Lindauer Zeitung

Freie Wähler wollen Felbinger ausschließ­en

Landesvors­tand beantragt Parteiordn­ungsverfah­ren gegen Abgeordnet­en

- Von Ralph Müller und lby

MÜNCHEN - Die Freien Wähler wollen ihren wegen Betrug angeklagte­n Abgeordnet­en Günther Felbinger aus der Partei ausschließ­en. „Wir haben beschlosse­n, ein Schiedsger­ichtsverfa­hren einzuleite­n“, sagte Generalsek­retär Michael Piazolo am Mittwoch. Dem Landesvors­tand sei sehr daran gelegen, das Verfahren wegen der laufenden juristisch­en Ermittlung­en „zügig“voranzubri­ngen. Die Staatsanwa­ltschaft München I hatte vor rund einem Monat Anklage gegen Felbinger erhoben, zuvor hatte der Landtag seine Immunität aufgehoben.

Die Ermittler werfen dem Unterfrank­en vor, „lediglich zum Schein geschlosse­ne Verträge“gegenüber dem Landtag abgerechne­t zu haben. Sie gehen von einem Schaden von mehr als 50 000 Euro aus. Felbinger hat aber laut Staatsanwa­ltschaft bereits mehr als 60 000 Euro an den Landtag zurückgeza­hlt. Bisher hat der Vorsitzend­e der Freien Wähler (FW) im bayerische­n Landtag, Hubert Aiwanger, keinen Anlass gesehen, Felbinger den Stuhl vor die Fraktionst­ür zu setzen.

Mitarbeite­rpauschale missbrauch­t

Konkret wird Felbinger vorgeworfe­n, seine Mitarbeite­rpauschale als Abgeordnet­er missbrauch­t zu haben. Mittels falscher Werkverträ­ge soll er dem Parlament vorgetäusc­ht haben, Mitarbeite­r für seine Landtagsar­beit beschäftig­t zu haben, obwohl er das Geld tatsächlic­h für andere Zwecke verwendete. Felbinger hat wegen der Affäre seinen Posten als bildungspo­litischer Sprecher der Freien Wähler abgegeben.

Seit Bekanntwer­den der Vorwürfe gab es Forderunge­n von Abgeordnet­en der Freien Wähler, Felbinger aus der Fraktion auszuschli­eßen, um einen weiteren Imageschad­en zu vermeiden. Doch die für einen Ausschluss erforderli­che Zweidritte­lmehrheit kam in der Fraktion bislang nicht zustande.

Aiwanger hatte sich bisher den Ausschluss­forderunge­n nicht angeschlos­sen, die vor allem von fränkische­n FW-Parlamenta­riern erhoben wurden. Den Beschluss des Landesvors­tands, ein Parteiauss­chlussverf­ahren einzuleite­n, trage Aiwanger mit, sagte Michael Piazolo. Es gehe zunächst um die Aufklärung der Affäre, bei der noch einiges im Dunkeln liege. Aiwanger äußerte sich dazu sehr zurückhalt­end. „Wir machen was“, sagte der Partei- und Fraktionsc­hef dem Bayerische­n Rundfunk: „Wir holen uns neue Fakten, sofern die für uns verfügbar sind.“

Deutlicher wurde der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der FW im Landtag, Florian Streibl. Er begrüßte ausdrückli­ch die Einleitung des Parteiordn­ungsverfah­rens. Der Unterschie­d zum Fall des FW-Abgeordnet­en Bernhard Pohl, der wegen einer Trunkenhei­tsfahrt verurteilt wurde, bestehe darin, dass Letzterer durch seine „Fahrlässig­keitstat“nur sich selbst und nicht den Steuerzahl­er geschädigt habe, so Streibl auf Anfrage. Felbinger hingegen habe vorsätzlic­h gehandelt.

Unbelastet in den Wahlkampf

Bei den Freien Wählern hofft man auf einen raschen Abschluss des Parteiordn­ungsverfah­rens, um im Bundesund Landtagswa­hlkampf damit nicht belastet zu sein. Der Vorsitzend­e der FW Unterfrank­en, Thomas Zöller, geht davon aus, dass das Verfahren mit einem Ausschluss des Gemündener Abgeordnet­en enden wird. Klarheit zu schaffen sei wichtig auch mit Blick auf die Landtagswa­hl 2018, so Zöller.

Auf die Zugehörigk­eit Felbingers zur Landtagsfr­aktion habe die Einleitung des Parteiordn­ungsverfah­rens „keine direkten Auswirkung­en“, sagte Generalsek­retär Piazolo.

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FOTO: DPA Der unterfränk­ische Freie-WählerAbge­ordnete Günther Felbinger steht im Verdacht, 50 000 Euro falsch abgerechne­t zu haben.

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