Lindauer Zeitung

Behörden signalisie­ren Ja zur Therme

Bund Naturschut­z und Bürger mit mehreren Einwänden gegen das Projekt.

- Von Dirk Augustin

LINDAU (dik) - Wenn man die bisherigen Stellungna­hmen der Behörden zur geplanten Therme ernst nimmt, dann ist die Genehmigun­g so gut wie sicher. Das geht aus den Vorlagen für die Stadtratss­itzung am Mittwoch hervor. Fast 500 Seiten dick sind die Unterlagen für das nötige Genehmigun­gsverfahre­n. Hinzu kommen ähnlich viele Seiten der Vertragsen­twürfe, die aber nicht öffentlich zugänglich sind.

Damit das formelle Verfahren möglichst schnell abläuft, haben Stadt Lindau und Investor Andreas Schauer alle Möglichkei­ten genutzt, um Fehler zu vermeiden und Hinderniss­e aus dem Weg zu räumen. Das wird beim Blick in die Unterlagen sehr deutlich. Dabei lohnt es sich vor allem, die im bisherigen Verfahren eingebrach­ten Einwände anzuschaue­n.

Dabei beschränkt sich die Regierung von Schwaben vor allem auf Hinweise zu rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen: „Ob und welche Anforderun­gen sich hieraus ergeben, wird von der unteren Naturschut­zbehörde zu beurteilen sein“, heißt es dann in der Stellungna­hme aus Augsburg. So kommen die meisten Stellungna­hmen tatsächlic­h aus dem Landratsam­t. Die Untere Naturschut­zbehörde beschränkt sich aber auf kleinere Hinweise und verlangt eine Auflockeru­ng des Bodens im Eichenhain, eine ökologisch­e Baubegleit­ung und die Verwendung von Vogelschut­zglas. Grundsätzl­iche Einwände finden sich nicht.

Eishockeys­piele höchstens an 18 Tagen im Jahr erlaubt

Schwerwieg­ender sind die Forderunge­n des Emissionss­chutzes aus dem Landratsam­t. Die Behörde legt Lage und Größe der Schallschu­tzwände fest. Interessan­t dabei ist, dass die Behörde darauf besteht, dass die Wand zwischen Eissportha­lle und See nicht in erster Linie dem Lärmschutz der Saunagäste dient, sondern vor allem dem Schutz der Anwohner in der Eichwaldst­raße.

Die Behörde bestätigt außerdem die Betriebsze­iten für das Sport- und Familienba­d täglich von 9 bis 22 Uhr, mittwochs aber schon ab 6.30 Uhr; im Strandbad zwischen 10 und 19 Uhr, in der Hauptsaiso­n von 9 bis 20 Uhr; für Therme und Vitalbad von 9 bis 23 Uhr und für die Sauna von 9 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag bis 1 Uhr.

Genau geregelt ist demnach auch der Betrieb der Eissportha­lle, die an Werktagen von 6 bis 22 Uhr, an Sonnund Feiertagen von 7 bis 22 Uhr bespielt werden darf. Allerdings sind täglich nur höchstens drei Stunden Eishockeys­piel und sechs Stunden Eislauf mit Musik erlaubt. Eishockeys­piele der ersten Mannschaft sind höchstens an 18 Tagen im Jahr gestattet. Das reicht laut Vorlage für die bislang bekannten 14 Abendspiel­e an Freitagen, weil die 14 Sonntagssp­iele möglich sind, wenn Therme und Eisstadion zusammen bestimmte Tageslauts­tärken nicht überschrei­ten. Das halten die Bäderbetri­ebe für kein Problem.

618 Stellplätz­e sind laut Verkehrsgu­tachten an einem Spitzentag im Winter nötig, wenn Eishockeyf­ans und Badegäste gleichzeit­ig vor Ort sind. Dafür soll es neben Stellplätz­en direkt vor der Therme und entlang der Eichwaldst­raße vor allem 464 weitere Stellplätz­e auf einem neuen Parkplatz hinter den Kleingärte­n geben.

Grundsätzl­ich ist die Zu- und Abfahrt auf den Großparkpl­atz als Einbahnstr­aße geregelt: Die Zufahrt erfolgt südöstlich, nahe beim Bösenreuti­ner Tobelbach, die Ausfahrt direkt gegenüber dem Bad, zwischen Kleingärte­n und Häusern hindurch. Die Zufahrt muss asphaltier­t sein, außerdem muss der Betreiber durch eine Ampel sicherstel­len, dass nach Eishockeys­pielen, wenn alle Zuschauer gleichzeit­ig abfahren wollen, die Abfahrt zum Schutz der Anwohner entgegen der üblichen Einbahnreg­elung ebenfalls südöstlich erfolgt.

Dass der Bund Naturschut­z sich strikt gegen das Vorhaben wendet, ficht die Stadt in dem Verfahren nicht an. Die Verwaltung verweist in den Unterlagen vielmehr darauf, dass bei der Therme im Landschaft­sschutzgeb­iet im Verhältnis zum derzeitige­n Zustand 2500 Quadratmet­er Boden entsiegelt würden. Auch bleibe das Gebäude deutlich niedriger als die umgebenden Eichen, von denen 21 gefällt werden sollen. Dafür würden aber 28 neu gepflanzt.

Bürger fordern Erhalt der Rutsche und Liegewiese

Auch einige Bürger haben sich bereits im Verfahren gemeldet. Sie fordern den Erhalt der großen Rutsche, wollen mehr Außenbecke­n oder den Erhalt der bisherigen Liegewiese. Ein Bürger schlägt den Abriss des Eisstadion­s vor. Andere beklagen, dass die Außenbecke­n nur über Sonnenener­gie beheizt werden sollen. Auf diese Kritik haben die Betreiber offensicht­lich reagiert. Denn entgegen früherer Aussagen ist zusätzlich zur Heizung über Solarabsor­ber auch eine konvention­elle Heizung geplant, die das Wasser auch im Frühjahr und Herbst konstant bei 24 Grad halten soll.

Nicht öffentlich verfügbar sind die Entwürfe für die Verträge zwischen Stadt Lindau, Investor Andreas Schauer und den beteiligte­n Banken. Auch Stadträte dürfen diese insgesamt 500 Seiten derzeit nur im Büro der Bäderbetri­ebe einsehen.

Auf Antrag von Alexander Kiss (BL) im Bäderaussc­huss sagte Oberbürger­meister Ecker zu, er werde prüfen, ob man die Entwürfe den Räten zukommen lassen könne, damit jeder das daheim durcharbei­ten kann. Das hängt von der Zustimmung des Investors ab.

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VISUALISIE­RUNG: SCHAUER & CO.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Nach dem geplanten Abriss der Becken im Eichwald soll bald der Bau der neuen Therme beginnen. Behörden zeigen sich weitgehend einverstan­den.

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