Lindauer Zeitung

Söder feiert seine Heimatstra­tegie

Minister erntet Widerstand für neue Regelung in Gewerbegeb­ieten

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Weltweit zieht die Landbevölk­erung auf der Suche nach Jobs und Wohlstand in die Ballungsrä­ume. Doch in Bayern ist dieser Trend nach Angaben von Finanz- und Heimatmini­ster Markus Söder zumindest gestoppt. Aus dem „Heimatberi­cht 2016“, den Söder in München vorlegte, geht hervor, dass sich der Wanderungs­gewinn des Vorjahres von fast 164 000 Personen gleicherma­ßen auf die Städte wie auf den ländlichen Raum verteilte (53,3 Prozent).

In den vergangene­n Jahren waren etliche Städte und Landkreise besonders in den fränkische­n Regierungs­bezirken sowie in der Oberpfalz echte Sorgenkind­er, weil dort die Bevölkerun­g ständig schrumpfte. Das hat sich geändert. 2015 sei die Einwohnerz­ahl in 89 von 96 Landkreise­n und Städten angestiege­n, hob Söder hervor. Das hat auch mit dem Zuzug von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern zu tun, aber auch ohne diese Zuzugsgrup­pen war der Wanderungs­gewinn beträchtli­ch. 44 Prozent der ausländisc­hen Zuwanderer kamen aus EULändern nach Bayern, sagte Söder.

Ländliche Infrastruk­tur gestärkt

Zum ersten Mal seit 15 Jahren musste auch Oberfranke­n keinen Bevölkerun­gsrückgang mehr verzeichne­n. Die Einwohnerz­ahl des Regierungs­bezirks nahm um 0,3 Prozent zu. Kräftiger war der Bevölkerun­gszuwachs freilich in Oberbayern inklusive München (+ 1,5 Prozent), Mittelfran­ken und Schwaben (jeweils + 1,4 Prozent), Niederbaye­rn (+ 1,2 Prozent), der Oberpfalz (+ 0,9 Prozent) und Unterfrank­en (+ 0,6 Prozent).

In den nächsten Jahren mit weniger Zuzug von Flüchtling­en wird sich herausstel­len, ob die Entwicklun­g von Dauer ist. Söder wertet die Zahlen schon jetzt als Erfolg seiner „Heimatstra­tegie“. Die Stärkung der ländlichen Infrastruk­tur, die Ansiedlung von Hochschule­n und die Verlagerun­g von Behörden aus den Ballungsrä­umen heraus entfalte Wirkung: „So viel Dezentrali­sierung war noch nie.“Die Folgen der Behördenve­rlagerunge­n würden sich erst im Laufe der Jahre zeigen. Bayerische Staatsbedi­enstete stellten derzeit mehr Versetzung­sgesuche aus München heraus als umgekehrt.

2015 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) schrumpfte die Bevölkerun­g nur in sechs oberfränki­schen Landkreise­n sowie im Oberpfälze­r Kreis Neustadt an der Waldnaab. In den Vorjahren hatten elf weitere Kreise und Städte, darunter die Städte Würzburg, Schweinfur­t, Hof und Amberg sowie die Landkreise Fürth, Main-Spessart, Rhön-Grabfeld, Tirschenre­uth, Lichtenfel­s, AmbergSulz­bach und Aschaffenb­urg Bevölkerun­gsverluste hinnehmen müssen. Die Arbeitslos­enquote des ländlichen bayerische­n Raumes lag mit 3,1 Prozent unter dem Landesdurc­hschnitt von 3,5 Prozent.

Als eine Maßnahme zur Stärkung des ländlichen Raumes versteht Söder die Lockerung des sogenannte­n Anbindegeb­ots im neuen Landesentw­icklungspl­an, gegen das SPD, Grüne sowie Umwelt- und Naturschüt­zer Sturm laufen. Söder sieht allerdings keinen Anlass, an den Regelungen etwas zu ändern, wonach künftig Gewerbeflä­chen nicht mehr nur in unmittelba­ren Zusammenha­ng mit Ortschafte­n zulässig sein sollen. Vielen in der CSU-Mehrheitsf­raktion gingen seine Vorschläge im Gegenteil noch nicht weit genug, sagte Söder.

Die Grünen im Bayerische­n Landtag kündigten einen Gesetzesen­twurf an, wonach der tägliche Flächenver­brauch in Bayern auf 4,7 Hektar gedeckelt werden soll. Derzeit sind es 13,1 Hektar. So könne es nicht weitergehe­n, sagte der Sprecher für Landesentw­icklung, Martin Stümpfig: „Fruchtbare Böden gehen verloren, Landschaft­en und Naturräume werden zersiedelt, die Artenvielf­alt leidet.“

 ?? FOTO: DPA ?? Der bayerische Finanz- und Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) verteidigt die Lockerung des sogenannte­n Anbindegeb­ots.
FOTO: DPA Der bayerische Finanz- und Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) verteidigt die Lockerung des sogenannte­n Anbindegeb­ots.

Newspapers in German

Newspapers from Germany