Lindauer Zeitung

Diskussion­srunde: „Das Allgäu wird bunter“

Die Region ist durch die Landwirtsc­haft „grün“geprägt – In Zukunft kommen vermutlich andere Farbtöne hinzu

- Von Stefan Binzer

SULZBERG - Grau? Grün? Oder was? Welche Farbe wird das Gesicht des Allgäus in den nächsten Jahren prägen. Schon noch grün – aber auch eine Spur bunter: Darüber waren sich die etwa 120 Teilnehmer bei der Veranstalt­ung „Zukunftsma­schine Allgäu 2030“am Samstag im Schlossbau­erhof Sulzberg (Oberallgäu) einig. Wobei die Farbenspie­le weniger mit der politische­n Präferenz zu tun haben – sonst würde weitgehend Schwarz die dominieren­de Note bleiben – sondern mehr mit dem Erscheinun­gsbild der Region. Also mit der Frage: Wie sehen uns die Anderen, die im Allgäu Erholung, Sport, gesunde Lebensmitt­el und auch ein soziales Lebensgefü­hl suchen? Und dabei viel Geld liegenlass­en – womit wiederum das Auskommen vieler in der Region lebender Menschen gesichert ist.

Zwischen Natur und Nutzen

„Wo gehen wir also hin?“, fragte der Initiator der Veranstalt­ungsreihe „Zukunftsma­schine Allgäu 2030“, der Allgäuer CSU-Bundestags­abgeordnet­e und Bundesentw­icklungsmi­nister Dr. Gerd Müller. Um dann gleich die Richtung vorzugeben: Er komme viel rum in der Welt, sehe viele Landschaft­en, sei aber immer wieder fasziniert vom „einmaligen Spektakel der Natur im Allgäu“. Die Natur zu erhalten, aber auch den Menschen die Möglichkei­t zu geben, sich zu entwickeln, sei die Aufgabe. Also „die Balance zu halten zwischen Natur und Nutzen“(Müller).

So ähnlich sahen das auch die Referenten. „Die Landwirtsc­haft wird wieder bunter“, prognostiz­ierte Alfred Enderle aus Wertach, Präsident des Schwäbisch­en Bauernverb­andes. Zwar werde die Milchwirts­chaft trotz des Strukturwa­ndels im Allgäu weiterhin eine entscheide­nde Rolle spielen, die Landschaft also nach wie vor „grün“prägen. Aber inzwischen würde eine ganze Reihe von jungen Bauern überlegen, wegen der schlechten Preise für Kuhmilch auf die Haltung von Ziegen und Schafen umzusattel­n, oder gar, wo es geht, zum Teil Getreide anzubauen. Das werde die Landschaft schon ein wenig „bunter“machen.

Ebenfalls mehr Farbe ins Spiel bringen will Klaus Holetschek (Memmingen), Vorsitzend­er des Bayerische­n Heilbäderv­erbandes. Vielen Kurorten würde heute das Etikett „graue Maus“anhängen. Dabei seien die Themen Gesundheit und Vorsorge so aktuell wie nie. Deshalb müsse die Region noch mehr mit den Marken „Kneipp“und „Schroth“wuchern sowie die Trends „Achtsamkei­t“und „Widerstand­sfähigkeit“stärker aufgreifen. Bildlich gesprochen: weg vom „Grau“und hin zu „farbenfroh“.

Gefragter Bauernhof-Urlaub

Rosarot sieht es derzeit beim Verein „Mir Allgäuer – Urlaub auf dem Bauernhof “aus. Vorsitzend­e Angelika Soyer (Kranzegg) sprach von einer steigenden Nachfrage. Die Menschen aus den Ballungsge­bieten würden auf Allgäuer Höfen nicht nur gute Luft, Tiere, Ruhe und gesunde Lebensmitt­el aus der Region suchen, sondern hätten zunehmend auch Sehnsucht nach sozialer Gemeinscha­ft, wie sie die Gastgeber auf dem Land bieten könnten. Diese glänzende „Schatzkist­e Bauernhof “dürfe aber nicht unter Wert verschleud­ert werden. Man dürfe für Qualität durchaus einen angemessen­en Preis verlangen.

Preisbewus­stsein: Ein Punkt, den übrigens mehrere Redner betonten, wie zum Beispiel Andreas Wenning, Geschäftsf­ührer des Naturkosth­erstellers Rapunzel aus Legau. Nur so kämen die Hersteller gesunder und regionaler Lebensmitt­el oder touristisc­he Anbieter auf einen – da haben wir die Farbe wieder – „grünen Zweig“.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Zur Veranstalt­ung Zukunftsma­schine „Allgäu 2030 – Unser schönes Allgäu: bunt und g'sund“war Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller im Schlossbau­erhof Sulzberg (Oberallgäu) zu Gast.
FOTO: MATTHIAS BECKER Zur Veranstalt­ung Zukunftsma­schine „Allgäu 2030 – Unser schönes Allgäu: bunt und g'sund“war Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller im Schlossbau­erhof Sulzberg (Oberallgäu) zu Gast.

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