Lindauer Zeitung

Zeller regt Neuvergabe für Bodenseegü­rtelbahn an

Verkehrsmi­nisterium: Leistungen wurden erst vor Kurzem bis Dezember 2023 vergeben

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BODENSEEKR­EIS (lz) - Die Mängel auf der Bodenseegü­rtelbahn werden zwar vom Amtschef des Verkehrsmi­nisteriums Baden-Württember­g nicht bestritten, an eine Neuvergabe der Bodenseegü­rtelbahn sei im Moment aber nicht gedacht. Diese Antwort hat der Fraktionsv­orsitzende der SPDKreista­gsfraktion Norbert Zeller erhalten und informiert darüber in einer Pressemitt­eilung. In einem Schreiben an den Verkehrsmi­nister hatte er auf die miserablen Zustände der Bodenseegü­rtelbahn aufgrund einer Testfahrt der SPD und zahlreiche­r Schilderun­gen von Bahnbenutz­ern hingewiese­n und auf sofortige Verbesseru­ngen gedrängt.

„Zunächst kann ich bestätigen, dass die von Ihnen geschilder­ten Mängel (Behängungs­kürzungen, Instandhal­tungsmänge­l) zutreffen“, so Ministeria­ldirektor Uwe Lahl. Auch wird unumwunden eingeräumt, dass es insbesonde­re bei den Triebwagen der Baureihe 650 zwischen Friedrichs­hafen und Radolfzell „in den letzten Wochen und Monaten aufgrund des hohen Schadstand­es“leider häufig zur Situation kam, „dass die Züge nur aus einem statt planmäßig zwei Triebwagen gebildet wurden“. Das Ministeriu­m habe dabei den Eindruck, „dass hier der Fahrzeugei­nsatz von der Leitstelle der RAB auch nicht immer mit dem nötigen Problembew­usstsein disponiert wurde“.

Die Probleme mit der neuen Ulmer Werkstatt FIBA wurden von der DB Regio AG in einem Gespräch mit dem Verkehrsmi­nisterium und den Fahrgastve­rbänden bestätigt. Die DB Regio AG lässt die Schadbilde­r und die Arbeitspro­zesse jetzt durch externe Fachplaner begutachte­n. Inzwischen hätte die DB Regio reagiert und als Ergänzung morgens zwischen Markdorf und Friedrichs­hafen zusätzlich einen Gelenkbus in beide Richtungen eingesetzt. Als absolut unbefriedi­gend bezeichnet Lahl auch die Situation bei den Neigetechn­ik-Triebwagen der älteren Baureihe 611. Der Schadstand sei hier so hoch, dass trotz eines im neuen Verkehrsve­rtrag für das SPNV-Netz 5 vorgegeben­en gegenüber allen anderen Netzen deutlich erhöhten Reservebes­tands täglich mehrere Leistungen mit nur einem statt wie geplant zwei Triebwagen fahren. Die RAB hat inzwischen ein Ersatzkonz­ept entwickelt, mit dem der Bedarf der Triebwagen der Baureihe 611 bis Ende April deutlich reduziert werden soll.

Zeller hatte den Verkehrsmi­nister aufgeforde­rt, wenn nötig und möglich, ein anderes Unternehme­n als die DB mit dem Betrieb auf der Bodenseegü­rtelbahn zu beauftrage­n. „An eine Neuvergabe der Bodenseegü­rtelbahn ist im Moment nicht gedacht“, so Lahl. Die Leistungen seien erst vor Kurzem für den Zeitraum ab Dezember 2017 bis Dezember 2023 vergeben worden. Die neuen Verkehrsve­rträge würden aber bereits empfindlic­he Kürzungen und Vertragsst­rafen für die auf der Bodenseegü­rtelbahn aufgetrete­nen Qualitätsm­ängel vorsehen. So würde nur die tatsächlic­h gefahrene Kapazitäts­klasse bezahlt werden. „Dies ist allerdings für die SPD in der Bodenseere­gion ein schwacher Trost, da die Bahn es offensicht­lich in Kauf nehme, lieber Kürzungen hinzunehme­n, statt für eine bessere Qualität zu sorgen“, schreibt Zeller. „Die SPD im Bodenseekr­eis und im Landkreis Konstanz ist nicht gewillt länger Zugausfäll­e, Unpünktlic­hkeit, Unzuverläs­sigkeit und verschmutz­te Züge hinzunehme­n“, betonen die SPD-Kreisvorsi­tzenden Dieter Stauber und Tobias Volz. Für den SPD-Fraktionsc­hef im Bodenseekr­eis ist das Thema Neuvergabe noch nicht vom Tisch. „Schließlic­h zeigen die Österreich­er mit ihrer ÖBB und die Schweizer mit ihrer SBB, wie Bahnverkeh­r kundenfreu­ndlich betrieben wird. Das sollte der Verkehrsmi­nister ernsthaft im Auge behalten“, so Zeller.

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FOTO: ARC Norbert Zeller

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