Nonnenhorn will 2018 Echt-Bodensee-Card einführen
Tourist-Information aus Langenargen berichtet über erste Erfahrungen mit der neuen Gästekarte
NONNENHORN (andy) - Datenschutz, das Fehlen der Schifffahrtsbetriebe und die Finanzierung waren die Themen rund um die Echt-Bodensee-Card (EBC), die der Nonnenhorner Gemeinderat diskutierte. Bei der vergangenen Sitzung stellte Enrico Heß von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) die neue Gästekarte vor und Gremiumsmitglieder sowie Vertreter der Gastgeber waren sich einig, dass es ein gutes Angebot ist. Deshalb sprach sich der Rat einstimmig dafür aus, die Karte ab 1. Januar 2018 einzuführen – vorausgesetzt, der Landkreis Lindau ist bis dahin dem Verkehrsverbund Bodo beigetreten. Die Echt-Bodensee-Card soll die örtlichen Gästekarten ersetzen und bietet Übernachtungsgästen Vergünstigungen für mehr als 100 Ausflugsziele, wie dem Ravensburger Spieleland, der Lindauer Marionettenoper oder dem Dornier-Museum in Friedrichshafen. Außerdem können die Urlauber Bus und Bahn im Gebiet des Verkehrsverbundes Bodensee-Oberschwaben (Bodo) kostenlos nutzen. Auch die Fahrradmitnahme ist kostenfrei. Außerdem verkehrt im Sommer stündlich ein Echt-BodenseeCard-Bus zwischen allen Orten, die an der EBC teilnehmen.
Jeder Übernachtungsgast ab sechs Jahren bekommt die Karte bei seiner Ankunft automatisch. Die Gemeinde und Städte können selbst entscheiden, ob sie mitmachen. Sie müssen pro Übernachtung einen Solidarbeitrag von einem Euro zahlen.
In der Regel finanzieren sie das über einen höheren Kurbeitrag. Sarah von Drateln von der Tourist-Information in Langenargen, einer der vier Pilotgemeinden, die heuer die Echt-Bodensee-Card eingeführt haben, berichtete dem Nonnenhorner Rat, dass Langenargen auf seine Kurtaxe 1,15 Euro aufgeschlagen habe. Die Gäste hatten dies akzeptiert. Ratsmitglied Roland Hornstein glaubt, dass dies in Nonnenhorn ähnlich sein wird: „Egal, ob wir 1,00 oder 1,20 Euro aufschlagen, es wird kein Problem sein, weil wir einen echten Mehrwert bieten.“
Vor allem der kostenlose Nahverkehr kam bei den Nonnenhornern gut an. Bürgermeister Rainer Krauß sagte: „Jeder, der bei uns im Sommer unterwegs ist, wird zustimmen, dass jedes Auto, das stehenbleibt, ein Gewinn ist.“Deshalb biete Nonnenhorn seinen Gästen bereits jetzt die kostenlose Nutzung des Zuges nach Lindau an. Das komme bei den Urlaubern sehr gut an, versicherten die beiden Vertreterinnen der Gastgeber, die bei der Beratung mit am Ratstisch saßen. Deshalb wäre eine kostenlose Fahrt mit Bus und Bahn im Bodo-Gebiet „eine tolle Sache“.
Elektronisches Meldesystem kommt mit Echt-Bodensee-Card
Für die Vermieter ergebe sich kaum zusätzlicher Aufwand, so Heß. Sie erhalten kostenlos ein elektronisches Terminal zum Aktivieren der Karte. Mitarbeiter der Tourist-Information oder der DBT kämen vorbei, um das Gerät zu installieren. Außerdem bekämen die Gastgeber Zugang zu einem Internetportal. Dort tragen sie Namen, Geburtsdaten, Adressen und Aufenthaltszeitraum der Gäste ein. Dieses System funktioniert gleichzeitig als elektronisches Meldesystem und ersetzt den PapierMeldeschein. Dagegen hatten einige Gastgeber aus Baden-Württemberg geklagt. Die Klage ruhe derzeit und der Gesetzgeber werde entsprechend nachbessern, berichtete Heß. In Bayern sei dies jedoch kein Problem, denn hier könnten die Kommunen elektronische Meldescheine vorschreiben, so Heß weiter. Von Drateln von der Tourist-Information in Langenargen versicherte, dass das System sehr einfach zu bedienen sei.
Die Urlauber können ebenfalls Zugang zu dem Portal erhalten. Sie können dort bereits im Vorfeld einchecken, erhalten Informationen über ihre Unterkunft und Vorschläge für Ausflugsziele in der Region. Sie können zudem einen Urlaubsplaner nutzen. Daneben gibt es noch eine App mit diesen Funktionen. Ob die Gastgeber ihren Gästen Zugang zum Portal gewähren, sei ihre Entscheidung. Aber es ist nach Heß Ansicht eine Entlastung, weil der Urlauber selbst den Meldeschein im Vorfeld ausfüllen könne. Im Schwarzwald nutzten dieses Angebot 60 Prozent der Gäste.
Ein Kritikpunkt vieler Gegner ist der Datenschutz. Heß versichert, dass dies kein Problem sei. Die Chipkarte habe dieselben Sicherheitsstandards wie eine Kreditkarte. Auf der Karte seien zwar Vor- und Nachname gespeichert, allerdings in anonymisierter Form: nur der erste und letzte Buchstabe seien jeweils lesbar. Ansonsten fänden sich darauf nur noch Aufenthaltsdauer und -ort. Auf die übrigen Daten habe nur der Urlauber selbst vollständigen Zugriff. Die DBT erhalte anonymisiert Informationen, wo die Gäste in der Region unterwegs sind, und der Bodo sehe ebenfalls anonymisiert, wie der Nahverkehr genutzt wird.
Ein weiteres Manko ist, dass manche Attraktionen, wie der Affenberg in Salem, die Insel Mainau oder die Pfänderbahn, derzeit nicht dabei sind. Auch die Bayerischen Schifffahrtsbetriebe beteiligen sich nicht. Doch Heß verspricht: „Das wird sich Jahr für Jahr weiterentwickeln.“Er ist sich sicher, dass das Nutzungsverhalten der Gäste dazu führt, dass sich sowohl mehr Ausflugsziele als auch mehr Gemeinden beteiligen werden.
Entscheidung über Bodo-Beitritt des Landkreises fällt Anfang Mai
In Langenargen werde die Karte gut angenommen, versichert Von Drateln. Zwar gebe es unter den Gastgebern auch einige entschiedene Gegner, aber die Mitarbeiterin der Tourist-Information sagt: „Man muss die Möglichkeiten, die der Gast dadurch hat, darstellen, dann sind die meisten Gastgeber positiv eingestellt.“Deshalb plädierte auch Bürgermeister Krauß dafür, dass sich Nonnenhorn an der Echt-Bodensee-Card beteiligt: „Es ist wichtig und trifft die Zeit, dass wir etwas in diese Richtung auf die Beine stellen.“
Der Gemeinderat in Nonnenhorn sah dies ebenso und plädierte einstimmig für die Einführung ab Januar 2018. Allerdings nur, wenn der Landkreis Lindau bis dahin dem Bodo beitritt. Der Kreistag beschließt Anfang Mai darüber.