Lindauer Zeitung

Mit Modellproj­ekt gegen den Lärm der Biker

Motorradfa­hrer sollen durch Lärmdispla­ys animiert werden, vom Gas zu gehen

- Von Ute Wessels

STRAUBING (lby) - Die Bikersaiso­n hat begonnen – das Frühlingsw­etter lockt Motorradfa­hrer aufs Land, wo die Strecken bergig und kurvig sind. Der Lärm strapazier­t dann die Nerven der Anwohner. Deshalb appelliert die bayerische Polizei nun mit einem Modellproj­ekt in Niederbaye­rn an die Vernunft der Motorradfa­hrer. Zwei im Landkreis StraubingB­ogen aufgestell­te Lärmdispla­ys zeigen Bikern ab sofort an, ob sie zu laut und zu schnell fahren. So sollen sie animiert werden, vom Gas zu gehen.

Die Polizei setzt mit dem Projekt auf die Eigenveran­twortung der Biker und erhofft sich einen positiven Effekt für die Anwohner, wie Timo Payer, Präsident des Bayerische­n Polizeiver­waltungsam­tes (PVA), an der Teststreck­e bei Neukirchen (Landkreis Straubing-Bogen) sagte. Die Motorradfa­hrer würden nicht geblitzt, fotografie­rt oder erfasst, sondern lediglich ihr Tempo und ihre Lautstärke. Auf Displays blinken – je nach Fahrweise – die Begriffe „langsam“, „leiser“oder „danke“auf. Die Geräte registrier­en auch, ob die Aufforderu­ng erfolgreic­h war.

Für das Projekt sind Leitpfoste­n am Fahrbahnra­nd mit Lärmmessge­räten ausgestatt­et worden. Das Gerät misst sowohl bei Motorräder­n als auch bei Autos die Geschwindi­gkeit, der Lärm wird nur bei Motorräder­n registrier­t. Als zu laut gilt ein Motorenger­äusch von über 82 Dezibel, was in etwa dem Geräusch eines Benzinrase­nmähers entspricht.

An attraktive­n Motorradst­recken sei die Lärmbeläst­igung für Anwohner und Touristen groß, sagte Josef Zellmeier, stellvertr­etender CSUFraktio­nsvorsitze­nder im Landtag. In den vergangene­n Jahren hätten sich in der nun für das Modelproje­kt ausgesucht­en Region die Beschwerde­n über Motorradlä­rm gehäuft. Die in Baden-Württember­g bereits erfolgreic­h getesteten Lärmdispla­ys sollen nun auch in Bayern Abhilfe schaffen. In einem nächsten Schritt könnten Gemeinden – vergleichb­ar mit Tempomessg­eräten an Ortseinfah­rten – an neuralgisc­hen Stellen Lärmdispla­ys installier­en.

Kosten liegen bei 20 000 Euro

Lärmlinder­ung erhofft sich Hans Liebl aus Neukirchen, der in der Nähe der Teststreck­e wohnt. „Wenn man schön auf der Terrasse sitzt und es kommt wieder so ein Narrischer, dann denkt man schon: Hast du ein Hirn oder hast du keines?“An die Einsicht der Biker appelliert auch Josef Laumer, Landrat von StraubingB­ogen und selbst Motorradfa­hrer.

Das Pilotproje­kt soll bis zum Ende der Motorradsa­ison im Oktober laufen. Die Kosten pro Anlage liegen nach Angaben eines PVA-Sprechers bei rund 20 000 Euro.

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FOTO: DPA Lärmdispla­ys zeigen Motorradfa­hrern an, ob sie zu laut fahren.

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