sie.

Räuchern ist das Familienho­bby

Als Junge hatte der 1935 geborene Franz auf dem väterliche­n Bauernhof Schlachten, Metzgern und Räuchern gelernt und bis heute nicht verlernt. So schlachtet er nicht mehr, aber er räuchert Schinken, ein Hobby, das der Sohn übernommen hat. Dass der Franz das gut macht, bestätigt auch Oberbürger­meister Gerhard Ecker, der zum Gratuliere­n gekommen war. „Aber es ist schon eine aufwendige Arbeit“, wendet die ein Jahr jüngere Ingeborg ein.

Als die Nahtstrump­fmode endete dank billiger amerikanis­cher nahtloser Importe und bei Kuhnert nur mehr Nylonstoff­e für Hemden nach Russland gefertigt wurden, wechselten die Schmidts rüber zu Blum, wo sie bis zum Ruhestand tätig waren.

Neben dem Sohn kam viele Jahre später noch die Tochter hinzu, die auch für die beiden Enkel sorgte. „Mit 40 ein Kind zu bekommen, war damals sehr ungewöhnli­ch. Aber wir haben das nie bereut“, erinnern sich die beiden. Im Gegenteil, sportliche Aktivitäte­n, wie Skifahren mit den Kindern dann auch im etwas gesetztere­n Alter tat den beiden gut, so wie jetzt auch die Beschäftig­ung mit den beiden Enkelkinde­rn.

Und wenn die sie in Ruhe lassen, kann Franz wieder ein Stück Schinken behandeln, das dann beim Sohn in der Räucherkam­mer reifen kann, und Ingeborg vielleicht wieder eine leckere Linzer Torte backen. Oder gemeinsam im See baden gehen. Langweilig wird es den beiden nicht so schnell.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING OB Gerhard Ecker gratuliert dem diamantene­n Brautpaar Ingeborg und Franz Schmidt.

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