Blüte der guten Laune
Die hessische Band Milky Chance bringt am 17. März ihr zweites Album „Blossom“heraus
RAVENSBURG - Warum etwas ändern, wenn es doch so gut funktioniert? Diese Frage werden sich sicher auch Clemens Rehbein und Philipp Dausch gestellt haben, als sie nach dem Debütalbum „Sadnecessary“aus dem Jahr 2013 nun ihr zweites Studioalbum produziert haben. Besser bekannt als Milky Chance haben die beiden Jungs aus Kassel in den vergangenen Jahren mit Songs wie „Down by The river“und „Stolen Dance“den internationalen Musikmarkt erobert. Der Erfolg gibt ihnen also recht. Da darf das neue Album „Blossom“seinem Vorgänger auch ähneln. Doch wäre es unfair, das nur auf den überwältigenden Erfolg zu reduzieren. Schließlich machen die beiden einfach das, was ihnen gefällt. Es ist ihre Musik, ihr Lebensstil, ihre Art sich auszudrücken. In „Blossom“steckt jede Menge Herzblut.
Und genau das wiegt viel mehr als ein kompletter Stilbruch, den sich vielleicht einige Experten gewünscht hätten. In einer Zeit, in der immer Veränderungen erwartet werden, ist die Musik von Rehbein und Dausch einfach nur Balsam für die Seele. Zu eindringlich, anregend und gut ist der typische Milky-ChanceSound. Dieser wird weiterhin von der außergewöhnlichen Stimme von Clemens Rehbein dominiert. Mit seiner speziellen, fast schon kratzigen Intonation weiß man direkt: Das ist Milky Chance.
Und auch der instrumentale Rahmen bleibt bei „Blossom“eigentlich derselbe. Im Vordergrund steht die Gitarre, dazu ein paar untermalende Beats durch die man in Bewegung gerät. Viel mehr braucht es nicht, um diesen ganz speziellen Wohlfühlfaktor zu schaffen, der ebenso schwer wie die Musik zu greifen ist. Reggae, Pop und eben das gewisse Etwas. Das würde es wohl am besten treffen. Musik, die man eigentlich fast immer hören kann. Ein Sound, der eine gewisse Wärme verbreitet und garantiert gute Laune erzeugt.
Das an sich wäre vielleicht gar nicht mal so außergewöhnlich. Doch gelingt es Rehbein und Dausch, das Ganze authentisch herüberzubringen. Es entsteht der Eindruck, dass diese Musik genau so klingen soll und nicht von vermeintlichen Musikexperten auf Linie getrimmt wurde – und das, obwohl Milky Chance in den USA so erfolgreich war, wie kaum eine andere deutsche Band in den vergangenen Jahren. Millionen verkaufte Platten und eine monatelange Tour durch Amerika sprechen für sich. Lauscht man dem neuen Album, merkt man direkt, dass sich die beiden Hessen dadurch aber nicht haben verbiegen lassen. Vielmehr schwingt zwischen den Zeilen immer die eine Message mit: Mach dich locker und nimm das Leben wie es ist. Stress ist verboten, Leichtigkeit angesagt. Graue Haare bekommt man durch „Blossom“garantiert nicht.
Stellvertretend für das ganze Album stehen die Singles „Doing Good“, „Cocoon“und „Ego“, die bereits veröffentlicht wurden. Beim Anhören fühlt man sich immer eingepackt in eine Wolke aus Wärme. Negative Gedanken sind darin verboten und können fast gar nicht aufkommen. Automatisch driftet man ab in eine bunte und zufriedene Welt, voll mit positiver Energie. Da fällt es fast schon schwer, dieser Blüte zu entkommen. Denn so schön diese Wolke ist – irgendwann reicht es dann auch. Denn leider, und das ist wohl einer der wenigen Kritikpunkte, ähneln sich die Stücke in der Summe doch sehr, sodass man irgendwann aus diesem Kokon der Glückseligkeit ausbrechen möchte.
Wer sich aber die volle Dröhnung Gute-Laune geben möchte, der bekommt auf „Blossom“sogar noch Nachschlag. Schließlich gesellen sich zu den 14 eigentlichen AlbumTracks auch noch sechs Akkustik-Varianten von einigen ausgewählten Songs. Das gefällt.