Ein halbes Jahr umsonst Autofahren
Buchloer Projekt untersucht die Vorteile von Elektro-Mobilen für Pendler
BUCHLOE - Normalerweise fährt er einen Benziner. Dieser Wagen blieb die vergangenen sechs Monate aber meist in der Garage. Denn Josef Gerum aus Ebenhofen im Ostallgäu düste ein halbes Jahr mit einem Elektro-Mobil durch die Gegend. Noch dazu völlig umsonst. Der 55-jährige Maschinenbau-Ingenieur gehörte nämlich zu den 56 ausgewählten Testfahrern des Forschungsprojektes „ePlan B“, das jetzt nach zwei Jahren zu Ende geht (sieh Info-Kasten). Die Ergebnisse werden am Freitag, 17. März, in Buchloe vorgestellt.
Feldversuche mit Elektro-Fahrzeugen gibt es eine ganze Menge. Und jeder hat einen anderen Ansatz Bei „ePlan B“standen im Mittelpunkt des Interesses die Fragen: Wie kann für E-Mobile möglichst viel Energie aus erneuerbaren Energien verwendet werden? Wann ist die günstigste Ladezeit, um das Netz nicht zu überlasten? Und welche Vorteile haben Pendler davon?
Um fundierte Aussagen zu bekommen, begann am 13. März 2015 der Praxistest: Am Verkehrsknotenpunkt Buchloe (Ostallgäu) wurden auf dem Pendlerparkplatz westlich des Bahnhofs sieben Ladestationen zu je zwei Anschlüssen installiert. Dort konnten die 14 Fahrzeuge des Feldversuchs umsonst Energie zapfen. Es gab vier Testphasen zu je sechs Monaten. Also waren vier Mal 14 Testfahrer nötig. Die somit insgesamt 56 Teilnehmer durften dann jeweils ein halbes Jahr ein E-Auto fahren. Strom, Wartung, Versicherung – alles frei.
„Es haben sich mehrere Hundert Menschen als Testfahrer beworben“, sagt Eckart Wruck, Leiter Elektromobilität beim Stromversorger Lechwerke (LEW). Wichtig sei bei der Auswahl gewesen, dass die Pendler möglichst viel fahren. Deshalb seien auch nicht unbedingt Personen aus Buchloe zum Zug gekommen, sondern Kandidaten, die weiter weg wohnen, etwa in Memmingen oder Kempten.
„Auftanken“über eine intelligente Steuerung
Einer von ihnen war nun Josef Gerum. Er fuhr an Werktagen jeden Morgen die 35 Kilometer von Ebenhofen nach Buchloe. Dort ließ er das E-Mobil an der Ladestation stehen, fuhr mit dem Zug zu seiner Arbeitstelle nach Schwabmünchen, und abends wieder zurück nach Buchloe, wo er in seinen voll aufgeladenen Wagen stieg. Denn das Fahrzeug hing tagsüber am Strom – allerdings nicht die ganze Zeit, sondern hauptsächlich dann, wenn zum Beispiel die Sonne schien. Weil in diesen Phasen viel Strom aus den Fotovoltaik-Anlagen auf umliegenden Häusern für die Ladestation zur Verfügung stand. Das „Auftanken“wurde über eine intelligente Steuerung geregelt, um zu vermeiden, dass das Netz durch die vielen Ladevorgänge zu arg belastet wird.
Wie das alles funktioniert hat, wurde in dem Forschungsprojekt festgehalten. Die Details sind noch nicht veröffentlicht. Aber eines steht schon fest: Über die vergangenen zwei Jahre wurden gut 20 000 Liter Kraftstoff eingespart – abzulesen an einer elektronischen Tafel am Buchloer Pendlerparkplatz.
Josef Gerum hatte einen Smart als Testwagen. Insgesamt wurden bei dem Feldversuch sechs verschiedene Marken mit unterschiedlicher Größe getestet. Und, wie war das Fahren in einem E-Mobil? „Hervorragend“, sagt Gerum. Der Wagen habe einen enormen Abzug und bremse, sobald man vom Gas gehe. Dabei werde sogar wieder Energie in die Batterie eingespeist. Der 55-Jährige kann sich gut vorstellen, dass sein nächstes Auto ein Elektro-Fahrzeug ist. Zumindest für die kürzeren Strecken.
130 Kilometer Reichweite Denn dies hat der Test auch gezeigt: Die Reichweite von etwa 130 Kilometer pro Ladung sinkt bei Kälte deutlich. Wenn die Heizung zugeschaltet ist und die Temperaturen im Eiskeller liegen, kommt man nur noch 70 Kilometer weit.
Für Gerum hat das aber gereicht. Er kam auch im frostigen Januar immer von Buchloe nach Ebenhofen und zurück. Darüber hinaus durfte er auch noch an allen anderen Ladestationen der LEW tanken – natürlich umsonst.