Der Sport war sein Leben
LINDENBERG (bes) - Die Spuren, die er hinterlässt, sind gewaltig. Mehr als 20 Jahre war er der Vorsitzende des Sportkreises Lindau. Für die 80 Vereine und ihre 30 000 Mitglieder hatte er stets ein offenes Ohr. Kaum eine Generalversammlung, Sportlerehrung, Jubiläumsfeier oder KreiscupSiegerehrung ließ er aus. Er war ein gefragter Ratgeber und ein wichtiges Bindeglied zwischen den Vereinen und dem Bayerischen Landessportverband (BLSV), wenn es beispielsweise um die Finanzierung von Sportstätten ging. Nun ist Egon Hartmann überraschend im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der Sport war sein Leben. Schon kurz nachdem der gebürtige Landsberger ins Westallgäu gezogen war, hat der Zahnarzt sein erstes Amt beim TV Lindenberg übernommen, als Leiter der Leichtathletik-Abteilung. Von 1972 bis 1996 war er Vorsitzender – und wurde daraufhin zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Als der Verein ihn wenig später wieder brauchte, kehrte er zurück und war von 2004 bis 2014 erneut Vorsitzender. Unter seiner Ägide wurde das Sportangebot des 1858 gegründeten Vereins umfassend erweitert, die Mitgliederzahl verdreifachte sich (derzeit 1300).
„Er war eine Institution und hat grundlegende Weichen gestellt. Nicht nur für den TVL, sondern den Sport in ganz Lindenberg“, sagt Martin Fink, der heutige Vorsitzende des Turnvereins. Denn Hartmann hat nicht nur „seinen“TV Lindenberg vorangebracht, sondern auch den heute noch bestehenden Sportbeirat initiiert und sich sehr stark für die Sportförderung eingesetzt. Daneben hatte er viele Jahre lang auch das Stadtfest organisiert. „Bis zum letzten Tag war er uns ein guter Ratgeber“, sagt Fink. Hartmann sei bis zuletzt regelmäßig in der Geschäftsstelle gewesen.
Im Sportkreis Lindau war Hartmann seit 1972 im Ausschuss aktiv. 1996 übernahm der Lindenberger, der sich mit Tennis, Nordic Walking und Bergwandern fit gehalten hat, den Vorsitz. Diesen Posten wollte er im Herbst abgeben. Hinter den Kulissen hatte er bereits die Weichen gestellt und einen Nachfolger ausgekuckt. „Diese Nachricht hat uns alle zutiefst getroffen. Wir verlieren einen Freund“, sagt Hans Ellinger. Der Chef des TSV Heimenkirch wird, gemeinsam mit dem anderen Stellvertreter Wilfried Fuchs (Lindau), bis zum turnusmäßigen Kreistag im Spätherbst die Geschäfte des Sportkreises führen. „Ich bin in meine Funktion als Stellvertreter nur zufällig gerutscht und habe von ihm sehr viel lernen dürfen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, sagt Ellinger über Hartmann.
Dieser war stets ein kompetenter Ansprechpartner. Ein Blatt vor den Mund nahm Egon Hartmann nie – egal, ob es um Finanzierungsfragen, Nachwuchsprobleme oder die wachsende Schwierigkeit ging, Ehrenämter zu besetzen. Ihm ging es stets darum, den Sport in der Region voranzubringen. Dazu gehörte es auch, Probleme öffentlich anzusprechen und Denkprozesse anzustoßen.
Für seine Verdienste erhielt Hartmann im Februar 2013 das Bundesverdienstkreuz. Die Goldene Münze der Stadt, die Landkreismedaille und die Verdienstplakette in Gold des TVL waren weitere seiner zahlreichen Auszeichnungen.