ZF macht gemeinsame Sache mit Faurecia
Zulieferer wollen Innenräume autonom fahrender Autos sicher und bequem machen
FRIEDRICHSHAFEN - Schnell am Markt, Komplettangebote für neue Anbieter, flexible Strukturen: Der Friedrichshafener Autozulieferer ZF und der Pariser Konzern Faurecia haben eine strategische Partnerschaft beschlossen. Sie wollen sichere und komfortable Innenräume für autonom fahrende Autos entwickeln und verkaufen.
Zwei Überlegungen stehen hinter der Partnerschaft der Zulieferer, die auf Sitze und Armaturen einerseits, Gurte, Airbags und Sensorik andererseits spezialisiert sind: Autonomes Fahren brauche hohe Sicherheitsstandards. Und: Weil selbstfahrende Autos nicht nur von den Bändern traditioneller Hersteller, sondern auch aus den Entwicklungslaboren wendiger Start-ups und großer IT-Konzerne rollen werden, werde sich der Zulieferer durchsetzen, der schnell am Markt ist und möglichst komplette Angebote für die Bereiche liefert, die nicht zur Kernkompetenz der Computerspezialisten zählen. Sitze und Sicherheitstechnik zum Beispiel, für die die Konzerne Faurecia und ZF stehen.
Gemeinsam auf der IAA
Schon auf der Automesse IAA im September sollen erste Produktideen vorgestellt werden. „Um erfolgreich zu sein, bedarf es sowohl bei der Fahrzeugelektrifizierung als auch beim autonomen Fahren innovativer Technologien für die aktive und passive Sicherheit“, sagt ZF-Chef Stefan Sommer. Patrick Koller, sein Gegenüber bei Faurecia: „Gemeinsam können wir komplette Sicherheitskonzepte für den Innenraum anbieten, um den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden und den Innenraum der Zukunft sicher, vernetzt, anpassungsfähig und vorausschauend zu gestalten.“
Entstanden ist die Idee zur Partnerschaft angeblich auf der US-Autoschau Naias im Januar, seit März arbeiten gemeinsame Entwicklerteams. Zusätzliche Stellen, neue Fabriken, eine gemeinsame Firma sind nicht geplant, zunächst soll die Partnerschaft zwei Jahre lang ausprobiert werden. Auch sei eine Zusammenarbeit nur eines Partners mit einem Kunden weiter möglich.
In autonomen Fahrzeugen werden sich die Insassen viel freier bewegen als gewohnt. Die Folge: ZF arbeitet schon heute an flexibleren Sicherheitssystemen. So kann es durchaus sinnvoll sein, Gurte am Sitz und nicht an der Karosserie zu befestigen und Airbags im Dach zu verstecken. Dass all dies nur dann funktionieren kann, wenn es mit der Innenausstattung, also Sitzen und Verkleidung, abgestimmt ist, liegt auf der Hand.
Umsatzziel unbekannt
Was sich die Unternehmen von der Zusammenarbeit unterm Strich erwarten, haben sie nicht mitgeteilt. Klar ist, dass das betreffende Geschäftssegment kein kleines ist. ZF setzt über vier Milliarden Euro im Jahr mit aktiver und passiver Sicherheitstechnik um, also mit Sensorik, Gurten und Airbags (Gesamtumsatz: 35,2 Milliarden Euro). Eine Folge der Übernahme des US-Konzerns TRW im Jahr 2015. Faurecia macht mit Sitzen und Innenausstattung jährlich rund 10,5 Milliarden von insgesamt 18,7 Milliarden Euro Umsatz.
Dass die Zulieferer, die zu den weltweiten Schwergewichten zählen, zu einer Partnerschaft zusammengefunden haben, wird dadurch erleichtert, dass sie sich an keiner Stelle Konkurrenz machen. Eine Personalie verbindet beide. Der ehemalige ZF-Chef Hans-Georg Härter sitzt im Aufsichtsgremium von Faurecia. Er habe aber nicht als Sondervermittler tätig werden müssen, heißt es aus ZF-Kreisen. Der Konzern vom Bodensee sei von Anfang an Wunschpartner der Franzosen gewesen.