Lindauer Zeitung

Türkentaub­e kommt aus dem Balkan

Bestand der Tiere scheint abzunehmen – Am Bodensee ist der Vogel ganzjährig zu sehen

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LINDAU (lz) - Ihr Name weist auf ihre Herkunft hin: Die Türkentaub­e (lateinisch Streptopel­ia decaocto) stammt aus dem Balkengebi­et und hat sich von Südosten her in einer für biologisch­e Verhältnis­se ungeahnten Geschwindi­gkeit ausgebreit­et. In Bayern gelang der erste Brutnachwe­is für diese Vogelart im Jahr 1944 in Nürnberg. Seither hat sich die hübsche Taube in Bayern außerhalb der Alpen fast flächendec­kend und mit über längere Zeit stabilem Bestand verbreitet. Sie bevorzugt Höhenlagen bis etwa 500 Meter. So ist sie bei uns im Landkreis Lindau vor allem im Umkreis des Bodensees zu finden, schreibt der Landschaft­spflegever­band Lindau-Westallgäu in seinem neuen Beitrag der Rubrik „Draußen umgeschaut“.

Die elegante, mittelgroß­e Taube kann über 30 Zentimeter lang werden. Ihr Gefieder ist auf den ersten Blick recht einheitlic­h, doch mit Farbverläu­fen von weißlich über hell beige bis grau gefärbt. Leicht zu erkennen sind die erwachsene­n Vögel an einem schmalen schwarzen Band mit feiner weißer Umrandung im Nacken. Die Türkentaub­e ist ein Jahresvoge­l, was bedeutet, dass sie das ganze Jahr bei uns verbringt. Sie ernährt sich überwiegen­d pflanzlich mit Früchten, Samen, Keimlingen und Blättern, aber auch von Zivilisati­onsabfälle­n aller Art. Im Winter kann man sie zudem an Futterstel­len im Garten beobachten. Sie trinkt gerne und viel Wasser, im Winter frisst sie Schnee.

Die Türkentaub­e ist zu einem typischen Vogel unserer Siedlungen geworden. Sie lebt gerne an alten Baumbestän­de,n beispielsw­eise in Friedhöfen, Parks, Alleen oder naturnahen Gärten. Diese Vogelart brütet mit drei bis fünf Bruten von März bis in den Oktober hinein. Sie singt im dreisilbig­en Balzruf „gu-guu-gu“, das aus der Ferne an einen Kuckuck erinnern kann. Das Männchen zeigt dem Weibchen mit Rufen und besonderen Balzflügen gute Nistplätze, meist in Bäumen. Er bringt Zweige, Gras und Wurzeln, aber auch andere Dinge wie Federn, Wolle, Seil- oder Drahtstück­e in das Nest ein. Das Weibchen baut dann ein einfaches Nest, in das nur zwei Eier gelegt werden. Nach zwei Wochen schlüpfen die Jungen. Sie werden von ihren Eltern mit einer „Kropfmilch“, einem im Kropf vorverdaut­en Brei, gefüttert. Nach etwa drei Wochen werden sie flügge. Nach dem Verlassen des Nests werden die Jungen mehrere Wochen von den Eltern begleitet und zusätzlich mit Nahrung versorgt.

Der Bestand der Türkentaub­e nimmt immer weiter ab

Aus den letzten Jahren liegen Berichte vor, wonach der Bestand der Türkentaub­e abnimmt und der Vogel insbesonde­re größere Städte als Brutgebiet wieder aufgibt. Dies kann unter anderem am Verschwind­en vom Bäumen oder der zunehmende­n Versiegelu­ng liegen, was zum Verlust von Brutplatze­n und zu Nahrungsen­gpässen führt. Dies trifft aber nicht nur die Türkentaub­e, sondern auch viele andere Vogelarten, die in unseren Dörfern und Städten leben.

Der Landschaft­spflegever­band Lindau-Westallgäu stellt unter dem Motto „Draußen umgeschaut“alle zwei Monate eine Tier- oder Pflanzenar­t vor, nachzulese­n auch auf der Internetse­ite des LPV beim Landkreis Lindau unter ●» www.landkreis-lindau.de

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FOTO: ANDREAS ZAHN Nistet gern in Bäumen: die Türkentaub­e.

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