Behörden signalisieren Ja zur Therme
Bund Naturschutz und Bürger mit mehreren Einwänden gegen das Projekt.
LINDAU (dik) - Wenn man die bisherigen Stellungnahmen der Behörden zur geplanten Therme ernst nimmt, dann ist die Genehmigung so gut wie sicher. Das geht aus den Vorlagen für die Stadtratssitzung am Mittwoch hervor. Fast 500 Seiten dick sind die Unterlagen für das nötige Genehmigungsverfahren. Hinzu kommen ähnlich viele Seiten der Vertragsentwürfe, die aber nicht öffentlich zugänglich sind.
Damit das formelle Verfahren möglichst schnell abläuft, haben Stadt Lindau und Investor Andreas Schauer alle Möglichkeiten genutzt, um Fehler zu vermeiden und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Das wird beim Blick in die Unterlagen sehr deutlich. Dabei lohnt es sich vor allem, die im bisherigen Verfahren eingebrachten Einwände anzuschauen.
Dabei beschränkt sich die Regierung von Schwaben vor allem auf Hinweise zu rechtlichen Rahmenbedingungen: „Ob und welche Anforderungen sich hieraus ergeben, wird von der unteren Naturschutzbehörde zu beurteilen sein“, heißt es dann in der Stellungnahme aus Augsburg. So kommen die meisten Stellungnahmen tatsächlich aus dem Landratsamt. Die Untere Naturschutzbehörde beschränkt sich aber auf kleinere Hinweise und verlangt eine Auflockerung des Bodens im Eichenhain, eine ökologische Baubegleitung und die Verwendung von Vogelschutzglas. Grundsätzliche Einwände finden sich nicht.
Eishockeyspiele höchstens an 18 Tagen im Jahr erlaubt
Schwerwiegender sind die Forderungen des Emissionsschutzes aus dem Landratsamt. Die Behörde legt Lage und Größe der Schallschutzwände fest. Interessant dabei ist, dass die Behörde darauf besteht, dass die Wand zwischen Eissporthalle und See nicht in erster Linie dem Lärmschutz der Saunagäste dient, sondern vor allem dem Schutz der Anwohner in der Eichwaldstraße.
Die Behörde bestätigt außerdem die Betriebszeiten für das Sport- und Familienbad täglich von 9 bis 22 Uhr, mittwochs aber schon ab 6.30 Uhr; im Strandbad zwischen 10 und 19 Uhr, in der Hauptsaison von 9 bis 20 Uhr; für Therme und Vitalbad von 9 bis 23 Uhr und für die Sauna von 9 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag bis 1 Uhr.
Genau geregelt ist demnach auch der Betrieb der Eissporthalle, die an Werktagen von 6 bis 22 Uhr, an Sonnund Feiertagen von 7 bis 22 Uhr bespielt werden darf. Allerdings sind täglich nur höchstens drei Stunden Eishockeyspiel und sechs Stunden Eislauf mit Musik erlaubt. Eishockeyspiele der ersten Mannschaft sind höchstens an 18 Tagen im Jahr gestattet. Das reicht laut Vorlage für die bislang bekannten 14 Abendspiele an Freitagen, weil die 14 Sonntagsspiele möglich sind, wenn Therme und Eisstadion zusammen bestimmte Tageslautstärken nicht überschreiten. Das halten die Bäderbetriebe für kein Problem.
618 Stellplätze sind laut Verkehrsgutachten an einem Spitzentag im Winter nötig, wenn Eishockeyfans und Badegäste gleichzeitig vor Ort sind. Dafür soll es neben Stellplätzen direkt vor der Therme und entlang der Eichwaldstraße vor allem 464 weitere Stellplätze auf einem neuen Parkplatz hinter den Kleingärten geben.
Grundsätzlich ist die Zu- und Abfahrt auf den Großparkplatz als Einbahnstraße geregelt: Die Zufahrt erfolgt südöstlich, nahe beim Bösenreutiner Tobelbach, die Ausfahrt direkt gegenüber dem Bad, zwischen Kleingärten und Häusern hindurch. Die Zufahrt muss asphaltiert sein, außerdem muss der Betreiber durch eine Ampel sicherstellen, dass nach Eishockeyspielen, wenn alle Zuschauer gleichzeitig abfahren wollen, die Abfahrt zum Schutz der Anwohner entgegen der üblichen Einbahnregelung ebenfalls südöstlich erfolgt.
Dass der Bund Naturschutz sich strikt gegen das Vorhaben wendet, ficht die Stadt in dem Verfahren nicht an. Die Verwaltung verweist in den Unterlagen vielmehr darauf, dass bei der Therme im Landschaftsschutzgebiet im Verhältnis zum derzeitigen Zustand 2500 Quadratmeter Boden entsiegelt würden. Auch bleibe das Gebäude deutlich niedriger als die umgebenden Eichen, von denen 21 gefällt werden sollen. Dafür würden aber 28 neu gepflanzt.
Bürger fordern Erhalt der Rutsche und Liegewiese
Auch einige Bürger haben sich bereits im Verfahren gemeldet. Sie fordern den Erhalt der großen Rutsche, wollen mehr Außenbecken oder den Erhalt der bisherigen Liegewiese. Ein Bürger schlägt den Abriss des Eisstadions vor. Andere beklagen, dass die Außenbecken nur über Sonnenenergie beheizt werden sollen. Auf diese Kritik haben die Betreiber offensichtlich reagiert. Denn entgegen früherer Aussagen ist zusätzlich zur Heizung über Solarabsorber auch eine konventionelle Heizung geplant, die das Wasser auch im Frühjahr und Herbst konstant bei 24 Grad halten soll.
Nicht öffentlich verfügbar sind die Entwürfe für die Verträge zwischen Stadt Lindau, Investor Andreas Schauer und den beteiligten Banken. Auch Stadträte dürfen diese insgesamt 500 Seiten derzeit nur im Büro der Bäderbetriebe einsehen.
Auf Antrag von Alexander Kiss (BL) im Bäderausschuss sagte Oberbürgermeister Ecker zu, er werde prüfen, ob man die Entwürfe den Räten zukommen lassen könne, damit jeder das daheim durcharbeiten kann. Das hängt von der Zustimmung des Investors ab.