Keine Spur von den Vipern-Dieben
Bei der Polizei sind bislang keine Hinweise eingegangen. Sie spricht von einem Einzelfall im Allgäu
SCHEIDEGG - Nach wie vor gibt es keine Spur von den Unbekannten, die vor Kurzem zwei Mang-Vipern aus dem Scheidegger Reptilienzoo gestohlen haben. Die Tiere gelten als sehr selten. Das Polizeipräsidium in Kempten spricht von einem „Einzelfall“. Andere Diebstähle von Giftschlangen sind der Behörde im ganzen Allgäu nicht bekannt.
Der oder die Täter waren in der Nacht auf Sonntag, 16. April, über ein Fenster in den Ausstellungsraum des Reptilienzoos eingestiegen. Die Unbekannten hatten es offenbar gezielt auf die beiden 1,40 Meter langen Giftschlangen abgesehen. Die anderen Terrarien im Reptilienzoo blieben unberührt.
Die beiden Schlangen waren erst seit kurzer Zeit im Zoo zu sehen. Der Eigentümer besaß die Tiere zwar schon länger, hatte sie bisher aber nicht ausgestellt. Die Polizei und der Betreiber des Zoos gehen davon aus, dass Fachleute hinter dem Diebstahl stecken. Möglicherweise hat ein Schlangenliebhaber die Tiere bei einem Besuch entdeckt und sie selber später gestohlen oder den Diebstahl in Auftrag gegeben. Die Polizei wertet derzeit Spuren aus. Mit ihrem öffentlichen Aufruf wollte sie mögliche Zeugen ermitteln, zudem auch die Szene der Schlangenhalter erreichen, schildert Lindenbergs Polizeichef Christian Wucher. Ob ihr das gelang, ist unklar. Jedenfalls sind bei der Polizei bisher keine Hinweise eingegangen.
Die Polizei beziffert den Wert der Vipern auf mehrere tausend Euro. Das ist für Reptilien ungewöhnlich hoch. Kobras werden in einschlägigen Internetbörsen für 200 Euro gehandelt, Schwarze Mambas für weniger als das Dreifache.
Der hohe Wert der Mang Vipern hat seinen Grund: Die Giftschlangenart ist erst seit 1989 offiziell bekannt und gilt als sehr selten. Das Vorkommen ist auf ein kleines Gebiet in China beschränkt. Fachleute schätzen die Verbreitung auf ein nur hundert Quadratkilometer großes Areal. Auf der Roten Liste werden die Tiere als gefährdet eingestuft. Die auch in Zoos selten zu sehende Vipernart gilt zudem wegen ihrer grünen Augen und lebendigen Zeichnung als sehr schöne Schlange.
Haltung nur mit Genehmigung
Vipern gehören zu den – wie es im Amtsdeutsch heißt – „gefährlichen Tieren wild lebender Arten“. Sie dürfen in Bayern nur mit Genehmigung gehalten werden. Wer so etwas tun will, muss unter anderem ein berechtigtes Interesse nachweisen und als zuverlässig gelten.
Wie viele exotische Giftschlangen in deutschen Privathaushalten geführt werden, ist unklar. Zahlen sind auch dem Landratsamt nicht bekannt. Zuständig für eine Genehmigung sind die Kommunen. Im Westallgäu sind offiziell registrierte Schlangen, die in die Rubrik „gefährlich“und „wild lebend“fallen, offenbar die Ausnahme. Der Stadt Lindenberg beispielsweise ist kein solches Tier gemeldet.