Diskussionsrunde: „Das Allgäu wird bunter“
Die Region ist durch die Landwirtschaft „grün“geprägt – In Zukunft kommen vermutlich andere Farbtöne hinzu
SULZBERG - Grau? Grün? Oder was? Welche Farbe wird das Gesicht des Allgäus in den nächsten Jahren prägen. Schon noch grün – aber auch eine Spur bunter: Darüber waren sich die etwa 120 Teilnehmer bei der Veranstaltung „Zukunftsmaschine Allgäu 2030“am Samstag im Schlossbauerhof Sulzberg (Oberallgäu) einig. Wobei die Farbenspiele weniger mit der politischen Präferenz zu tun haben – sonst würde weitgehend Schwarz die dominierende Note bleiben – sondern mehr mit dem Erscheinungsbild der Region. Also mit der Frage: Wie sehen uns die Anderen, die im Allgäu Erholung, Sport, gesunde Lebensmittel und auch ein soziales Lebensgefühl suchen? Und dabei viel Geld liegenlassen – womit wiederum das Auskommen vieler in der Region lebender Menschen gesichert ist.
Zwischen Natur und Nutzen
„Wo gehen wir also hin?“, fragte der Initiator der Veranstaltungsreihe „Zukunftsmaschine Allgäu 2030“, der Allgäuer CSU-Bundestagsabgeordnete und Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller. Um dann gleich die Richtung vorzugeben: Er komme viel rum in der Welt, sehe viele Landschaften, sei aber immer wieder fasziniert vom „einmaligen Spektakel der Natur im Allgäu“. Die Natur zu erhalten, aber auch den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln, sei die Aufgabe. Also „die Balance zu halten zwischen Natur und Nutzen“(Müller).
So ähnlich sahen das auch die Referenten. „Die Landwirtschaft wird wieder bunter“, prognostizierte Alfred Enderle aus Wertach, Präsident des Schwäbischen Bauernverbandes. Zwar werde die Milchwirtschaft trotz des Strukturwandels im Allgäu weiterhin eine entscheidende Rolle spielen, die Landschaft also nach wie vor „grün“prägen. Aber inzwischen würde eine ganze Reihe von jungen Bauern überlegen, wegen der schlechten Preise für Kuhmilch auf die Haltung von Ziegen und Schafen umzusatteln, oder gar, wo es geht, zum Teil Getreide anzubauen. Das werde die Landschaft schon ein wenig „bunter“machen.
Ebenfalls mehr Farbe ins Spiel bringen will Klaus Holetschek (Memmingen), Vorsitzender des Bayerischen Heilbäderverbandes. Vielen Kurorten würde heute das Etikett „graue Maus“anhängen. Dabei seien die Themen Gesundheit und Vorsorge so aktuell wie nie. Deshalb müsse die Region noch mehr mit den Marken „Kneipp“und „Schroth“wuchern sowie die Trends „Achtsamkeit“und „Widerstandsfähigkeit“stärker aufgreifen. Bildlich gesprochen: weg vom „Grau“und hin zu „farbenfroh“.
Gefragter Bauernhof-Urlaub
Rosarot sieht es derzeit beim Verein „Mir Allgäuer – Urlaub auf dem Bauernhof “aus. Vorsitzende Angelika Soyer (Kranzegg) sprach von einer steigenden Nachfrage. Die Menschen aus den Ballungsgebieten würden auf Allgäuer Höfen nicht nur gute Luft, Tiere, Ruhe und gesunde Lebensmittel aus der Region suchen, sondern hätten zunehmend auch Sehnsucht nach sozialer Gemeinschaft, wie sie die Gastgeber auf dem Land bieten könnten. Diese glänzende „Schatzkiste Bauernhof “dürfe aber nicht unter Wert verschleudert werden. Man dürfe für Qualität durchaus einen angemessenen Preis verlangen.
Preisbewusstsein: Ein Punkt, den übrigens mehrere Redner betonten, wie zum Beispiel Andreas Wenning, Geschäftsführer des Naturkostherstellers Rapunzel aus Legau. Nur so kämen die Hersteller gesunder und regionaler Lebensmittel oder touristische Anbieter auf einen – da haben wir die Farbe wieder – „grünen Zweig“.